Viele Menschen haben im Bezirksbeirat deutlich gemacht, dass sie die Nichtöffnung des Möhringer Freibads nicht einfach hinnehmen wollen. Umgedreht haben die Bäderbetriebe erklärt, warum ihnen nichts anderes übrig bleiben wird.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Der Unmut der Menschen in Stuttgart ist groß, das hat die Sitzung des Möhringer Bezirksbeirats am Mittwochabend gezeigt. Mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um deutlich zu machen, dass sie die angekündigte Nichtöffnung des Freibads an der Hechinger Straße nicht einfach hinnehmen.

 

Im März hatten die Bäderbetriebe verkündet, dass die Überlaufrinne, die das große Becken umgibt, umfassend saniert werden müsse und dass die Vorbereitung und Ausführung dieser Arbeiten Monate dauere. Die in der Sitzung anwesenden Bürgerinnen und Bürger warfen der Stadt unter anderem vor, die erforderliche Sanierung des Möhringer Freibads über Jahre verschleppt und die aktuellen Schäden zu spät entdeckt zu haben. „Wenn man früher angefangen hätte, wäre man auch früher fertig gewesen“, sagte eine Frau. Kritisiert wurde auch, dass die Bäderbetriebe auf die zahlreichen Beschwerde-Mails und Anrufe nicht oder nur unzureichend reagiert hätten. Und auch die Unterstellung stand im Raum, dass die Stadt ohnehin kein großes Interesse daran habe, das Freibad doch noch in dieser Saison zu öffnen, weil sich so das Personalproblem entschärfen lasse.

Bäderbetriebe sehen keine Alternative

Die Bäderbetriebe waren mit vier Vertretern in die Sitzung gekommen. „Wir können Ihren Ärger verstehen“, versicherte Alexander Albrand. Im vorigen Jahr seien mehr als 160 000 Gäste im Möhringer Freibad gewesen. „Wir wissen, wie beliebt es ist“, sagte der Geschäftsführer. Die Vorwürfe ließen er und seine Kollegen freilich nicht auf sich sitzen. Der Eigenbetrieb habe 2017/18 alle Stuttgarter Bäder untersucht und eine Prioritätenliste erstellt, was wann saniert werden müsse, und schließlich die dafür notwendigen Mittel beantragt. Gemäß dieser Liste seien als Nächstes zwei Becken im Inselbad Untertürkheim und dann die Generalsanierung des Möhringer Freibads geplant. Des Weiteren habe man versucht, mit regelmäßigen Reparaturen in Möhringen die Zeit bis zur Generalsanierung zu überbrücken.

Detlef Szlamma, der technische Leiter bei den Bäderbetrieben, ging auf die aktuelle Situation ein. „Wir haben keine Zeit verloren“, betonte er. Die Schäden könnten immer erst nach der Frostperiode untersucht werden. Das habe man getan, dann sofort informiert und ein Gutachten beauftragt, um den Zustand des Betons hinter den großflächig kaputten Fliesen zu untersuchen. Das Ergebnis sei nun abzuwarten. Im besten Fall sei der Beton in Ordnung, sodass die Rinne neu abgedichtet und gefliest werden könne. Das müsse beauftragt werden. Es brauche ein Zelt über dem Becken, um die Arbeiten wettergeschützt auszuführen. Das Ziel sei es, vor dem Winter fertig zu sein und so pünktlich in die Saison 2024 starten zu können.

Es gibt ein Personalproblem

Die Möhringer Bezirksbeiräte zeigten größtenteils Verständnis für den von den Bäderbetrieben beschriebenen technischen und formellen Ablauf der Sanierung. Sie drangen jedoch darauf, dass alles dafür getan werde, die notwendigen Reparaturen so schnell wie möglich auszuführen und das Bad so vielleicht doch noch in dieser Saison öffnen zu können. Sollte dies nicht möglich sein, solle das Sonnenberger Hallenbad geöffnet bleiben. So formulierten es die Lokalpolitiker auch in einem einstimmig verabschiedeten Antrag.

Die Stadt hatte die Option, das Sonnenberger Hallenbad offen zu lassen, bereits selbst ins Spiel gebracht. Voraussetzung dafür sei aber, dass genügend saisonales Personal gefunden werde. Denn der Betrieb der vier Stuttgarter Freibäder ist mit 56 Vollzeitkräften deutlich intensiver als der Betrieb der Hallenbäder. Mit der Schließung einiger Hallenbäder über den Sommer und der Einstellung des städtischen Schwimmkurs-Angebots gewinne man zehn Vollzeitkräfte. Der Rest müsse am Markt gefunden werden – und das sei schwierig. Derzeit gebe es noch viele unbesetzte Stellen. Das bedeute, dass man kein Personal „übrig“ habe, wenn das Möhringer Freibad geschlossen bleibe. Das Personaldefizit werde nur etwas kleiner.

Bäderbetriebe lehnen Teilöffnung ab

Wenn man das Sonnenberger Hallenbad geöffnet lasse, ohne genügend saisonales Personal gefunden zu haben, werde das zu Einschränkungen in den Freibädern führen. Alexander Abrand erklärte, dass das grundsätzlich möglich sei, in anderen Städten gebe es bereits verkürzte Öffnungszeiten und Schließtage. Es müsse aber diskutiert werden – und werde wohl zu Unmut in den anderen dann betroffenen Bezirken führen. In diesem Zusammenhang warb Albrand dafür, sich bei den Bäderbetrieben zu bewerben.

Eine Teilöffnung des Möhringer Freibads, wie von den Bezirksbeiräten vorgeschlagen, ist nach Angaben der Stadt nicht möglich. Das Kinderbecken hänge am Wasserkreislauf des großen Beckens und könne nicht separat betrieben werden. Und ohnehin sei es aus Sicherheitsgründen schwierig, Besucher auf das Gelände zu lassen, solange dort gebaut werde.