Eine virtuelle Karte zeigt, in welchen öffentlichen Gebäuden und Läden Mütter in Stuttgart einen Platz zum Stillen finden.

Familie/Bildung/Soziales: Lisa Welzhofer (wel)

Ein Kind zu stillen braucht Zeit und manchmal auch einen geschützten Raum. Nicht jedes Baby kann im lauten Stadtgewimmel an der Brust trinken, nicht jede Mutter entblößt sich gern überall. Im Sommer haben es Frauen, die mit Still-Kindern in der Innenstadt unterwegs sind, einfach. Dann kann jede Parkbank zum Still-Platz werden. Aber wohin, wenn es kalt ist oder regnet?

 

Öffentliche Einrichtungen und Geschäfte, die Eltern zum Stillen, aber auch Wickeln oder Gläschenwärmen offen stehen, zeigt die Internetseite www.fruehehilfen-stuttgart.de/wickelorte, die für die kalte Jahreszeit aktualisiert wurde. Wobei die Stadt betont, dass die Auflistung nicht vollständig ist und ständig ergänzt wird.

Derzeit 17 Orte in Mitte

Dort kann man nach Stadtbezirken suchen oder in den Stadtplan zoomen. Für Stuttgart-Mitte weist die Karte derzeit 17 Möglichkeiten aus. Vor allem öffentliche Gebäude wie das Rathaus, das Jugendamt, die Volkshochschule, verschiedene Museen sind zu finden, aber auch einige Geschäfte.

Klickt man auf den Standort, wird angezeigt, was es dort gibt. So bieten etwa Baby Walz, Breuninger oder Wittwer-Thalia einen separaten Wickel- und Stillort. Im Planetarium, im Haus der Geschichte und im Bibelmuseum Biblioram kann man „in allen Bereichen stillen“. In den anderen Stadtbezirken sind es vor allem Bibliotheken, Eltern- und Familienzentren sowie Hallenbäder, die sich als stillfreundliche Orte ausweisen.

Stillen ist ein Grundrecht

Dass gestillt zu werden ein Grundrecht jedes Kindes ist und selbstverständlicher Teil des öffentlichen Lebens sein sollte, darauf weisen Hebammen schon länger hin. Eine Weltstillwoche, die jährlich stattfindet, soll das Thema öffentlich machen und Akzeptanz fördern. Ute Leidig, die Staatssekretärin im Sozialministerium, sagt beispielsweise: „Stillen ist ganz natürlich, geht uns alle an und ist Teil unserer Gesellschaft.“

Verschiedene Kommunen bemühen sich, Orte für Mütter anzubieten und Geschäfte in der Innenstadt für das Thema Stillen zu sensibilisieren. Die Stadt Ludwigsburg beispielsweise lobte vor ein paar Jahren einen Fotowettbewerb zum Thema Stillen in der Stadt aus, die Stadt Stuttgart stellt neben der Internetübersicht einen Aufkleber zur Verfügung mit dem Slogan „Stillen und Wickeln willkommen“ und beteiligt sich an der Weltstillwoche.

Sind Eltern willkommen?

Auch vonseiten der City-Initiative Stuttgart habe man die Mitglieder auf das Thema aufmerksamgemacht, sagt der Citymanager Sven Hahn. Denn nur wenn Eltern sich in der Innenstadt willkommen fühlen, kaufen sie dort auch gern ein. Ob stillende Mütter in einem Geschäft oder Restaurant willkommen sind, entscheide aber der Betreiber selbst, betont Hahn, das hänge auch von Platz und Ausstattung eines Geschäfts ab. Prinzipiell könnten Eltern natürlich in jedem Laden fragen, ob es dort eine Möglichkeit gibt, sich zum Stillen zurückzuziehen.

Auch Hebammen betonen, dass Eltern nicht im Umkehrschluss denken sollten, sie dürften nur dort stillen und wickeln, wo ein Aufkleber darauf hinweist.