Der Spielwarenhersteller Simba Dickie – bekannt durch seine Bobby-Cars – plant eine Übernahme des Göppinger Modelleisenbahnbauers Märklin. Simba-Dickie-Chef Sieber rechnet damit, dass die Verhandlungen bis März 2013 abgeschlossen sein könnten.

Stuttgart - Der Fürther Spielwarenhersteller Simba Dickie will den Göppinger Modelleisenbahnbauer Märklin samt dessen Tochtermarken Trix und LGB übernehmen. Man habe eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben, sagte Michael Sieber, der geschäftsführender Gesellschafter des fränkischen Unternehmens ist. Derzeit würden die Bücher des Göppinger Unternehmens geprüft. Dies werde mehrere Monate dauern.

 

Ein Sprecher des Märklin-Treuhänders Michael Pluta bestätigte zwar Übernahmegespräche mit einem potenziellen Investor, wollte den Namen jedoch nicht nennen. Pluta überwacht als Treuhänder die Durchführung des Insolvenzplans, dem vor zwei Jahren die Gläubiger des Göppinger Unternehmens mit großer Mehrheit zugestimmt hatten. Das Unternehmen gehört heute den rund 1350 Gläubigern, an deren Spitze die BW-Bank, Goldman Sachs und die Kreissparkasse Göppingen. Die Verhandlungen befänden sich noch in einem frühen Stadium, sagte ein Sprecher des Treuhänders. Man habe auch keinen Zeitdruck. Denn nach dem Insolvenzplan sei kein Verkauf vor dem Jahr 2014 vorgesehen.

Investor mit Herzblut

Pluta suche einen Investor mit Herzblut, sagte der Sprecher. Auch die Größe des Unternehmens spiele eine Rolle. Der Kaufpreis müsse ebenfalls stimmen. Mit dem Verkaufserlös sollen Forderungen der Gläubiger beglichen werden. Simba-Dickie-Chef Sieber rechnet damit, dass die Verkaufsverhandlungen bis März nächsten Jahres abgeschlossen sein könnten. Zum möglichen Kaufpreis wollte er sich nicht äußern. Simba Dickie ist nach Mattel und Lego die Nummer drei auf dem deutschen Spielwarenmarkt. Das Familienunternehmen hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte Zug um Zug Marken wie den Bobby-Car-Hersteller BIG oder den Modellautobauer Schuco übernommen. Zur Unternehmensgruppe gehören heute mehr als ein Dutzend Markenhersteller aus dem In- und Ausland. Im vergangenen Jahr erreichte die Unternehmensgruppe mit rund 4000 Mitarbeitern einen Umsatz von 620 Millionen Euro.

Simba-Dickie-Chef Sieber sagte, dass Märklin im Falle einer erfolgreichen Übernahme viel Freiraum behalten soll. Sieber betonte, dass es dem fränkischen Familienunternehmen um die langfristige Sicherung von Märklin gehe. „Wir denken in Generationen“, sagte Sieber. Hilfestellung wollen die Franken Märklin bei der Erschließung von Exportmärkten leisten, wo man viel Erfahrung habe. Sieber äußerte sich sehr zufrieden über die Fortschritte, die Märklin in den vergangenen Jahren gemacht hat.

Weltmarktführer für Modelleisenbahnen

Märklin hat heute etwa 1000 Mitarbeiter, davon arbeiten rund 460 im Stammhaus in Göppingen. Das Unternehmen sieht sich als Weltmarktführer für Modelleisenbahnen. Im Geschäftsjahr 2011 stieg der Umsatz um rund zwei Prozent auf knapp 109 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um gut zwölf Prozent auf 12,36 Millionen Euro. In diesem Jahr werde ein Umsatz in Vorjahreshöhe angepeilt, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Der Gewinn werde das Vorjahresniveau voraussichtlich nicht ganz erreichen, weil erheblich investiert werde.

Im vorigen Jahr haben die Göppinger unter anderem die Fertigung in Ungarn erweitert. Zudem wird der Vertrieb ausgebaut. Mit neuen Batterie-Bahnen für das Kinderzimmer, die zwar nicht so originalgetreu, aber günstiger und robuster als die Bahnen für Sammler sind, will das Traditionsunternehmen ferner wieder stärker auch bei jungen Kunden Erfolg haben.