Klaus Kinskis Tochter Pola erhebt schwere Vorwürfe gegen den 1991 verstorbenen Schauspieler. Er habe sie jahrelang missbraucht. Am Samstag erscheint ihr Buch „Kindermund“, in dem Pola Kinski von ihrem Trauma erzählt.

Stuttgart - „Kindermund“ heißt das Buch, in dem Pola Kinski, die älteste Tochter von Klaus Kinski, ihr Trauma in autobiografische Literatur zu verwandeln versucht hat, ihre „zerstörte Kindheit“, wie der Verlag es nennt. Zwanzig Jahre nach dem Tod des manischen Schauspielgenies („Fitzcarraldo“) ist seine unterdessen 60-jährige Tochter so weit, davon zu erzählen, wie es war, als ihr Vater nach der Trennung der Eltern die Fünfjährige zu sich nahm. Wie es gewesen sei, als kleines Kind nicht nur Zeuge, sondern auch Objekt seiner exzentrischen Ausbrüche zu werden. Als er sich, wie sie jetzt im Interview mit der Illustrierten „Stern“ sagt, die eigene Tochter „als kleines Sexualobjekt“ geleistet habe, „das er auf Seidenkissen bettete“.

 

Vierzehn Jahre sei das so gegangen. Und, was Pola Kinski, die in den siebziger Jahren selbst als Bühnen- und Filmschauspielerin reüssierte, heute „das Infame“ nennt: er habe ihr vorgemacht, ein Vater dürfe das, überall auf der Welt – „nur in diesem spießigen Deutschland sei das nicht normal“.

Keine Chance, sich zu wehren

Klaus Kinski, gestorben im November 1991, kann sich gegen diese Vorwürfe nicht mehr wehren. Es fällt allerdings nicht leicht, sie zurückzuweisen, weil sie durchaus in das Bild passen, das die Nachwelt von Kinski hat. Sein Mimen-Nimbus speist sich bis heute nicht nur aus seiner unbestrittenen künstlerischen Kompromisslosigkeit, sondern auch aus rabiatem Egoismus, (selbst-)zerstörerischem Erlebnishunger und einer Sexualität, die mit dem Dämonischen wie dem Dekadenten mehr als nur kokettierte.

Wie seine Tochter sich erinnert, ist bald nachzulesen. Der Insel Verlag hat den Erscheinungstermin von „Kindermund“ auf diesen Samstag vorgezogen.

Pola Kinskis jüngere Halbschwester Nastassja Kinski bestätigte, das Buch vorab gelesen zu haben. „Ich bin zutiefst erschüttert“, schrieb die Schauspielerin („Tatort: Reifeprüfung“, „Paris – Texas“) in der „Bild“-Zeitung. „Aber: Ich bin stolz auf ihre Kraft, ein solches Buch zu schreiben.“ jus