Nach 40 Jahren hat die Mobile Jugendarbeit von Stuttgart-Plieningen und Stuttgart-Birkach neue, deutlich zentralere Räume bezogen. Doch wie soll das Zusammenleben zwischen den Nachbarn und dem nicht immer einfachen Klientel funktionieren?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach/Plieningen - Den Tag im Vorhinein genau zu planen, ist für die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit von Plieningen und Birkach jüngst etwas schwieriger geworden. Neuerdings kommen viele Jugendliche nämlich auch mal unangekündigt bei den Sozialarbeitern vorbei – etwa wenn sie Hilfe bei einem Brief benötigen oder was Dringendes erzählen wollen. Dass die Mitarbeiter deshalb auch mal spontan ihre Pläne ändern müssen, stört diese aber keineswegs. Denn in den vergangenen 40 Jahren haben sie genau damit gehadert: dass sie eines ihrer Prinzipien, die Niederschwelligkeit, an der Neuhauser Straße 50 nicht einhalten konnten.

 

Bis vor Kurzem war ein Besuch bei der Mobilen Jugendarbeit immer mit Planung verbunden, denn zufällig kam kaum jemand in dem Haus am Felderrand von Plieningen vorbei. Seit April ist die Mobile Jugendarbeit nun an deutlich zentralerer Stelle anzutreffen: auf 85 Quadratmetern in einem Haus der SWSG an der Alten Dorfstraße 30 in Birkach. „Wir sind superfroh, dass das geklappt hat“, sagt der Sozialarbeiter Julian Schmid. Bereits seit rund fünf Jahren hatten die Mitarbeiter deshalb nach neuen Räumen gesucht, bis zuletzt hatte aber nie etwas geklappt.

Nicht das einfachste Klientel

Und was halten die anderen, größtenteils älteren Bewohner des Hauses an der Alten Dorfstraße von ihren neuen Nachbarn? „Wir haben ein Einstandsfest nur für Nachbarn veranstaltet und sind zusätzlich mit Brezeln und Hefezopf durchs Haus gegangen und haben uns vorgestellt“, sagt Julian Schmid. Denn generell habe die Mobile Jugendarbeit nicht das einfachste Klientel. Zugleich bedeute der neue Standort auch eine Chance: „Für die Jugendlichen ist es ein Lernprozess, nicht sofort auszurasten, wenn sich Nachbarn mal beschweren, wenn es bei uns etwas lauter auf der Terrasse zugeht oder Musik läuft, die Rentner nicht mögen. Ich hoffe da auf beidseitiges Verständnis.“

Zudem könne sich Schmid vorstellen, dass man zum Beispiel handwerkliche Projekte gemeinsam mit Nachbarn durchführe: „Für die Jugendlichen wäre das spannend, Leute kennenzulernen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet haben.“