Personalsorgen plagen die Plieninger Leistungsgemeinschaft und den Möhringer Gewerbe- und Handelsverein gleichermaßen. Da stellt sich die Frage, ob solche Zusammenschlüsse überhaupt noch zeitgemäß sind und wenn ja, in welcher Form.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen/Plieningen - Jürgen Schumacher ist viel beschäftigt dieser Tage. Der Plieninger Metzgermeister hat eine neue Filiale in Bernhausen eröffnet. Für die Plieninger Leistungsgemeinschaft (PLG) hat er deshalb gerade kaum einen Sinn. Doch als zweiter Vorsitzender ist Schumacher aktuell der Hauptansprechpartner. Denn seit der Vorsitzende Frank Oschatz im Herbst 2020 sein Amt niedergelegt hat, hat der Verein der Gewerbetreibenden im Ort keinen Vorsitzenden mehr. Zwar gab es eine Mitgliederversammlung, doch es wurde nicht gewählt. Denn von etwa 80 Mitgliedern waren keine 20 da, die nötige Mehrheit fehlte. Für diesen Herbst ist eine neue Mitgliederversammlung geplant. Einen Termin gibt es aber noch nicht.

 

Die PLG brauche wieder mehr Menschen, die sich mehr engagieren

„Es interessiert derzeit niemanden. Jeder hat seine eigenen Probleme“, sagt Schumacher. Keines der PLG-Mitglieder habe ihn beispielsweise darauf angesprochen, ob dieses Jahr wieder ein Markttag zum Advent geplant sei. Lediglich die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel habe ihm einen Vorschlag unterbreitet. Doch so richtig vorstellen kann sich Schumacher das nicht. Das Konzept passe nicht, die Zeit für die Organisation sei zu knapp. Vor allem aber habe er derzeit generell zu wenige Mitstreiter, die Spaß daran hätten, etwas auf die Beine zu stellen. „Mit einem zweiten Vorsitzenden und drei Ausschussmitgliedern kann man nichts reißen“, sagt Schumacher.

Er wirkt ein wenig resigniert. Bei den Menschen im Ort seien die Veranstaltungen immer gut angekommen – zumindest dann, wenn das Wetter gepasst habe. Doch die Arbeit, die dahinterstecke, würde kaum einer sehen und honorieren. Was wiederum dazu führe, dass immer weniger Einzelhändler und Handwerker bereit seien, sich einzubringen. Auch Corona habe der PLG geschadet. Viele Einzelhändler hätten es in den Lockdowns schwer gehabt. Hinzu komme der immer weiter um sich greifende Online-Handel, der die Ladengeschäfte schwäche. Eine Zukunft für die PLG sieht Schumacher dennoch. „Wenn sich wieder mehr Engagierte finden. Es geht um die Gemeinschaft und um Plieningen.“

Wieder Feste feiern, wenn die Pandemie es zulässt

Christian Dempf schaut optimistisch in die Zukunft. Und das, obwohl auch er zum Jahresende sein Amt als Vorsitzender des Möhringer Gewerbe- und Handelsvereins niederlegen wird und es bisher noch keinen Nachfolger für ihn gibt. Doch zumindest konnte auf der jüngsten Mitgliederversammlung Christian Günther zum zweiten Vorsitzenden gewählt werden, er folgt damit auf Markus Wolf.

„Selbstverständlich hat unser GHV nach wie vor eine Bedeutung und eine Zukunft“, ist sich Dempf sicher. Auf die Frage nach dem Warum antwortet er: „Damit im Ort was passiert. Einer allein kann keine großen Aktionen auf die Beine stellen.“ Dempf denkt bereits jetzt wieder an verkaufsoffene Sonntage, einen Maibaum und den Möhringer Herbst 2022. Denn all diese Feste müssen von langer Hand geplant werden und zum Beispiel Genehmigungen beantragt werden. „Ob es sich dann angesichts der Pandemie umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Aber die Leute freuen sich darauf und fragen danach“, sagt Christian Dempf.

Einzelhändler gestalten Adventsfenster

Ganz aktuell hat der Möhringer GHV-Vorstand seine Mitglieder angeschrieben und gefragt, wer sich beim Adventsfenster beteiligen wolle. Dabei schmücken die Einzelhändler wie schon im vergangenen Jahr Schaufenster und verstecken in diesem einen Buchstaben. Die Kunden müssen aus diesen ein Lösungswort zusammenfügen. Zu gewinnen gibt es Einkaufsgutscheine.

Doch die Personalsituation im Verein sei schwierig, wie in vielen anderen Vereinen auch, räumt Dempf ein. Darum denkt er gern auch ein bisschen größer: „Warum sich nicht mit anderen auf der Filderachse zusammenschließen?“, fragt er und kann sich gemeinsame Veranstaltungen vorstellen. Zum Beispiel in Anlehnung an die „Nacht der Museen“: Kunden könnten bei einer langen Einkaufsnacht mit einem Sonderticket mit Bus und Bahn durch die Bezirke fahren und in den verschiedenen Fildervororten einkaufen. Das alles sind derzeit freilich noch Visionen, „aber aus meiner Sicht wäre das zielführend“, sagt Dempf.

Wirtschaftsförderung lädt zum Gedankenaustausch

Um die Zukunft der etwa 30 Gewerbe- und Handelsvereine in Stuttgart geht es auch bei einem Workshop, zu dem die Wirtschaftsförderung Stuttgart eingeladen hat. Der Termin ist am 18. Oktober, angesprochen sind die Vorsitzenden und ihre Stellvertreter. „Wir möchten aktiv zusammen ausloten, wie sich örtliche Gewerbe- und Handelsvereine in Zukunft aufstellen können, um weiterhin als ein bedeutsamer Baustein für die Unternehmen in den Bezirken handeln zu können“, erklärt Martin Thronberens, Pressesprecher der Stadt Stuttgart, das Ziel. Auch in Anbetracht des Strukturwandels, sich verändernder Zeiten und Bedarfe seitens der Unternehmen sei eine solche Betrachtung angezeigt.