Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Walter Knoll
– Der Vorstand Markus Benz ist viel unterwegs, um die ausländischen Märkte zu verstehen.

 

Einst Hoflieferant des württembergischen Königshauses, heute ein Global Player: das Herrenberger Unternehmen Walter Knoll, 1865 als Ledergeschäft in Stuttgart gegründet, behauptet sich erfolgreich am Markt, während die Branche insgesamt schrumpft. Klassiker wie der Schalensessel Vostra von 1949 sowie Sofas und Büromöbel in zeitgenössischem Design stehen in Konzernen und Lounges, in Privatwohnungen und öffentlichen Gebäuden, etwa in der King-Abdullah-University of Science and Technology in Saudi-Arabien, im UN-Gebäude in New York, im „Yacht Club de Monaco“ und in der VIP-Lounge der Mercedes-Benz-Arena.

Dabei war die Firma 1993, als die Familie Benz sie kaufte, ein Sanierungsfall. Doch der Nagolder Möbelspezialist Rolf Benz und sein Sohn Markus, der seitdem die Geschäfte führt, waren sich sicher: In dem Betrieb steckt Potenzial. Hier paart sich Erfindergeist mit schwäbischer Präzisionsarbeit. „Schwaben wollen immer das beste Produkt machen“, betont Markus Benz. Und die Kunden seien bereit, den Preis dafür zu zahlen. Heute macht Knoll als Gesamtgruppe nach Angaben von Markus Benz mit Wohn- und Objektmöbeln einen Umsatz „in Richtung 80 Millionen Euro“ (1993: gut sieben Millionen), der Exportanteil liegt bei 65 Prozent (1993: sechs Prozent).

Von der Straße aus blickt man direkt in die Fertigung

Der Hersteller kooperiert mit renommierten Designern und Architekten wie Norman Foster (Reichstagskuppel, Hearst Tower in New York) und Ben van Berkel (Mercedes-Benz-Museum, Erasmusbrücke in Rotterdam) und ist mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet worden. Egal, ob das Möbel formal, funktional oder poetisch sei, sagt Benz, eine zentrale Frage laute: „Ist das in 20 Jahren noch gut?“ Und handwerklich müsse man natürlich Spitzenqualität anbieten, so Benz. „Wir dirigieren, und unsere Polsterer sind die Musiker.“ Die müssen sich nicht verstecken: 2006 hat Knoll in Herrenberg mit einem Neubau die gläserne Produktion eingeführt, von der Straße aus blickt man direkt in die Fertigung.

Bei der Eröffnung des Showrooms im indischen Mumbai hat Markus Benz sein Leitmotiv so formuliert: „Wir liefern eine wirtschaftskulturelle Leistung made in Germany at its best.“ Es gebe Werte, die überall verstanden werden, ist der Gesellschafter und Vorstand überzeugt. Er ist viel unterwegs, „denn Export heißt, ich muss reisen und Märkte verstehen“. Jede Kultur habe einen Sinn für Handwerklichkeit und ein Faible für Materialien, sagt Benz. Das hat er auch bei seinen Reisen zu Naturvölkern wie den Himba in Namibia beobachtet. Von ihnen lässt er sich inspirieren und kehrt mit immer neuen Ideen zurück. Der Himmel über Afrika, blühende Wüsten, solche Bilder hat etwa der Textildesigner Helmut Scheufele für ihn in Teppichmuster „übersetzt“. Die Teppiche werden ausnahmsweise in Nepal gefertigt.

Das ist typisch Richard Lampert. Er hat das originelle Stück entdeckt, war begeistert und hat es mitgenommen. Jetzt überlegt er, ob er es produziert – und wie. „Ich finde ein schönes Möbel und will das machen“, erläutert der gebürtige Badener seine Philosophie. Er ist verrückt genug, eine eigene Kinder-Kollektion auf den Markt zu bringen. Dazu gehören zum Beispiel höhenverstellbare Eiermann-Tische – die Herstellrechte für die beiden Tischgestelle besitzt er seit 20 Jahren – und das Stapelbett-Sofa Lönneberga. Andererseits ist Lampert nicht so naiv, alles zu produzieren, was ihm gefällt. Mit knapp 30 musste er, der Möbler in vierter Generation, den Familienbetrieb Wohnideen Lampert in Bruchsal schließen und arbeitete anschließend zehn Jahre lang als leitender Angestellter in Unternehmen wie Mann Mobilia. Berührungsängste hat er keine, doch mit Anfang 40 wollte er noch einmal etwas Neues wagen. Er wollte Möbel mit Charakter herstellen, Designideen mit Leidenschaft umsetzen, gepaart mit Realitätssinn: „Der Preisdruck hat extrem zugenommen, auch die Designmöbelbranche ist sehr viel betriebswirtschaftlicher geworden“, so Lampert. Trotzdem lagert er die Produktion nicht nach Asien aus, nur die Rattanmöbel lässt er in Indonesien fertigen, nach gescheiterten Versuchen in Europa.

Stühle stehen im Google Headquarter

In seinem Programm sind Klassiker von Egon Eiermann und Herbert Hirche, mit dem er befreundet war, aber Lampert liebt es auch, sich mit jungen Designern „zusammenzuraufen“. „Ich bin sozusagen der Dirigent“, sagt er, „am Ende muss jedes Detail stimmen.“ So wie beim „Prater Chair“ des 1976 geborenen Designers Marco Dessi. Die Form des Stuhls ist von traditionellen Wiener Kaffeehausstühlen inspiriert, die Oberfläche speziell: Der Stuhl besteht aus Birkensperrholz, das mit dunklem Phenolharzleim verpresst ist. Sitz und Rückenfläche werden mit CNC-Frästechnologie herausgearbeitet, sodass die Leimung zum Vorschein kommt und jedes Stück zum Unikat wird. Der „Prater Chair“ steht auch im Londoner Google Headquarter, ebenso wie die Tische und Bänke der Reihe „Ludwig“. Ein Drittel seiner Möbel exportiert der Möbelmacher, er sei gut aufgestellt, meint er. Vor ein paar Jahren schrieb ein Redakteur der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Richard Lampert zählt zu den Besten unter den kleinen Herstellern in Deutschland.“ Wenn das kein Kompliment ist.

Der Global Player

Walter Knoll
– Der Vorstand Markus Benz ist viel unterwegs, um die ausländischen Märkte zu verstehen.

Einst Hoflieferant des württembergischen Königshauses, heute ein Global Player: das Herrenberger Unternehmen Walter Knoll, 1865 als Ledergeschäft in Stuttgart gegründet, behauptet sich erfolgreich am Markt, während die Branche insgesamt schrumpft. Klassiker wie der Schalensessel Vostra von 1949 sowie Sofas und Büromöbel in zeitgenössischem Design stehen in Konzernen und Lounges, in Privatwohnungen und öffentlichen Gebäuden, etwa in der King-Abdullah-University of Science and Technology in Saudi-Arabien, im UN-Gebäude in New York, im „Yacht Club de Monaco“ und in der VIP-Lounge der Mercedes-Benz-Arena.

Dabei war die Firma 1993, als die Familie Benz sie kaufte, ein Sanierungsfall. Doch der Nagolder Möbelspezialist Rolf Benz und sein Sohn Markus, der seitdem die Geschäfte führt, waren sich sicher: In dem Betrieb steckt Potenzial. Hier paart sich Erfindergeist mit schwäbischer Präzisionsarbeit. „Schwaben wollen immer das beste Produkt machen“, betont Markus Benz. Und die Kunden seien bereit, den Preis dafür zu zahlen. Heute macht Knoll als Gesamtgruppe nach Angaben von Markus Benz mit Wohn- und Objektmöbeln einen Umsatz „in Richtung 80 Millionen Euro“ (1993: gut sieben Millionen), der Exportanteil liegt bei 65 Prozent (1993: sechs Prozent).

Von der Straße aus blickt man direkt in die Fertigung

Der Hersteller kooperiert mit renommierten Designern und Architekten wie Norman Foster (Reichstagskuppel, Hearst Tower in New York) und Ben van Berkel (Mercedes-Benz-Museum, Erasmusbrücke in Rotterdam) und ist mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet worden. Egal, ob das Möbel formal, funktional oder poetisch sei, sagt Benz, eine zentrale Frage laute: „Ist das in 20 Jahren noch gut?“ Und handwerklich müsse man natürlich Spitzenqualität anbieten, so Benz. „Wir dirigieren, und unsere Polsterer sind die Musiker.“ Die müssen sich nicht verstecken: 2006 hat Knoll in Herrenberg mit einem Neubau die gläserne Produktion eingeführt, von der Straße aus blickt man direkt in die Fertigung.

Bei der Eröffnung des Showrooms im indischen Mumbai hat Markus Benz sein Leitmotiv so formuliert: „Wir liefern eine wirtschaftskulturelle Leistung made in Germany at its best.“ Es gebe Werte, die überall verstanden werden, ist der Gesellschafter und Vorstand überzeugt. Er ist viel unterwegs, „denn Export heißt, ich muss reisen und Märkte verstehen“. Jede Kultur habe einen Sinn für Handwerklichkeit und ein Faible für Materialien, sagt Benz. Das hat er auch bei seinen Reisen zu Naturvölkern wie den Himba in Namibia beobachtet. Von ihnen lässt er sich inspirieren und kehrt mit immer neuen Ideen zurück. Der Himmel über Afrika, blühende Wüsten, solche Bilder hat etwa der Textildesigner Helmut Scheufele für ihn in Teppichmuster „übersetzt“. Die Teppiche werden ausnahmsweise in Nepal gefertigt.

Auch in Deutschland beschreitet die Familie Benz teils ungewöhnliche Wege. So führt Markus Benz’ Schwester Barbara seit 2014 das Stuttgarter Einrichtungshaus Fleiner Möbel, das in die Insolvenz geraten war. „Wir mussten Fleiner kaufen, wir brauchen gescheite Händler, um uns erfolgreich zu positionieren“, sagt Markus Benz.

Der Holzexperte

Wilde + Spieth
„Made in Germany“ sei das Verkaufsargument überhaupt, sagt der Geschäftsführer Thomas Gerber.

Wer kann schon die Berliner Philharmoniker seine Markenbotschafter nennen? Wilde + Spieth, der Hersteller von Stühlen, Notenpulten und Orchesterzubehör, hat das Glück, dass die angesehenen Musiker weltweit gastieren. So erfahren auch deren Kollegen in Tokio oder Rotterdam, wie gut es sich auf den von Egon Eiermann entworfenen Orchesterstühlen musiziert. Das Unternehmen profitiert zudem davon, dass vor allem in Asien neue Konzertsäle gebaut werden und entsprechendes Mobiliar benötigt wird, erläutert der Geschäftsführer Thomas Gerber.

Dabei ist die Orchesterausstattung nur eine kleine Nische, die Wilde + Spieth besetzt. Viel bekannter sind die anderen Eiermann-Stühle, die die Firma seit fast 70 Jahren produziert. „Kinderchen, könnt ihr auch Stühle bauen?“ Mit dieser Frage soll 1948 die Zusammenarbeit zwischen dem Esslinger Rolladenbauer und dem berühmten Designer und Architekten der Nachkriegsmoderne begonnen haben. Und ob man konnte! Eiermann präsentierte seine Entwürfe – und der Schreinerbetrieb testete, wie sich dessen Vorstellungen von organisch geformten Sitzflächen umsetzen ließen, ohne dass das Holz riss. Die Serienmöbel gelten heute als Designklassiker. „Das Praktische an den Eiermann-Stühlen ist, dass sie in jede Architektur passten“, sagt Thomas Gerber. Wilde + Spieth bietet aktuell etwa 25 Stuhlmodelle in zahlreichen Varianten an und bringt immer neue auf den Markt, zum Beispiel in Originalfarben von Le Corbusier. Gerber, seit 1983 in der Branche, weiß, wie wichtig solche optischen Auffrischungen sind. Das Unternehmen kooperiert auch mit zeitgenössischen Designern wie dem Stararchitekten Daniel Libeskind, dessen Stuhl demnächst präsentiert werden soll.

Produziert wird in Stendal

Thomas Gerber hat auch schon weniger glanzvolle Zeiten bei Wilde + Spieth erlebt. 2004 musste die Esslinger Firma, die damals auch Turngeräte herstellte, Insolvenz beantragen. Behörden, früher wichtige Kunden, bestellen nur noch billig statt hochpreisig und -wertig und Schulen deutlich weniger Sportgeräte. Gerber, damals Mitgeschäftsführer, wagte den Neuanfang. Die Produktion wurde aus Kostengründen verlagert, allerdings nicht nach Polen, sondern in die Hansestadt Stendal (Sachsen-Anhalt). „Ohne das Label Made in Germany hätten wir keine Chance, das ist das Verkaufsargument überhaupt“, sagt Gerber, der mit einer Handvoll Mitarbeiter in Esslingen geblieben ist. Buchen- und Eichenholz stammen aus nachhaltigem Anbau in Deutschland, nur der kanadische Ahorn wird importiert. „In der Preislage wollen die Leute Zertifikate sehen“, sagt Gerber. 10 000 Stühle verkaufe man im Jahr, der Exportanteil, 2005 bei 15 Prozent, liege nun bei 50 Prozent. Jetzt will die Firma auch in China Fuß fassen. Die internationale Schau „Handmade in Germany“ könnte dabei helfen. Die wirbt mit „Meisterwerken von 150 deutschen Manufakturen, Kunsthandwerkern und Designern“ (darunter Wilde + Spieth), Shanhgai, Zhengzhou und Shenyang sind drei Stationen auf der Weltreise. „Das Echo ist riesengroß, obwohl unsere Möbel so schlicht sind“, sagt Thomas Gerber erfreut.