Der ADFC hat zusammen mit Bürgern ein Wunsch-Radwegenetz für verschiedene Stadtbezirke erarbeitet – unter anderem für Vaihingen und Möhringen. Wie aktuell das Thema ist, zeigt auch eine neue Kampagne der Stadt Stuttgart.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Es ist viel Arbeit gewesen. Der ADFC Stuttgart hat für fünf Stadtbezirke einen Mapathon organisiert. Das Ziel war es, unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein alltagstaugliches Radwegenetz zu erarbeiten. Wie komme ich von meinem Wohnhaus mit dem Drahtesel am besten zum Supermarkt? Wo können Kinder sicher zur Schule radeln? Welche Strecke bietet sich für den Weg zur Arbeit an? In mehreren Online-Sitzungen und in verschiedenen Arbeitsgruppen haben Bürgerinnen und Bürger dazu Lösungen erarbeitet. Dabei ging es nicht um Schleichwege, die heute schon gut nutzbar sind, sondern vor allem um direkte und topografisch ideale Strecken, die rasch für den Radverkehr ertüchtigt werden sollten.

 

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Der ADFC hat nun seine Ergebnisse für die Stadtbezirke Vaihingen, Möhringen, Nord, West und Ost an den zuständigen Bürgermeister Peter Pätzold übergeben. Verbunden mit der Forderung, „die Strecken bei der weiteren Planung zu berücksichtigen und die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen“. So formuliert es Frank Zühlke im Gespräch mit unserer Zeitung.

Diese Strecken priorisiert der ADFC

Der ADFC hat bei der Übergabe keine spezielle Maßnahme in die Vordergrund gestellt, aber natürlich gibt es Priorisierungen. In Vaihingen ist das die Strecke analog zur Hauptradroute von Kaltental zum Schillerplatz und dann weiter auf der Hauptstraße zur Robert-Koch-Straße und zu Waldburgstraße sowie die Verbindung von der Universität über die Heerstraße und die Gartenstraße zur Krehlstraße. In Möhringen geht es um die Route vom Bahnhof zum Fasanenhof und um die Ost-West Verbindung über die Leinenweberstraße, Gammertinger Straße und Plieninger Straße.

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Die Mapathon-Teilnehmer schlagen auch erste Maßnahmen vor, wie man sich dem Wunschradwegenetz nähern könnte. „Dabei geht es natürlich nicht darum, genaue Pläne anzufertigen – das ist und bleibt Aufgabe der Stadtverwaltung“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des ADFC. Viel mehr sei es um die generelle Frage gegangen, ob an der einen oder anderen Stelle ein Mischverkehr oder aber ein separater Radweg die bessere Lösung wäre.

Frank Zühlke ergänzt, dass die Ergebnisse auch für die Überarbeitung des Stuttgarter Radverkehrskonzepts und für den Klimamobilitätsplan genutzt werden können. Außerdem sollen die Mitglieder der Bezirksbeiräte und des Gemeinderats sie aufgreifen und Anträge formulieren. Im Unterausschuss Verkehr des Vaihinger Bezirksbeirats hat der ADFC seine Ergebnisse bereits vorgestellt, ebenso im Unterausschuss Mobilität des Gemeinderats. Beide Male gab es viel Zustimmung. Zum Möhringer Bezirksbeirat will der ADFC Kontakt aufnehmen.

Mehr gegenseitige Rücksichtnahme gefordert

Wie aktuell das Thema ist, zeigt auch die neue Kampagne „Rad nimmt Rücksicht“ der Stadt Stuttgart. „Uns ist es wichtig, mit der Kampagne die Radfahrenden und Zufußgehenden in den Blick zu nehmen. Oft gibt es zwischen diesen beiden Gruppen Konflikte, weil sie sich oft den Platz teilen müssen“, wird Bürgermeister Peter Pätzold in einer Pressemitteilung zitiert. Das Ziel der Stadtverwaltung sei es zwar, bei zukünftigen Planungen die Radfahrenden und die Zufußgehenden zu trennen. Aber dies sei in einer dichten Stadt nicht immer möglich. Daher werbe man für die gegenseitige Rücksichtnahme.

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Der ADFC Stuttgart unterstützt die Kampagne ausdrücklich. „So wie wir Radfahrende Rücksichtnahme von Autofahrerinnen und Autofahrern erwarten, sollte Rücksichtnahme gegenüber zu Fuß Gehenden eine Selbstverständlichkeit sein“, schreibt der ADFC. Jedoch zwinge die aktuelle Stuttgarter Verkehrsinfrastruktur Radfahrende häufig in den Mischverkehr mit Fußgängern. Künftig brauche es mehr getrennte Radwege, aber selbst neue Planungen würden wieder kombinierte Rad- und Gehwege vorsehen. „Dafür haben die Radfahrerinnen und Radfahrer in Stuttgart kein Verständnis“, so das Fazit des ADFC, der sein Mapathon-Konzept aktuell in S-Süd und S-Mitte fortsetzt. Weitere Bezirke sind geplant.