Bislang scheinen die Roller eher ein hippes Touristenvergnügen zu sein. Nun machen der Städtetag und eine Denkfabrik Vorschläge, wie die E-Scooter spürbar zur Verkehrswende beitragen könnten.

Stuttgart - Der Siegeszug von Elektrotretrollern durch die deutschen Städte geht weiter – sehr zum Verdruss vieler anderer Verkehrsteilnehmer. Sie klagen über zugeparkte Gehwege, rücksichtlose Rollerfahrer oder ein wildes Abstellen der Geräte. Nun wollen die Kommunen mehr Ordnung in das Chaos bringen und zugleich die Grundlagen dafür schaffen, dass die Roller tatsächlich einen Beitrag für eine sanftere Mobilität leisten können.

 

Nach bisherigen Erkenntnissen nutzen Kunden die Gefährte vor allem, um Strecken zurückzulegen, die sie sonst zu Fuß gegangen wären. Künftig sollen die Roller verstärkt zum Einsatz kommen, um Autofahrten überflüssig zu machen. Ziel ist, Klima und Luft zu schonen und weniger öffentlichen Raum für den Verkehr in Anspruch zu nehmen.

Städtetag: Roller werden nicht die Welt retten

Am Donnerstag präsentierten der Deutsche Städtetag sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund in Berlin konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommunen zum Umgang mit Elektroroller-Verleihsystemen. Sie ergänzen eine freiwillige Vereinbarung zu diesem Thema, die die beiden Verbände Anfang der Woche mit den vier Verleihfirmen Circ, Lime, Tier und Voi geschlossen hatten.

Die Handlungsempfehlungen entstanden in Zusammenarbeit mit der Denkfabrik Agora Verkehrswende. Deren Direktor Christian Hochfeld sagte, die Roller scheinen bislang oft nur ein hippes Touristenspektakel mit vielen Nachteilen zu sein. Sie hätten aber durchaus das Potenzial, sich zu einem ernst zu nehmenden Baustein der urbanen Mobilität zu entwickeln. „Das wird nicht gehen, ohne dieses Angebot in Kooperation mit den Städten zu steuern.“ Der Beigeordnete des Deutschen Städtetags, Hilmar von Lojewski, sagte: „Wir glauben nicht, dass die Rettung der Welt durch Elektrotretroller ansteht.“ Sie könnten aber durchaus ein Element der Verkehrswende in den Städten sein.

Sehen Sie im Video: Packt der E-Scooter die Stuttgarter Weinsteige?

Parkzonen für E-Scooter gefordert

Konkret empfehlen die Experten den Kommunen, neben Fahrrad- und Auto-Verleihsystemen künftig auch Elektrotretroller in die strategische Verkehrsplanung einzubeziehen. Sie sollten die Verleihfirmen dazu anhalten, ihre Flotten in den Innenstädten am tatsächlichen Bedarf auszurichten und an den Stadträndern eine Mindestanzahl von Leihroller zur Verfügung zu stellen.

Während Sperrzonen für das Parken der Roller eingerichtet werden könnten, seien an anderer Stelle auch Parkzonen möglich. „Besonders an stark frequentierten Aufstellpunkten, etwa an großen ÖPNV-Knotenpunkten, sind Parkzonen hilfreich“, heißt es in dem Papier. „Der notwendige öffentliche Raum für die Parkierungsflächen kann geschaffen werden, indem zum Beispiel öffentliche Stellplätze für private Pkw in Abstellanlagen für Fahrräder, Leihfahrräder und Leihtretroller umgenutzt werden.“

Sperre in Parks

Die Kommunen könnten auch dafür sorgen, dass die Roller in Fußgängerzonen oder Parks gar nicht erst genutzt werden können („Geofencing“). Eine derartige Betriebssperre für bestimmte Gegenden ist technisch möglich, weil die Roller über GPS-Sender verfügen. Die Autoren empfehlen auch, Leihroller-Angebote mit dem öffentlichen Nahverkehr zu verknüpfen. Durch die Roller steige grundsätzlich die Notwendigkeit, die Radwege-Infrastruktur auszubauen, heißt es weiter. „Dies muss auch unter Inanspruchnahme von bisher dem Kfz-Verkehr vorbehaltenen Verkehrsflächen geschehen.“

Die Fachleute betonen, dass Elektrotretroller im Vergleich zu anderen Motorfahrzeugen sehr effizient sind: Ein durchschnittlicher Pkw könne mit der Energiemenge von einer Kilowattstunde nur etwas mehr als zwei Kilometer zurücklegen, ein E-Roller aber mehr als 100 Kilometer.

Das komplette Papier finden Sie bei Interesse hier.