In den Schaufenstern des Modehauses Breuninger tragen Puppen Kopftücher. Das ruft Islamkritiker auf den Plan, vorneweg den AfD-Bundestagsabgeordneten und Stuttgarter Stadtrat Lothar Maier.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Wenn es angeblich um die Rettung des Abendlandes geht, kommt die Mode schon mal unter die Räder. Mit farbigen Kopftüchern bekleidete Schaufensterpuppen bei Breuninger reichen der Internetseite „PI News – Politically Incorrect“ aus, um das Traditionshaus in der Stuttgarter Innenstadt „auf Islamisierungskurs“ zu wähnen. Auch der AfD-Stadtrat und Bundestagsabgeordnete Lothar Maier meint angesichts der Kreationen, sich als Weltenretter in Stellung bringen zu müssen. Er positioniert sich auf seiner Facebook-Seite im Anzug und mit Krawatte vor einer Abbildung der Schaufensterpuppen. Daneben ist zu lesen: „Eine Islamisierung findet nicht statt. Aber Frauen sollen schon einmal ein Kopftuch beim Breuninger kaufen.“

 

Breuninger-Sprecher schüttelt nur den Kopf

Breuninger-Sprecher Christian Witt schüttelt angesichts der Aufregung im Netz nur den Kopf. Bezüge zum Islam kann er bei den aktuellen Kreationen in den Auslagen seines Hauses ohnehin nicht entdecken: „In unserer Kampagne ,All is colour‘ zeigen wir vor einer floralen Farbexplosion, kreiert vom Schweizer Künstler Michel Comte, die neuesten Modetrends für Frühjahr/Sommer 2018.“ Die Schaufensterpuppen seien von der renommierten japanischen Stylistin Ayako Yoshida eingekleidet worden. „Die Kopftücher“, sagt der Modefachmann Witt, „sind Inspirationen aus den 1950/60er Jahren Hollywoods.“

Auch die Queen trägt gern Kopftuch

Wenn Breuninger mit seiner Modekampagne einem radikalen Islam Vorschub leistet, dann zählen Grace Kelly, Brigitte Bardot, Sophia Loren, Audrey Hepburn und Romy Schneider zu den frühen Vertretern der Bewegung.

Das Kopftuch aus edler Seide, erklärt Witt, sei ein klassischer Bestandteil mitteleuropäischer Modegeschichte. Auch Queen Elizabeth, bisher eher als Royalistin denn als Islamistin in Erscheinung getreten, möchte gelegentlich auf ein Kopftuch nicht verzichten.