Die Regierung will trotz Corona-Krise den Sommerurlaub in 31 europäischen Staaten ermöglichen. Abhängig vom Infektionsgeschehen müssen Reisende aber mit Einschränkungen rechnen.

Berlin - Mittelmeer statt Ostsee, Pyrenäen statt Schwäbische Alb und Lissabon statt Weimar: Es zeichnet sich ab, wo und wie trotz Corona-Krise in diesem Sommer Urlaub im europäischen Ausland möglich sein soll. Die Bundesregierung arbeitet an einem Konzept, um ab dem 15. Juni die weltweite Reisewarnung für eine Reihe von Ländern in Europa durch Reisehinweise zu ersetzen.

 

Welche Länder betrifft das?

Die Pläne der Bundesregierung beziehen sich nach Informationen unserer Zeitung vorerst auf die 26 anderen EU-Mitgliedstaaten sowie auf Großbritannien, Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein. Die fünf Länder gehören zum Schengenraum, in dem normalerweise keine Grenzkontrollen stattfinden. Diese 31 Staaten werden nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa auch in einem Eckpunktepapier des Auswärtigen Amts mit dem Titel „Kriterien zur Ermöglichung des innereuropäischen Tourismus“ genannt. Bislang nicht dabei ist somit zum Beispiel die Türkei, die weder zur EU noch zum Schengenraum gehört, aber nach Spanien und Italien das drittbeliebteste Reiseziel der Deutschen ist. Die türkische Regierung will ab Mitte Juni ebenfalls wieder ausländische Touristen empfangen und hofft, dass Deutschland seine Reisewarnung auch für die Türkei entsprechend anpasst.

Was ist der Unterschied zwischen Reisewarnung und Reisehinweis?

Die im März vom Auswärtigen Amt ausgesprochene weltweite Reisewarnung war eine bisher einmalige Entscheidung. Vorher gab es solche Warnungen nur vereinzelt für Kriegs- und Krisengebiete. Spricht das Auswärtige Amt für ein Land eine Reisewarnung aus, können Urlauber ihre dortigen Buchungen in der Regel kostenfrei stornieren. Dies gilt bei Reisehinweisen nicht.

Gibt es ab Mitte Juni keine Einschränkungen im europäischen Reiseverkehr mehr?

Damit müssen Urlauber weiterhin rechnen. Das von der Corona-Pandemie besonders schwer betroffene Spanien beispielsweise empfängt erst ab Juli wieder ausländische Touristen. Außerdem behält das Außenministerium die Entwicklung der Infektionszahlen in den Nachbarstaaten streng im Blick und will Reisende aus Deutschland vor regionalen Verschlechterungen warnen. Die Bundesregierung schlägt vor, dass auch die anderen europäischen Staaten die Obergrenze von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übernehmen. Wird dieser Wert hierzulande überschritten, werden wieder strengere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Kraft gesetzt. Solche Regelungen könnten dann natürlich auch Urlauber betreffen. Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollen außerdem alle Länder Konzepte zur Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln etwa in Restaurants vorlegen. Über solche gemeinsamen Kriterien müssen sich die Europäer allerdings noch verständigen. Dazu gehört auch, dass Touristen nach der Einreise nicht in Quarantäne müssen.

Können Bürger aus den anderen europäischen Ländern dann auch wieder Deutschland besuchen?

Ja. Wenn Deutsche in Europa reisen dürfen, sollen die Bürger anderer europäischer Länder auch wieder hierher kommen können.

Wie sieht es mit Reisen ins außereuropäische Ausland aus?

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) riet Reiselustigen kürzlich, in diesem Sommer doch lieber Urlaub in Europa zu machen. Er verwies dabei auf weiterhin steigende Infektionszahlen etwa in einigen Ländern Südamerikas. Zudem gelten mancherorts auch noch Einreiseverbote für EU-Bürger, so etwa in den USA. Derzeit bauen die Fluglinien ihre Angebote wieder aus, sollten aber regional die Infektionszahlen hochschnellen, kann es auch wieder zu Einschränkungen im internationalen Flugverkehr kommen. Die Bundesregierung hat bereits gewarnt, dass sie eine große Rückholaktion im Ausland gestrandeter Deutscher nicht noch einmal startet. Für Einreisen aus Drittstaaten in die EU gelten vorerst noch bis Mitte Juni Einreisebeschränkungen.