Die Stuttgarter Kickers schreiben operativ wieder schwarze Zahlen, vermelden aber einen Fehlbetrag von 276.000 Euro – Präsident Rainer Lorz liefert bei der Mitgliederversammlung eine Erklärung.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Filderstadt - Mal nicht an einem Montag. Mal nicht im SSB-Waldaupark in Degerloch. Die Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers ging ausnahmsweise an einem Mittwoch in der Filharmonie Filderstadt über die Bühne. Der Name des Veranstaltungsortes war dann auch Programm. Es ging bis zum Ende gegen 22 Uhr weitgehend harmonisch zu.

 

Das lag auch daran, dass Präsident Rainer Lorz den 157 anwesenden Mitgliedern (von 1591 stimmberechtigten) etwas für Kickers-Verhältnisse ziemlich Ungewöhnliches vermelden konnte: Die Blauen schreiben wieder schwarze Zahlen. „Seit längerem haben wir wieder ein operativ positives Ergebnis von rund 164 000 Euro“, berichtete der im Vorjahr bis 2021 gewählte Rechtsanwalt. Dennoch musste er für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Fehlbetrag von 276 000 Euro verkünden.

Lorz erklärt den Fehlbetrag

Wie das zusammenpasst? Lorz erklärte dies wie folgt: „Wir haben Abschreibungen in Höhe von 360 000 Euro, davon sind 330 000 Euro Spielerwerte.“ Dies sei ein rein bilanzielles Bereinigen als weitere Folge der bereits im vergangenen Jahr vorgenommenen Auflösung der Stuttgarter Kickers Beteiligungsgesellschaft. Das negative Eigenkapital, die bilanzielle Überschuldung des Vereins, habe sich jedoch nicht erhöht. Im Gegenteil: Es ging zurück von rund drei Millionen Euro auf rund 2,8 Millionen Euro.

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„Dies ist vor allem die Folge dessen, dass wir kurzfristige Verbindlichkeiten durch die Ausgabe von sogenannten Genussrechten in langfristiges Kapital umgewandelt haben. Diese sind langfristig gewährt und werden aufgrund ihrer speziellen Ausgestaltung dem Eigenkapital zurechnet“, erklärte Lorz.

Verbesserte Mietvertrag für die Kickers

Wenig überraschend ist, dass die Kickers nach dem Abstieg aus der Regionalliga Sisyphusarbeit leisten mussten, um die Ausgaben (von 5,080 Millionen Euro auf 3,718 Millionen Euro) deutlich zu reduzieren. So gingen zum Beispiel die Aufwendungen für die erste Mannschaft von 1,65 Millionen auf 1,07 Millionen Euro zurück, die Aufwendungen für den Spielbetrieb von 958 000 Euro auf 558 000 Euro. Dies war auch das Ergebnis intensiver Gespräche mit Partnern.

So konnten sich die Kickers bezüglich der Stadionmiete mit der Stadt auf einen verbesserten Mietvertrag einigen. Dies machte sich zusammen mit der für Fünftligaverhältnisse positiven Zuschauerresonanz bemerkbar. Mit 2900 Besuchern pro Spiel waren die Blauen in der Saison 2018/19 in den Oberligen bundesweit führend. Dennoch gingen die Erträge von 4,686 Millionen Euro auf 3,442 Millionen Euro zurück.

Kickers müssen aus der Oberliga raus

Das Fazit von Lorz: „Es bleibt weiter eine Riesenherausforderung, eine vernünftige Finanzierungsstruktur hinzubekommen, weiter Verbindlichkeiten abzubauen und gleichzeitig einen vernünftigen Etat aufzustellen“, sagte der Präsident. Was er nicht aussprach, aber völlig klar ist: Um mittelfristig Fußball auf annähernd professionellem Niveau anbieten zu können, müssen die Blauen aus den Niederungen der Oberliga heraus. Und die Regionalliga kann aus mehreren Gründen (wenig attraktive Gegner, zu vernachlässigende Fernsehgelder) auch nur eine Durchgangsstation sein.

Auf dem Weg dorthin kann der Kickers-Aufsichtsrat, der genauso wie das Präsidium mit großer Mehrheit entlastet wurde, ab 1. Januar 2020 auf Ex-Vizepräsident Günter Daiss als kooptiertes Mitglied bauen. Doch was zunächst zählt ist ein Sieg am Samstag im Oberligaspiel beim Freiburger FC.

Unser Multimedia-Team hat die Stuttgarter Kickers in der vergangenen Saison begleitet. Den emotionalen Film „Ein Traum in Blau“ gibt es bald im Delphi Arthaus Kino Stuttgart – Karten für die Vorführung gibt es hier.