Beim Hamburger SV hat Orel Mangala ein Jahr lang Erfahrungen gesammelt. Nun will sich der Belgier im zweiten Anlauf beim VfB Stuttgart durchsetzen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Da saß er nun am Abend des 27. Mai 2019 zu Hause in Brüssel im Kreise seiner Familie, die neben den Eltern noch zwei Schwestern und drei Brüder umfasst, und musste vor dem Fernseher tatenlos mit ansehen, wie der VfB Stuttgart in der Alten Försterei von Berlin nach den beiden Relegationspartien gegen Union seine Erstklassigkeit abgeben musste. „Natürlich hat mich das geärgert“, sagt der Mittelfeldspieler Orel Mangala: „Aber jetzt gilt es, nach vorne zu schauen. Wir haben viel Qualität in der Mannschaft. Trotzdem will ich mir mit Leistung einen Platz im Team erkämpfen.“

 

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Sportlich hat es Mangala in der vergangenen Saison nicht in die erste Liga geschafft. Doch trotz der gescheiterten Mission direkter Wiederaufstieg darf der junge Belgier in seinem zweiten Profijahr auf ein erfolgreiches, einjähriges Gastspiel beim Hamburger SV zurückblicken. Im Sommer 2018 hatte der damals amtierende VfB-Cheftrainer Tayfun Korkut für den Belgier in Stuttgart keine direkte Verwendung mehr gesehen – was im Nachhinein ein Fehler war. Also wechselte Mangala leihweise an die Alster, wo sein Förderer und Trainer aus Dortmunder Jugendzeiten, Hannes Wolf, am 23. Oktober 2018 als Nachfolger für Christian Titz das Kommando übernahm.

Im Mittelfeld gibt es große Konkurrenz

„Er hat von dem einen Jahr in Hamburg mehr profitiert als wir“, sagt der neue VfB-Sportdirektor Sven Mislintat rückblickend. Denn während der VfB abstieg und auch der Mentor Wolf scheiterte (Mangala: „Ich hatte eine schöne Zeit mit ihm, bin ihm sehr dankbar, doch jetzt muss ich alleine klarkommen“), durfte der defensive Mittelfeldspieler mit Wurzeln beim RSC Anderlecht die Saison als persönlichen Erfolg verbuchen.

29 Spiele machte Mangala in der zweiten Liga, war im defensiven Mittelfeld eine Stammkraft, ehe ihn zum Ende der Saison ein Muskelfaserriss außer Gefecht setzte. „Er zählt zu den absoluten Qualitätsspielern in unserem Kader und bringt viel Variabilität in unser Spiel“, sagt Sven Mislintat, der die vier Mittelfeldpositionen in Stuttgart jeweils doppelt besetzt hat – dazu gesellt sich der erst 18-jährige Tanguy Coulibaly, Zimmerpartner von Mangala, in der Rolle des Herausforderers. „Außerdem zählt Orel wie Atakan Karazor und Philipp Klement zu den Spielern, die über Zweitliga-Erfahrung verfügen“, ergänzt Mislintat. Die fehlt im Mittelfeld etwa den Routiniers Gonzalo Castro und Daniel Didavi.

Eine weitere Leihe ist kein Thema

Weil die Stuttgarter im zentralen wie defensiven Mittelfeld auch zahlenmäßig gut besetzt sind, hat Mislintat zuletzt diverse Anfragen bekommen von Clubs, die Mangala ausleihen wollten. „So etwas wird es diese Saison aber nicht geben“, sagt der Sportdirektor. Wer Mangala haben wolle – das gelte für den Belgier wie für einige andere VfB-Profis –, der müsse schon gutes Geld auf den Tisch legen. „In dieser Hinsicht“, sagt Mislintat, „sind wir zum Glück kein typischer Zweitligist, der Spieler aus wirtschaftlichen Gründen abgeben muss.“

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Zuletzt ist Mangala, dessen familiäre Wurzeln im Kongo liegen, für Belgien noch bei der U-21-EM in Italien aktiv gewesen – und beim VfB erst mit Beginn des Trainingslagers von St. Gallen in die Vorbereitung eingestiegen. Wie stark die Reputation des Mittelfeldmannes, der 2017 von Jan Schindelmeiser für 1,8 Millionen Euro geholt wurde, inzwischen gewachsen ist, zeigt der auf 5,5 Millionen Euro angestiegene Marktwert.

Mangala besitzt beim VfB einen langfristigen Vertrag bis 2023 – er will und soll sich durchbeißen im zentralen oder im defensiven Mittelfeld. „Ich bin es gewohnt, dass wir im Mittelfeld breit spielen“, sagt der 21-Jährige, der im von Trainer Tim Walter bevorzugten System mit der Mittelfeldraute nun dazulernen muss. „Der Trainer erwartet von uns mehr Bälle in die Tiefe“, sagt Mangala, der neben seiner Muttersprache Französisch gut Deutsch spricht. „Es braucht Zeit, um das Spielprinzip zu verstehen – aber ich werde es schaffen.“