Einst hat Harald Glööckler unter schwierigen Bedingungen in Stuttgart den Grundstein für seine Karriere gelegt. Der Modedesigner lebt inzwischen in der Pfalz, hat aber Berlin für seine Jubiläumsfeier ausgesucht.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart/Berlin - Normalerweise beginnen Märchen mit den drei Worten „Es war einmal“. Harald Glööckler, dessen Kopf eine Marke ist, wie dies in Deutschland zuvor nur Udo Lindenberg oder Heino gelungen ist, trat in den 1980er Jahren in Stuttgart mit „Es wird einmal“ an. Es wird ihm einmal gelingen, so wusste er bereits als Verkäufer seines eigenen Ladens Jeans Garden unweit des Tagblatt-Turms, dass die gesamte Nation wegen seiner Mode über ihn spricht. Schon immer waren es die Frauen, die ihn verstanden und die er verstand. Laura Halding-Hoppenheit, die Wirtin des Schwulentreffs Kings Club und Stadträtin der Linken, zählt zu seinen besten Freundinnen. Seinen Erfolg erklärt sie heute so: „Harald ist eine starke Persönlichkeit, weil er immer wusste, was er wollte und sich mit festem Willen niemals von seinen Zielen abbringen ließ.“

 

Viele Tiefschläge hat der Doppel-Ö-Träger, der die Berliner Fashion Week ausgesucht hat, um den 30. Geburtstag seines Labels zu feiern, in Stuttgart kassiert. An allen Ecken und Ende legte man ihm Steine in den Weg. Der Gerichtsvollzieher stand vor der Tür. Sein damaliger Mäzen, den er in seiner Biografie geheimnisvoll als „Mister X“ tituliert, brachte ihn vor Gericht. Mittlerweile ist der 51-Jährige froh, dass es Gegner gab. „Aus den Steinen, die man nach mir geworfen hat, habe ich mein Schloss gebaut“, hat der King of Kitsch gewohnt theatralisch in seinem Buch geschrieben. Die große Show ist seine Welt, auch wenn er sich aus der Hauptstadt in die Pfalz zurückgezogen hat.

Besser als Moshammer

Die Rolle, die in Deutschland nach dem Tod von Rudolph Moshammer frei geworden ist, besetzt Glööckler noch besser als sein Vorgänger. Als er nur ein Ö im Namen trug, hat er sich mit rabenschwarzem Bart, klobigen Ringen an allen Fingern und wuchtigen Schulterpolstern nach und nach zur eigenen Kunstfigur aufgebaut. Sein 16 Jahre älterer Mann Dieter Schroth, der sich in Stuttgart noch die Haare färbte, wurde immer unauffälliger, je extravaganter es sein Partner auf die Spitze trieb. In einer Mannheimer Schwulendisco hatten sie sich kennen gelernt und rasch beschlossen, nicht nur privat, sondern sich auch im Beruf zusammenzulegen. Seit dem Start in ihrem Jeansladen gingen sie durch dick und dünn. Stuttgart wurden ihnen rasch zu klein. In Berlin waren sie nicht mehr belächelte Propheten, die im eigenen Land nichts gelten.

Wenn der Designer heute Events besucht, ist kein Mann mehr an seiner Seite, sondern meist die Stuttgarterin Rita Thea. „Herr Schroth“, sagt der Modeschöpfer, „ist in Rente“. Der Partner bleibt am liebsten daheim im„Château Pompöös“, also in der Zwölf-Zimmer-Villa in der Pfalz, kümmert sich um den Hund und die Enkel. „Herr Glööckler“ aber kann sich noch nicht zurückziehen. „Die Katze lässt das Mausen nicht“, sagt er über seine Rückkehr nach Berlin zum „Ladys Dinner“ zum Firmenjubiläum im Hotel Adlon. Die Hauptstadt soll vor der Fashion Week sehen, dass mit ihm noch zu rechnen ist. Ins Ausland expandiert sein Label. Nach Pop-up-Stores in Berlin, Mannheim und München hat er einen temporären Laden in Luxemburg eröffnet. Glööckler, der auch schon Hundenäpfe und Tapeten entworfeh hat und zuletzt einen Schmuckschuber für die Bibel im Lutherjahr, inszeniert zwar seine Mode gern im prunkvollen Stil eines Schlossherrn, will aber nicht, dass sich nur die Betuchten seine Kleidung leisten können. Auch auf den Stangen eines Billigkaufhauses hängt seine Mode mit der Krone drauf.