Eine neue Studie bringt es ans Licht: Besonders in bevölkerungsreichen Ländern in Asien und Afrika werden vor allem Kinder und Jugendliche als Arbeitssklaven ausgebeutet. Indien und China führen die traurige Statistik an.

Sidney - Die Abschaffung der Sklaverei – 1865 beispielsweise in den USA – war eine historische Angelegenheit, sollte man meinen. Sie ist es mitnichten.Weltweit werden heute fast 30 Millionen Menschen als Sklaven „gehalten“, wie aus dem Globalen Sklaven-Index 2013 hervorgeht, den die Organisation Walk Free am Donnerstag in Sidney veröffentlicht hat. Vom australischen Bergbauunternehmer Andrew Forrest gegründet hat Walk Free um fast ein Drittel höhere Sklavenzahlen ermittelt als die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Einer der Hauptautoren des Sklaven-Index ist der US-Soziologe Kevin Bales, der Sklaverei einmal als „vollkommene Beherrschung“ eines anderen „zum Zwecke wirtschaftlicher Ausbeutung“ beschrieben hat.

 

Laut Bericht haben bevölkerungsreiche Länder in Asien und Afrika die meisten Sklaven. Indien führt die traurige Liste an mit 15 Millionen Abhängigen, gefolgt von China (drei Millionen), Pakistan und Nigeria. Walk Free zieht für seinen Sklavenbegriff auch Schuldknechtschaft, Zwangsverheiratungen und Menschenhandel heran. Moderne Sklaverei habe viele Gesichter, heißt es, sie sei ein „verdecktes Verbrechen“. Gerade in Indien und Pakistan werden Millionen Menschen in einer Art Leibeigenschaft gehalten, weil Bauern durch Schulden gegenüber Großgrundbesitzern von Generation zu Generation in völlige Abhängigkeit geraten. „Viele Regierungen werden nicht gerne hören, was wir zu berichten haben“, sagte Nick Grono, Geschäftsführer von Walk Free. Er prangert in China Zwangsarbeit – etwa als Hausdiener oder Bettler – an.

Tief verwurzelt in der Gesellschaft ist die Sklaverei in Mauretanien und Haiti, wo bis zu vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Offiziell hat Mauretanien die Sklaverei mehrfach verboten, zuletzt 2007, dennoch ist das Dienertum von Schwarzen für die „weißen Mauren“ verbreitet. Es wird weitervererbt. Landarbeiter, Haus- und Kindermädchen bilden ein billiges Heer und schuften ein Leben lang für Kost und Logis. Gulnara Shahinian, Gesandte der ILO, hat nach einem Besuch dort berichtet, dass Armut, Analphabetismus und religiös begründeter Druck der Herren die Sklaven in ihrer Lage verharren lassen. Das bedeute „den sozialen Tod“ von Tausenden im Land.