Die Idee, Fahrgäste in Gondeln vom künftigen Wohnquartier auf dem Eiermann-Areal in Stuttgart-Vaihingen aus bis in den Synergiepark schweben zu lassen, nimmt Gestalt an. Wenn alles klappt, ist die Seilbahn 2027 fertig.

Vaihingen - Stuttgart kommt wieder einen Schritt voran mit dem Seilbahnprojekt in Vaihingen. Jüngst hat der gemeinderätliche Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik von einer Machbarkeitsstudie Kenntnis genommen. Darin wurden vier Trassen im Stadtgebiet vorgestellt; priorisiert zur vertieften Planung für eine Pilottrasse wurde aber die Strecke vom Eiermann-Campus, dem einstigen IBM-Gelände am Autobahnkreuz, bis zum Vaihinger Bahnhof, der ja bald noch an Bedeutung gewinnt, weil er Regionalbahnhalt wird, und darüber hinaus bis zum Ende des Synergieparks. Damit würde das künftige, weitgehend autofreie Wohngebiet im Westen Vaihingens, in dem unter anderem rund 1800 Wohnungen für circa 4000 Menschen entstehen sollen, mit dem Zentrum Vaihingens verbunden.

 

Gondeln schweben in 18 Metern Höhe

Die Strecke würde in 18 Metern Höhe über Wiesen und Felder zu einer Station beim Freibad Rosental verlaufen und ginge weiter zum Bahnhof. Die Ausgangsstation auf dem Eiermann-Campus könnte laut den Planern in einem zehnstöckigen Gebäude liegen, in dem sie ein bis zwei Stockwerke in Anspruch nehmen würde.

Die Zwischenstation im Park zwischen der Krehlstraße und dem Feuersee würde auf einem kleinen städtischen Grundstück liegen, weshalb sie sehr kompakt gebaut werden müsste. Von dort aus müsste die Fahrt über die Vollmoellerstraße zur Station Vaihingen-West am Busbahnhof führen. Dort muss dann laut Plan die Richtung über die Bahngleise hinweg zur künftigen Station Vaihingen-Ost geändert werden. Normalerweise kann eine Seilbahn keine Kurven fahren, aber eine schienengeführte Trasse über die Gleise hinweg könnte dies ermöglichen.

Die Station Vaihingen-Ost würde, wie die Station auf dem Eiermann-Campus, ebenfalls in luftiger Höhe liegen, möglicherweise im künftigen Mobilitätszentrum auf dem Aurelis-Areal. Der Schienensteg über den Gleisen wäre auch für Fußgänger zugänglich, die nach dem Ausstieg an den Stationen zu den S-Bahn- oder Regionalzug-Bahnsteigen hinunterfahren könnten. Von der Station Vaihingen-Ost aus soll die Bahn bis zur Endstation am Ende der Industriestraße beim SSB-Gelände weiterführen.

Die Seilbahn ist schneller fertig als der Schienenstrang

Aus Sicht der Planer ist klar: Im Vergleich zu einer Schienenverbindung für die Stadtbahn, zu der auch eine Machbarkeitsstudie läuft, wäre das Seilbahnprojekt weit schneller fertig, nicht zuletzt deshalb, weil es bei der Beteiligung der Öffentlichkeit beim Seilbahnprojekt deutlich weniger Betroffenheiten geben würde als beim Schienenstrang.

Der Charme der rund 3,5 Kilometer langen Seilbahnstrecke liegt für die Planer nicht zuletzt auch in ihrer Kürze: „Eine weitere Trasse vom Bahnhof bis zum Flughafen wäre gegenüber der deutlich schnelleren S-Bahn nicht konkurrenzfähig, denn die Gondeln sind maximal rund 30 Kilometer in der Stunde schnell“, sagt Stephan Oehler vom Stuttgarter Hochbauamt. Berechnet sei inzwischen, wie viele Fahrgäste die Seilbahn nutzen würden. Das Ingenieurbüro SSP Consult, das die Machbarkeitsstudie erstellt hatte, kommt auf 7800 Linienbeförderungsfälle pro Tag. Dies sei ein hohes Nutzungspotenzial.

Die Förderung muss noch geklärt werden

Dass die Seilbahn 2027 tatsächlich in Vaihingen verkehren wird, steht laut Stephan Oehler aber noch nicht fest, denn es gebe noch vieles zu klären. „Man muss ausarbeiten, wie groß die Stationen werden sollen, welche und wie viele Gondeln man haben will, und vor allem muss die Förderung durch Land und Bund geklärt werden. Für Schienenbauten gibt es klare Förderrichtlinien, für Seilbahnen ist dies nicht der Fall.“

Jetzt, sagt Stephan Oehler, gelte es erst einmal, vom Gemeinderat die Genehmigung für die vertiefte Planung zu bekommen, dann könne man Planungsbüros und eventuell auch einen Betreiber ins Boot holen. Erst in der vertieften Planung ließen sich die angesprochenen Punkte klären: „Vorher ergibt auch die Beteiligung der Öffentlichkeit keinen Sinn.“