Luise Geronimo-Koch stammt aus einem kleinen Dorf im Südwesten der Dominikanischen Republik. Ihren Mann lernte sie in Madrid kennen und folgte im anschließend nach Deutschland.

Möhringen - Die Dominikanische Republik ist berühmt für kilometerlange Sandstrände, für Palmen, für sonnenhungrige Touristen in All-inclusive-Anlagen. Die Möhringerin Luisa Geronimo-Koch kennt das Land von einer anderen Seite. Sie hat dort in einem kleinen Dorf ihre Kindheit und Jugend verbracht.

 

Die Kontaktfreudigkeit erleichterte das Einleben

Eigentlich lautet ihr richtiger Name Aquilina, doch ihre Freunde nennen sie Luisa. Mit ihren farbenfrohen Röcken ist sie eine auffallende Erscheinung. Überall im Ort wird sie freundlich gegrüßt, obwohl sie erst vor wenigen Jahren von Plieningen nach Möhringen gezogen ist. Geronimo-Koch, die mit ihrem deutschen Ehemann und ihrer fast erwachsenen Tochter in Möhringen lebt, ist kontaktfreudig, und dies hat ihr das Einleben erleichtert. „In Plieningen, wo ich vorher mehr als zehn Jahre gewohnt habe, waren die Menschen nicht so offen wie hier in Möhringen“, sagt sie in ihrem lateinamerikanisch geprägten Deutsch. „Da laden sich die Nachbarn nicht spontan zu einem Kaffee ein.“ Gerade dieses offene Miteinander ist es, was sie am Anfang in Deutschland sehr vermisst hat.

Der Vater war ein Bauer in der Nähe von Neyba, der kleinen Hauptstadt der Provinz Baoruco im Südwesten der Dominikanischen Republik. Ein Blick auf die Karte zeigt die Insel Hispaniola zwischen Atlantik und Karibik: das westliche Drittel gehört zu Haiti, der größere östliche Teil gehört zur Dominikanischen Republik, die sich 1844 von Haiti unabhängig machte. Die Bevölkerung stammt überwiegend von Spaniern und afrikanischen Sklaven ab, die Amtssprache ist Spanisch. Während an der Nordküste hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, ist der Süden trockener, und Luisa Geronimo-Kochs Heimat liegt im Regenschatten der Berge, südlich der Cordillera Central.

„Mein Vater war nebenbei auch ein Naturdoktor“

Dort wuchs die 1966 geborene Luisa mit sieben Geschwistern auf, als Jüngste unter fünf Brüdern und zwei Schwestern. Der Vater arbeitete als Landwirt mit Kühen, Pferden und Schweinen, die Mutter war Verkäuferin. „Aber mein Vater war nebenbei auch ein Naturdoktor“, erzählt Luisa Geronimo-Koch: Auf dem Land haben die meisten Familien einen eigenen Kräutergarten, und Menschen, die besonders viel über die Heilkräfte von Pflanzen wissen, werden Curanderos genannt. „Aus einem kastanienähnlichen Baum machte er zum Beispiel einen Saft, der kaputte Knochen in wenigen Wochen heilte“, erinnert sich Luisa Geronimo-Koch. Einen religiösen Hintergrund hatte dies aber nicht: Die meisten Dominikaner sind katholisch.

Während die fünf Söhne der Familie alle im Land blieben, strebten die drei Mädchen ins Ausland: Eine Schwester lebt in Spanien, eine in Venezuela. Luisa Geronimo-Koch ging im Alter von 25 zunächst nach Madrid, wo sie in der Gastronomie arbeitete und ihren späteren Ehemann kennenlernte. Wenige Jahre später folgte sie ihm nach Deutschland. Heute besucht die gemeinsame 17-jährige Tochter das Paracelsus-Gymnasium. Zwei ältere Kinder aus einer früheren Beziehung leben in Madrid.

Sowohl Küche als auch Sprache sind gemischt

In Deutschland hat Geronimo-Koch zunächst in der Gastronomie gearbeitet, nach einem Unfall und einer damit verbundenen Zwangspause möchte sie gerne ihr Deutsch verbessern, um sich zur Altenpflegerin umschulen zu lassen. In ihrer Familie wird spanisch und deutsch gleichermaßen gesprochen. Auch die Küche ist gemischt. Geronimo-Koch erzählt stolz über ihre mühsam erworbene Fähigkeit, Maultaschen und Spätzle zu kochen. Aber auch dominikanische Gerichte, die etwas schärfer gewürzt sind als die schwäbischen, kocht sie gerne. „Mittlerweile kann man hier Kochbananen im Supermarkt kaufen“, erzählt sie, und zusammen mit Yams (nicht zu verwechseln mit den ähnlich schmeckenden Süßkartoffeln) ergibt das ein leckeres Essen.

Seitdem ihre Mutter gestorben ist, fährt Luisa Geronimo-Koch nicht mehr so oft in die alte Heimat, doch sie vermisst die großen Feste der Familie. „Meine Mutter hatte eine sehr schöne Stimme, und bei uns wurde immer Musik gemacht“, erinnert sie sich. Der berühmteste Tanz der Dominikanischen Republik ist der Merengue. Eine schnellere Variante davon, den Perico ripiao zur Musik von Akkordeon, Tamburin und der Tambol-Trommel, liebt Luisa Geronimo-Koch ganz besonders.