Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Die ungewohnten Verfahren erfordern ein ganz neues Verständnis von Karosseriebau und Lackiererei. So wird der Unterboden des Autos mit Getriebe und Achsen komplett angeliefert. Die Beschäftigten werden einerseits Hand anlegen, um Autoteile zusammenzufügen – gleichzeitig müssen sie mit Tabletcomputern die Maschinen so programmieren, dass diese ihnen möglichst viel Arbeit abnehmen.

 

Die Arbeit am „J1“ soll aber kein Job nur für Hochqualifizierte sein. Weder ein Studium noch das Abitur sollen zwingend Voraussetzung zur Einstellung sein – selbst bei schlechten Schulnoten gebe es noch Chancen auf ein Engagement, betont Hück. Es nütze nichts, einen Supermathematiker zu haben, der sich in der Welt der digitalen Produkte nicht wohl fühle. Gefragt seien Leute, „die bereit sind, sich dreckig zu machen und trotzdem mit den neuen Technologien umgehen können“.

Um die Beschäftigten gewissenhaft vorzubereiten, werden sie spätestens von Ende nächsten Jahres an geschult. Zugleich sollen die Ausbildungszahlen erneut deutlich erhöht werden. Weil die Gespräche darüber mit dem Vorstand nicht abgeschlossen sind, mag Hück noch keine Zahlen nennen.

Im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel will Porsche auch seine Förderprogramme für Schulabbrecher aufstocken. Die heutige Zahl von bis zu 15 jungen Menschen wird voraussichtlich verdoppelt.

Generell sollen Beschäftigte jeder Altersgruppe in der „J1“-Fabrik arbeiten dürfen. Auch Wechsel aus den bisherigen Produktionsstätten seien erwünscht.

Rückkehr zur 35-Stunden-Woche

Ein Zugeständnis müssen die Beschäftigten auch bei der Arbeitszeit machen: Die Porsche-spezifische 34-Stunden-Woche in der Produktion – eingeführt zum 1. Dezember 2013 – läuft Ende 2016 aus. Vom 1. Januar 2017 an gelten wieder die 35 Stunden des Flächentarifvertrags in der Metallindustrie.

Viel Neues bringt auch die Fabrik 4.0, in der das batteriebetriebene Auto hergestellt werden soll. „Da werden die Kollegen den Schraubenzieher gegen das iPad austauschen“, bringt es Hück auf den Punkt. Künftig würden die bisher in Käfigen abgesicherten Roboter „freigelassen“, so dass Mensch und Maschine eng zusammen arbeiten. Hubtische, Schwenkgehänge sowie ein niedrigerer Lärmpegel sollen den Zustand einer „clean Fabrik“ ermöglichen.

Kein Job nur für Hochqualifizierte

Die ungewohnten Verfahren erfordern ein ganz neues Verständnis von Karosseriebau und Lackiererei. So wird der Unterboden des Autos mit Getriebe und Achsen komplett angeliefert. Die Beschäftigten werden einerseits Hand anlegen, um Autoteile zusammenzufügen – gleichzeitig müssen sie mit Tabletcomputern die Maschinen so programmieren, dass diese ihnen möglichst viel Arbeit abnehmen.

Die Arbeit am „J1“ soll aber kein Job nur für Hochqualifizierte sein. Weder ein Studium noch das Abitur sollen zwingend Voraussetzung zur Einstellung sein – selbst bei schlechten Schulnoten gebe es noch Chancen auf ein Engagement, betont Hück. Es nütze nichts, einen Supermathematiker zu haben, der sich in der Welt der digitalen Produkte nicht wohl fühle. Gefragt seien Leute, „die bereit sind, sich dreckig zu machen und trotzdem mit den neuen Technologien umgehen können“.

Um die Beschäftigten gewissenhaft vorzubereiten, werden sie spätestens von Ende nächsten Jahres an geschult. Zugleich sollen die Ausbildungszahlen erneut deutlich erhöht werden. Weil die Gespräche darüber mit dem Vorstand nicht abgeschlossen sind, mag Hück noch keine Zahlen nennen.

Im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel will Porsche auch seine Förderprogramme für Schulabbrecher aufstocken. Die heutige Zahl von bis zu 15 jungen Menschen wird voraussichtlich verdoppelt.

Generell sollen Beschäftigte jeder Altersgruppe in der „J1“-Fabrik arbeiten dürfen. Auch Wechsel aus den bisherigen Produktionsstätten seien erwünscht.

Die Steinkühler-Pause entfällt vorerst

Hücks liebster Begriff für die Arbeit in der Fabrik der Zukunft heißt Humanergonomie. Demnach wird die körperliche Belastung durch den Robotereinsatz deutlich gemindert. Folglich sollen die EZO-Pausen von fünf Minuten pro Stunde – bekannt als Steinkühler-Pausen – in der Produktion der Modelle 911, Boxster und Cayman erhalten bleiben. Beim Bau des Elektroautos gilt dies nicht mehr – wobei sich Hück ausbedungen hat, dass die Praxis den Wegfall der Erholungsphase rechtfertigen muss. Falls die körperliche Belastung ähnlich hoch sei wie in der herkömmlichen Produktion, wird die Steinkühler-Pause laut dem Tarifvertrag erst gar nicht abgeschafft.

Für die IG Metall war die Pause einst ein historischer Erfolg – ihre Aufgabe bei Porsche hat symbolischen Wert, selbst wenn sie vielerorts nicht mehr angewandt wird. Ohne seine Gewerkschaft direkt zu benennen, mahnt Hück: „Wenn der Produktionsstandort Stuttgart im Rennen sein will, brauchen wir eine Zeitenwende.“ Oft werde noch an alten Zöpfen festgehalten. „Dies wird auf Dauer nicht funktionieren, zum Nachteil der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes und der jungen Menschen.“

Mindestens 1000 neue Jobs

Die ständige digitale Überwachung der Anlagen ermöglicht theoretisch eine Produktion rund um die Uhr. Dies ist für Porsche wegen relativ geringer Stückzahlen kein Thema. Doch werden sich die Mitarbeiter an flexiblere Arbeitszeiten gewöhnen müssen. Künftig können sie die Anlagen am Wochenende von zu Hause aus bedienen. Das „Home office“ gewinnt an Bedeutung.

Wegen des verstärkten Einsatzes tragbare Computer wird auch über neue Datenschutzregeln nachgedacht, damit der Arbeitgeber keine Bewegungsprofile anlegt. Die Privatsphäre solle geschützt sein.

Mehr als 1000 Jobs soll „Mission E“ bringen – „konservativ geschätzt“, wie Hück sagt. In Rohbau, Lackiererei und Montage werden 900 Arbeitsplätze veranschlagt und in der Logistik weitere 200. Wenn das Elektroauto so einschlage wie etwa der Macan, „reden wir über weit mehr als 1000“.