Noch nie waren in Stuttgart so viele Autos zugelassen wie Ende August. Der Aktionsplan Nachhaltig mobil in Stuttgart soll wieder vertieft werden. Damit soll sich das Mobilitätsverhalten jedes Einzelnen wandeln.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt will in den nächsten drei Jahren erneut umfassend für nachhaltige Mobilität werben – im Idealfall also für den Umstieg vom eigenen Auto auf Bus und Bahn. Insgesamt 300 000 Euro stehen dafür bereit, die sich in einer Ausschreibung die Wegmeister GmbH gesichert hat.

 

Die Kommunikationsagentur mit 23 Köpfen mit Sitz im Obertürkheimer Bahnhof legt ihren Fokus nach eigener Aussage auf die Bereiche Mobilität und Energie. Die Kampagne des Landes Baden-Württemberg zur Elektromobilität stammt von Wegmeister, genauso die zum öffentlichen Nahverkehr in Esslingen, aber auch EnBW und Aston Martin gehören zu den Kunden.

In den Jahren 2015 und 2016 hatte die Stadt bereits eine Mobilitätskampagne gestartet. Im Januar 2016 hatte es in Stuttgart erstmals Feinstaubalarmtage und eindringliche Appelle zum Umstieg samt erster Fahrverbotsandrohungen gegeben. OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte zuvor die Kampagne „Stuttgart steigt um“ mit Großplakaten vorgestellt. Für die ebenfalls 300 000 Euro teure Aktion zeigten sich der Entertainer Michael Gaedt, die MTV-Allianz-Volleyballerinnen, die Youtube-Stars Dounia und Lamiya Slimani und die „Soko Stuttgart“-Ermittlerin Astrid Fünderich auf Großplakaten.

Erste Kampagne zum Feinstaubalarm

Die erneute Kampagne solle sich aus „fünf noch näher zu definierenden Teilkampagnen“ zusammensetzen, das Auftaktgespräch mit der Agentur habe vorige Woche stattgefunden, so eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Der konkrete Inhalt könne „jetzt noch nicht veröffentlicht werden“. „Wir stehen konzeptionell noch in der Anfangsphase, zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, ins Detail zu gehen“, sagt Markus Brendel, einer der zwei Geschäftsführer der Agentur.

In der neuen Kampagnenstaffel lege man Wert darauf, dass sich „die Stadtgesellschaft aktiv beteiligt“, außerdem wolle man den Erfolg messen – zum Beispiele an der Zahl eingehender Anträge bei Förderprogrammen. Ziel sei, „ein Wandel im Mobilitätsverhalten des Einzelnen herbeizuführen und regionale Akteure zu berücksichtigen“, so die Verwaltung.

Autoflut steigt weiter an

Die Kampagne fällt in die Zeit verschärfter Dieselfahrverbote, aber auch einer weiterwachsenden Autoflut. Denn noch nie waren in Stuttgart so viele Autos zugelassen wie Ende August: 305 871, darunter laut Statistikamt 85 310 Diesel, und darunter wiederum 12 081 unterhalb der Euronorm 5, für die seit April ein Fahrverbot gilt.

Die 300 000er-Marke bei den Zulassungen war erstmals Ende 2017 überschritten worden. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, hatte es 2016 mit 4835 zusätzlichen Fahrzeugen die höchste Bestandszunahme gegeben. Dieser Rekord könnte gebrochen werden: In diesem Jahr gab es bis Ende August bereits ein Plus von 4285 Fahrzeugen. Die Stadt scheint sich von Kuhns Ziel – 20 Prozent weniger konventionell angetriebene Autos im Talkessel – immer mehr zu entfernen.