Lisa Huzel wandert mit ihrem Hund Emma binnen drei Wochen bis nach Norderney. Die Idee dazu war ihr auf Baltrum gekommen.

Möhringen - Vor drei Jahren entstand die Idee. Bei einer Wattwanderung auf Baltrum vor der Küste Ostfrieslands erfuhr Lisa Huzel, dass die Schafe, die dort auf dem Deich stehen, eigentlich aus Stuttgart Zuffenhausen stammen und jedes Jahr zweimal quer durch Deutschland getrieben werden. „Ich dachte mir, dass ich das unbedingt mal erleben will“, sagt die 24-Jährige. Da die Möhringerin den Schäfer aus Zuffenhausen aber nicht ausfindig machen konnte, entschied sie, ohne Schafe aber dafür mit ihrer Labradorhündin Emma auf Tour zu gehen. Zwar startete sie vorab einen Aufruf über Facebook, ob nicht jemand sie ein Stück begleiten wolle, aber leider fand sich niemand. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, entschied sich Huzel und wanderte mit einem 17 Kilogramm schweren Rucksack – voll mit Hundefutter, Zweimannzelt und Kleidung – von Möhringen über Mannheim, Worms, Mainz, den Taunus, Gießen, Marburg, Siegen nach Norddeich und Norderney, um letztlich noch einen Abstecher nach Cuxhafen zu machen. Täglich bewältigten die 24-Jährige und ihre Hündin rund 30 Kilometer.

 

Durch einen längeren Work and Travel Auslandsaufenthalt in Neuseeland vor vier Jahren konnte sie quer durch die Republik bei Freunden aus dieser Zeit unterkommen. Wo sie niemanden kannte, zeltete sie. „Mir sind so viele nette Menschen begegnet – das hätte ich in Deutschland gar nicht erwartet.“ In Worms nahm ein junger Mann sie ein Stück mit dem Wagen mit, da die nächste Bushaltestelle zu Fuß zu weit gewesen wäre und es schon recht spät war. „Er fuhr extra wegen mir noch in eine Apotheke und schenkte mir Mückenspray.“

Der Hund als Kontaktbörse

In Marburg durfte Huzel spontan auf dem Sofa in einer Wohngemeinschaft übernachten, da das angrenzende Hostel keine Hunde erlaubte. Immer wieder luden Passanten sie zum Essen ein – Emma sei dank: „Mein Hund war eine richtige Kontaktbörse.“ Viele waren so begeistert von der Wanderung, dass sie spontan Frühstück oder einen Platz zum Zelten angeboten haben. Ein älterer Herr, den sie im Bergischen Land getroffen hat, stellte ihr eine Liste mit Sehenswürdigkeiten auf der Strecke bis nach Ostfriesland zusammen.

Die einzige negative Erfahrung auf ihrer Tour erlebte Huzel auf Norderney. Da der Campingplatz geschlossen hatte und unter der ausgehängten Notfallnummer niemand erreichbar war, entschied sie sich, doch ihr Zelt dort aufzuschlagen. „Als ich am nächsten Morgen mich und Emma anmelden wollte, wurde ich beleidigt, und man warf uns vom Campingplatz.“ Offensichtlich waren Hunde dort nur im Campingwagen und nicht im Zelt erlaubt. „Trotzdem hätten die Mitarbeiter mich nicht als ‚dumm’ beschimpfen müssen“, ärgert sich die Möhringerin rückblickend.

Mittlerweile ist Lisa Huzel wieder in Möhringen angekommen - sehr zur Freude ihrer Familie. Als die nämlich von ihren Plänen erfuhr, waren die Reaktionen durchwachsen. Während der Vater sich sofort für das Abenteuer der Tochter freute, bot die Mutter an, Lisa einen Pauschalurlaub irgendwohin zu bezahlen. „Sie meinte, ich solle mal was Normales machen“, sagt Huzel und lacht.