Das Land Baden-Württemberg will eine zentrale Anlaufstelle für Verkehrsdaten bieten. Navigations-Apps will man zwar keine Konkurrenz machen. Trotzdem soll der Verkehr durch das Angebot besser fließen.

Stuttgart - Damit Menschen im Südwesten besser von A nach B kommen, will das Land Verkehrsdaten auf einer zentralen Plattform veröffentlichen. „Wir glauben, dass wir eine Datenbasis brauchen, die interessensunabhängig ist“, sagte der Ministerialdirektor des Verkehrsministeriums, Uwe Lahl, am Dienstag in Stuttgart. Die Plattform mit dem Namen „Mobidata BW“ soll Daten zum Straßen- und Schienenverkehr, zu Baustellen, zur Parksituation und von Anbietern von Leihrollern und -wagen sammeln.

 

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Geplant ist laut Lahl, dass Kommunen, Unternehmen wie etwa Navigationshersteller, aber auch Privatpersonen die Daten kostenlos verwenden können. Kommunen können etwa Informationen zu Baustellen oder Verkehrslenkungsstrategien einspeisen. Eine staatliche Routen-App soll zwar nicht entstehen. Die Verkehrsinformationen können aber von Herstellern von Navigationssystemen übernommen werden. So sollen den Nutzern sinnvoll geleitete Strecken vorgeschlagen werden, ohne kommerzielles Interesse. Im kommenden Jahr soll „Mobidata BW“ zur Verfügung stehen.

„Mobidata BW“ könnte E-Scooter mit ÖPNV vernetzen

Was landesweit aufgebaut wird, ist in Ulm bereits Realität. Die Stadt stellt Daten beispielsweise zum Nahverkehr zur Verfügung und beschäftigt hauptamtlich einen Experten für frei nutzbare Daten, Stefan Kaufmann. Der sagte über die vom Land geplante Plattform: „Natürlich hätte ich mir vor Jahren gewünscht, dass es so etwas gegeben hätte. Das nimmt mir aber nichts von meiner Freude, dass es jetzt passiert.“

Denkbar sind laut Kaufmann auch auf Landesebene etwa Routenprogramme wie es sie in Ulm schon gibt. Diese sollten die verschiedenen Verkehrsmittel stärker vernetzen und etwa Fahrten mit Sharingrollern oder -wagen mit dem ÖPNV kombinieren. Das könnten Programme und Apps ohne kommerzielles Interesse sein, sagte er. Die Daten werden laut Ministerium kostenlos auch Privatpersonen und ehrenamtlichen Entwicklern zur Verfügung stehen. „Es könnte aber auch das Start-up aus dem Ländle sein, das das macht“, sagte Kaufmann. Wichtig seien gleiche Wettbewerbsbedingungen für kleine Unternehmen und Datenriesen wie Google.

Auto-Verkehrsdaten werden von Unternehmen eingekauft

Neben den aktuellen Verkehrsinformationen kann nach Angaben von Kaufmann auch der Städtebau oder die Verkehrsplanung von den offenen Daten profitieren. Es lasse sich beispielsweise ermitteln, wie sich Verspätungen durchs Verkehrsnetz fortsetzten oder wie gut Stadtquartiere an den Nahverkehr angeschlossen seien.

Die Daten zum Autoverkehr kauft das Land nach Angaben des Verkehrsministeriums aus der Privatwirtschaft ein. Zusätzlich wird der Verkehr über Sensoren gemessen. ÖPNV-Fahrpläne sind bereits online verfügbar.