Mutmaßliche Rechtsterroristen der Gruppe S. sollen Anfang 2020 versucht haben, Kriegswaffen in ihren Besitz zu bringen. Damit wollten die Mitglieder offenbar den Reichstag stürmen.

Berlin - Der Anführer der nach ihm benannten, mutmaßlichen Rechtsterrorgruppe Gruppe S., versuchte kurz vor seiner Festnahme am 14. Februar 2020, Kriegswaffen in seinen Besitz zu bringen. Das berichten das ZDF-Fernsehmagazins Frontal21, am heutigen Dienstag um 21 Uhr, sowie die Stuttgarter Nachrichten in der morgigen Mittwochsausgabe. Demnach war Werner S. dabei, ein Kalaschnikow-Sturmgewehr mit 2000 Schuss Munition sowie eine Maschinenpistole der israelischen Marke Uzi sowie Handgranaten zu erwerben.

 

Beschafft werden sollten die Waffen über den rechtsextrem gesinnten Waffenhändler wie André Mike B., den Werner S. aus der selbst ernannten Bürgerwehr „Soldiers of Odin“ kannte. Die Waffen sollten bis zum Sommer beschafft werden. Im Frühjahr verfügten die mutmaßlichen Rechtsterroristen bereits über 27 erlaubnispflichtige Waffen, vor allem Pistolen der russischen Hersteller Makarov und Tokarev.

„Etwa über 1000 Mann“

Der Präsident des die Ermittlungen gegen die Gruppe führenden Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, Ralf Michelfelder, bestätigte den geplanten Waffenkauf: „In der Tat haben die Tatverdächtigen sich Waffen besorgen wollen oder auch besorgt, um für diesen Terroranschlag vorbereitet zu sein.“

In einer Chatgruppe schrieb Werner S., er plane den Aufbau einer „etwa über 1000 Mann“ starken Miliz, mit der er dem „ganzen Spuk […] ganz zügig ein Ende bereiten“ wolle. Mit dem „richtigen Training und einem exzellenten, ausgereiften Konzept“ wolle man auf einen Schlag alle Politiker „im Reichstag ausschalten“.

„Das, was die Querdenker mit dem Sturm auf den Reichstag gemacht haben, wollte die Gruppe S. mit der Kalaschnikow umsetzen“ so Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter der Grünen. Diesen vernetzten Terrorismus müsse man ernst nehmen. „Die Gruppe S. wollte Mitglieder des Deutschen Bundestages liquidieren, prominente Politiker umbringen und dadurch eine Art Chaos in der Republik erzeugen, Angst und Schrecken erzeugen.“

Verdächtiger stirbt in Untersuchungshaft

Die Gruppe S. hatte bereits die Grünen-Spitzenpolitiker Robert Habeck und Anton Hofreiter ins Visier genommen. Außerdem plante Gruppenchef Werner S. eine Vielzahl von Moscheen in Deutschland gleichzeitig anzugreifen und dort muslimische Gläubige beim Freitagsgebet zu ermorden. LKA-Präsident Michelfelder sagt: „Wir sind bei unseren Durchsuchungen auf ein nach meiner Bewertung riesiges Waffenlager gestoßen. Annähernd 30 erlaubnispflichtige Schusswaffen haben wir dort gefunden. Hätten die Beschuldigten ihre geplante Terrortaten umsetzen könne, hätten wir eine ganz brutale, ganz massive Tötungsmaschinerie am Laufen gehabt.“

In einer abgestimmten Aktion nahmen mehrere Spezialeinsatzkommandos und Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten im Februar 2020 die 13 Mitglieder der Gruppe S im gesamten Bundesgebiet fest und durchsuchten 53 Objekte. Einer der Verdächtigen starb im vergangenen Sommer in der Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen die verbleibenden Zwölf beginnt am 13. April vor dem 5. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Stuttgart im Prozessgebäude Stuttgart-Stammheim.