Seit es immer mehr Ganztagesschulen gibt, haben viele Kommunen Mensen gebaut. In Geislingen ist das Geld knapp, deshalb warten noch drei Schulen auf eine Lösung.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Bis zu 320 Mädchen und Jungen pendeln jeden Tag von der Tegelbergschule zum Mittagessen in das Gemeindehaus der benachbarten Freikirche Gemeinde Gottes. Weil dazu eine Straße überquert werden muss, begleiten Aufsichtspersonen die Schüler. Und das täglich in drei Schichten, weil die Räume dort zu klein sind für einen gemeinsamen Mittagstisch. Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Ganztagesschule dringend eine richtige Mensa braucht. Händeringend sucht die Kommune einen Weg, wie die auf 2,6 Millionen Euro geschätzte Investition geschultert werden könnte.

 

Schon jetzt ist die provisorische Mensa viel zu klein

Wie ein Besuch zur Mittagszeit zeigt, bedeutet der provisorische Mensabetrieb einen personellen Kraftakt, weil für jede Schicht zwei bis drei Betreuer gebraucht werden. Und wenn die Schüler endlich mit ihrem Essen, das aus der für gesunde Mahlzeiten zertifizierten WMF-Kantine kommt, versorgt am Tisch sitzen, ist an eine einigermaßen ruhige Mahlzeit nicht zu denken, weil der Saal über keinerlei Schallschutz verfügt, wie Ottmar Dörrer sagt. Der Rektor der Tegelbergschule möchte beim Thema Mensa den Ball gerne flach halten und nicht zu fordernd auftreten. Allerdings stehen ihm die Sorgenfalten auf der Stirn, wenn er an das kommende Schuljahr denkt. Dann wird ein neuer Jahrgang in die Gemeinschaftsschule eintreten und damit die Zahl der Schüler erhöhen, die die bereits jetzt überfüllte provisorische Mensa nutzen.

„Es wird jedes Jahr enger“, kommentiert Dörrer die natürliche Dynamik der noch im Aufbau befindlichen Gemeinschaftsschule, deren älteste Schüler derzeit die achte Klasse besuchen. Weil die Tegelbergschule eine Einrichtung mit verpflichtendem Ganztagesbetrieb an vier Tagen pro Woche ist, müsse hier auch ein Mittagessen angeboten werden, erklärt der Rektor. Das forderten im übrigen auch die Eltern, die froh seien, wenn ihre Kinder ein warmes Essen auf den Tisch bekämen anstatt sich in der Mittagspause irgendwo nur einen Snack oder Süßigkeiten zu besorgen.

Ein Schülercafé als Übergangslösung

Aus pädagogischen und organisatorischen Gründen wünscht sich Dörrer eine Mensa auf dem Schulgelände, und der Platz dazu sei vorhanden. Übergangsweise könnte er sich für die älteren Jahrgänge auch ein separates Schülercafé in den vorhandenen Räumen der Schule vorstellen. Das könnte die Lage etwas beruhigen.

Hinter den Kulissen haben die Planungen für eine Interimslösung längst begonnen. Im Januar sollen die Vorschläge öffentlich vorgestellt werden. Überhaupt erwies sich in den Geislinger Haushaltsberatungen die Tegelbergmensa nur als Spitze eines Eisbergs, denn auch die Daniel-Straub-Realschule und das Helfensteingymnasium stehen bei dem Thema, seit der Einrichtung des Ganztagesbetriebs, in der Warteschlange. Keines der Projekte hat es aber mangels Masse in den Etat 2017 der finanziell klammen Stadt geschafft.

Geislingen hat 4,7 Millionen Euro in die Mensen investiert

Der Bau und die Einrichtung von Mensen hat die Stadt Geislingen in den letzten Jahren insgesamt rund 4,7 Millionen Euro gekostet. Darin sind allein 2,7 Millionen Euro für den Ausbau der Ganztagesbetreuung inklusive Mensa im Schulzentrum Altenstadt mit dem Michelberggymnasium und der Schubart-Realschule enthalten.

In Geislingen bieten vier Schulen in ihrem Mensabetrieb insgesamt 255 Sitzplätze an. Dazu kommen 260 Plätze im Schulzentrum Altenstadt, die in mehreren Schichten genutzt werden sowie die 100 Plätze der Tegelbergschule, die ebenfalls im Schichtbetrieb von rund 320 Schülern belegt werden. Insgesamt werden pro Tag demnach mindestens 800 Mädchen und Jungen in den Schulmensen versorgt.

Auch wenn die Förderquote für den Mensenbau in Geislingen bei 70 bis 90 Prozent der Gesamtkosten lag, waren die rund 2,9 Millionen Euro an Zuschüssen „sicherlich hilfreich, auch wenn bei weitem nicht ausreichend, eine gesetzliche Verpflichtung zu erfüllen“, teilt die Geislinger Kämmerei zu der Frage mit, wie die finanzielle Belastung der Kommune zu bewerten sei.

Während die Unterhaltungskosten offenbar nicht getrennt von denen der Schulen erfasst werden, beziffert die Verwaltung den Aufwand für das Personal so: Je nach Größe der Mensa fallen fürs Küchenpersonal 2500 bis 45 000 Euro jährlich an, fürs Betreuungspersonal sind es 9000 bis 50 000 Euro, die Sachkosten betragen bis zu 10 000 Euro im Jahr.

Die Städte im Kreis haben für 17,5 Millionen Euro Mensen gebaut

Göppingen:
Die Stadt hat an zehn Schulen, darunter vier Grundschulen, Mensen eingerichtet. Darüber hinaus gibt es seit diesem Schuljahr an den übrigen 11 Grundschulen ein Mittagsessenangebot in Klassen- oder Betreuungszimmern. Die rund vier Millionen Euro teuren Mensenbauten wurden mit 1,6 Millionen Euro an Zuschüssen gefördert. Weitere Mensen sind geplant an der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule und am Werner-Heisenberg-Gymnasium. Die Ganztagesschulen erhalten von der Kommune Ganztagesbudgets, welche vor allem für den Betrieb der Mensen vorgesehen sind und zwischen 12 000 und 20 000 Euro pro Jahr liegen. Weil die Abwicklung der Essen bei den weiterführenden Schulen komplett über die Schulen und deren Fördervereine läuft, kann die Kommune keine Angaben zu den Kosten für Personaleinsatz und -kosten, für Caterer und den Pausenbetrieb machen.

Die Mensa-Mütter sind vielerorts im Einsatz

Eislingen
: Für die drei Mensen, die vier von fünf Schulen versorgen, hat die Stadt rund 1,6 Millionen Euro investiert und dafür eine Million Euro Zuschüsse erhalten. Die Personalkosten belaufen sich jährlich auf 123 000 Euro. In der Mensa im Ösch unterstützen Mensa-Mütter die hauptamtlichen Kräfte.

Ebersbach:
In vier Mensen, darunter je eine an den Grundschulen in Bünzwangen und Roßwälden, hat die Kommune rund 720 000 Euro ausgegeben und rund 410 000 Euro Zuschüsse erhalten. Für die fünfte, die die Marktschule und das dortige Kinderhaus versorgt, liegen keine Berechnungen vor. Die Personalkosten liegen bei 89 000 Euro. An der Mensa am Raichberg sind zahlreiche Ehrenamtliche im Einsatz.

Uhingen
: Die Kommune betreibt für ihre sechs Schulen zwei Mensen, die 3,2 Millionen Euro gekostet haben. Zuschusshöhe: 627 000 Euro. Die Personalkosten liegen bei rund 59 000 Euro im Jahr. An der Haldenberg-Realschule helfen Mütter beim Spülen.

Donzdorf bezuschusst den Preis fürs Mittagessen mit 20 000 Euro pro Jahr

Donzdorf:
Für die vier Mensen hat die Kommune rund 1,9 Millionen Euro investiert und dafür 590 000 Euro Zuschüsse bekommen. An der Grundschule Reichenbach ist eine weitere Mensa für rund 500 000 Euro geplant. Derzeit liegen die Personalkosten pro Jahr bei 35 000 Euro. 30 Kochmütter sind an 25 Wochenstunden im Einsatz. Mit 20 000 Euro bezuschusst die Kommune den Essenspreis von drei Euro pro Gericht.

Süßen
: Die beiden Mensen haben 1,4 Millionen Euro gekostet (Zuschuss: 745 000 Euro). Jährlich fallen Personal- und Betriebskosten von rund 26 000 Euro an. Bei der Essensausgabe entlasten Ehrenamtliche des Fördervereins „Fischer´s Friends“.