Der Verein Haus & Grund Stuttgart und Umgebung lädt zur Mitgliederversammlung in der Liederhalle ein. Kritik gibt es an der Mietpreisbremse.

Die Tische im Hegelsaal der Liederhalle sind gut besetzt. Haus & Grund Stuttgart und Umgebung, so der vollständige neue Name, hat am Samstagvormittag zur 116. Mitgliederversammlung geladen. Rund 750 Gäste sind gekommen. Nach den Einschränkungen durch Corona kann der Haus-, Wohnungs-, und Grundeigentümerverein an die Zeit davor anknüpfen. Alles beim Alten also?

 

Eine entscheidende Veränderung fällt direkt ins Auge: Klaus Lang, in den vergangenen 14 Jahren Vereinsvorsitzender, hat an einem Tisch unterhalb des Podiums Platz genommen. Seine Verabschiedung, inklusive Ernennung zum ersten Ehrenmitglied von Haus & Grund, prägt neben aktuellen Themen die Veranstaltung. In einem eingespielten Film lassen Prominente wie der ehemalige OB Wolfgang Schuster oder MdB Karin Maag Erinnerungen an ihre Begegnungen mit Lang Revue passieren. Gemeinsamer Tenor aller Redner an diesem Vormittag: Eine Ära ist zu Ende. Eine neue hat begonnen: unter dem Vorsitz von Joachim Rudolf.

Mieten in Stuttgart werden „moderat“ genannt

Es ist ein Start in schwierigen Zeiten: Sanierungsstau, Handwerkermangel, gestörte Lieferketten, explodierende Materialpreise. Hinzu kommen in den Augen des aus Berlin angereisten Zentralverbandspräsidenten Kai Warnecke falsche Weichenstellungen aus der Politik. Er nennt die Mietpreisbremse. Die Absenkung der Kappungsgrenze bezeichnet er als „populistische Unverschämtheit“. Er kritisiert den Milieuschutz in Städten als unnötige Maßnahme. Wohnungsbauministerin Nicole Razavi setzt ihren Schwerpunkt auf die Forderung, den Slogan „Jede Wohnung zählt“ mit Inhalt zu füllen. Entwicklung brauche Dynamik. Zwar sei Baden-Württemberg immer noch das Land der Häuslesbauer, die Bautätigkeit gehe aber stark zurück. Es müsse wieder stärker gesehen werden, dass Wachstum die Basis für Wohlstand und Wandel bilde.

Während die Gesamtsituation auch aufgrund des Kriegs in der Ukraine angespannt ist, kann Haus & Grund trotz Pandemie eine positive Bilanz für 2021 ziehen. Trotz eingeschränkter persönlicher Kontakte konnten 8637 Beratungsgespräche durchgeführt werden, heißt es. Das entspreche einer Steigerung von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Mitgliederzahl stieg demnach um 1,4 Prozent auf nunmehr 22 838. „Die Unterstützung unserer Mitglieder bleibt unser Schwerpunkt“, stellt Geschäftsführer Ulrich Wecker klar und betont, Stuttgart sei eine von privaten Vermietern getragene Großstadt. Die derzeitigen Mieten seien entgegen anderer Behauptungen „moderat“. Joachim Rudolf hebt hervor, wie wohltuend sich der Wechsel an der Rathausspitze bemerkbar mache. Endlich könne man wieder mit einem Macher zusammenarbeiten. OB Frank Nopper war wegen der Trauerfeier für Carl Herzog von Württemberg kurzfristig verhindert. Sein Grußwort wurde verlesen.