Für den Jäger war es eine reizvolle Chance: in Weißrussland einen Elch erlegen. Weil die Reise für den Münsterländer nicht ausging wie erhofft, verlangt er vom Veranstalter Schadenersatz. Wie aussichtsreich ist seine Klage?

Mönchengladbach - Er wollte einen prächtigen Elch schießen - doch der Traum eines Jägers aus Nordrhein-Westfalen endete vor Gericht. Nach einer verkorksten Jagdreise nach Weißrussland fordert der Mann vom Veranstalter Schadenersatz. Doch aller Voraussicht nach wird er leer ausgehen. Seine Klage hat nach erster Einschätzung des Amtsgerichts Mönchengladbach keine Aussichten auf Erfolg. Denn wie vertraglich vereinbart, habe der Jäger die Chance bekommen, einen Elch zu erlegen, sagte der Richter beim Auftakt des Zivilprozesses am Freitag. Damit sei der Vertrag erfüllt und die Klage unbegründet.

 

Der Jäger hatte 3800 Euro für die Reise nach Sklov bezahlt - einschließlich der „Abschussvorauszahlung“ für einen Elch mit einem Trophäengewicht von sechs Kilogramm. Diesen Betrag von 1500 Euro fordert er von dem Mönchengladbacher Jagdreisen-Spezialisten zurück, weil er keine Gelegenheit gehabt habe „einen Elch zu beschießen“. Er habe zwar auf einen Elchbullen mit niedrigerem Trophäengewicht geschossen, diesen aber nicht getroffen. Hätte er diesen „geringeren Elchbullen“ erlegt, wäre laut Vertrag immerhin eine Teilerstattung von 500 Euro in Betracht gekommen.

Jagdreise-Veranstalter hält dagegen

Der Jagdreise-Veranstalter hält dagegen, dass der Kläger den Elch sehr wohl getroffen habe. Das Tier sei kurz danach von einem Treiber angeschossen aufgefunden worden und in einem Sumpfgebiet verendet. Das Paket mit der zugeschickten Trophäe hatte der Jäger später nicht angenommen, weil es nicht „seine“ sei. Seinem Mandanten sei die falsche Trophäe untergejubelt worden, sagte der Anwalt des Jägers. Eine endgültige Entscheidung in dem Fall will das Gericht am 27. September verkünden.

In Deutschland bieten eine Reihe von Veranstaltern Jagdreisen zu verschiedensten Zielen im Ausland an. „Für Jäger ist es spannend, mal andere Wildarten zu jagen“, sagte Anna Martinsohn, Sprecherin des Deutschen Jagdverbands (DJV). So gebe es Elchjagden in Skandinavien genauso wie Gamswildjagden in Österreich oder Eisbärenjagden in Kanada. Für die Menschen vor Ort sei der Verkauf von Jagdlizenzen eine zusätzliche Einkommensquelle, erläuterte Martinsohn. Die Gelder flössen beispielsweise direkt in den Wildtierschutz.

Zahl der verkauften Jagdreisen unbekannt

Die Preise für Jagdreisen schwankten sehr stark, je nach Tierart und Reiseziel. Allein die Kosten für die Abschusslizenzen reichten von umgerechnet 22 Euro für einen Fasan in England bis zu 360 000 Euro für ein Spitzmaulnashorn in Namibia. Es handele sich immer um nachhaltige Jagd mit Quoten und behördlichen Genehmigungen, betonte Martinsohn. Angaben dazu, wie viele Jagdreisen insgesamt verkauft werden, lägen nicht vor. Für Ausländer sei auch Deutschland ein beliebtes Ziel für Jagdreisen: Hier würden vor allem Jagden auf Rot- und Schwarzwild angeboten.