Im Stuttgarter Gemeinderat kann das Nikolaus-Cusanus-Haus mit Befürwortern für sein geplantes Projekt rechnen. Das Alten- und Pflegeheim möchte an der Moosheimer Straße eine Kindertagesstätte bauen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - Nun hat sich die Gemeinderats-CDU eingeschaltet. Die Stadträtin Helga Vetter hat gelesen, dass das Nikolaus-Cusanus-Haus plant, eine Kindertagesstätte an der Moosheimer Straße in Birkach zu bauen. Und nun will sie wissen, wie der Stand der Dinge ist. Deshalb hat sie jüngst einen Antrag geschrieben, in dem sie die Stadtverwaltung auffordert, zu berichten. „Ich möchte endlich mal wissen, woran die Birkacher und Plieninger sind“, sagt Vetter. „Kein Mensch weiß was.“

 

Die CDU-Rätin will, dass die Stadt gegen den Mangel an Betreuungsplätzen in Birkach und Plieningen so bald wie möglich angeht. „Das brennt hier so was von“, sagt Vetter. Nachdem sie den Antrag versandt hat, kamen sofort Rückfragen. Auch von Eltern, die gefragt haben, ob sich die CDU neuerdings bezirksweise für Kindertagesstätten einsetzt und was sie tun müssten, damit auch sie an die Reihe kommen. Vetter musste sie bremsen, sie ist Plieningerin, und als solche wirbelt sie insbesondere für die Menschen in Birkach und Plieningen.

Vor allem für die Kleinsten fehlt es an Plätzen

Doch die Reaktionen verdeutlichen, was überall zu spüren ist: Es fehlt allerorten an Betreuungsplätzen, vor allem für die Kleinsten. Und Birkach und Plieningen ragen diesbezüglich aus der Statistik – in die negative Richtung. 23 Prozent der Dreijährigen haben in Birkach und Plieningen einen Platz, stadtweit sind es zumindest 34,1 Prozent. Die Zusage der Bundesregierung, dass in einem Jahr alle Kinder nach ihrem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, verstärkt den Druck. Gerade in Landstrichen, die einen Nachholbedarf beim Ausbau haben.

Daher würde die CDU es begrüßen, wenn an der Moosheimer Straße in Birkach eine neue Kindertagesstätte eröffnen würde, sagt Helga Vetter. Und so sagen es auch Vertreter der Grünen und der Sozialdemokraten im Gemeinderat. Sie signalisieren, dass sie den CDU-Antrag unterstützen werden. „Dem kann man nur voll zustimmen“, sagt Maria Hackl für die SPD. Wobei sich ihr zusätzliche Detailfragen stellen. Zum Beispiel, ob das geltende Baurecht an der Moosheimer Straße mit den Plänen vereinbar wäre und wann die Stadt frühestens die Betriebserlaubnis erteilen könnte.

40 bis 45 Plätze sind im Gespräch

„Das Nikolaus-Cusanus-Haus wäre ein guter Träger“, sagt Gabriele Munk. Diese Einschätzung ist nicht weiter verwunderlich, gehört die Grünen-Rätin doch dem Förderverein des anthroposophischen Alten- und Pflegeheims an. Der Kindergarten wäre deshalb ein Waldorfkindergarten, als Betreiber soll sich ein neuer Verein gründen. Die Idee ist derzeit, eine Einrichtung mit 40 bis 45 Plätzen zu bauen.

Heinz Bollinger, der Leiter des Nikolaus-Cusanus-Hauses, stellt sich eine Art Betriebskindergarten vor. Denn dieser könnte ihm helfen, neue und qualifizierte Mitarbeiter für die Pflege und Betreuung der Heimbewohner anzuwerben, wie er vor Kurzem erklärt hat. Die Verantwortlichen im Nikolaus-Cusanus-Haus wollen in naher Zukunft eine Bauvoranfrage bei der Stadt einreichen. Sie soll ausloten, ob ein Kindergarten auf den Grundstück baurechtlich zulässig wäre.

Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass aus den Plänen Wirklichkeit wird: die Verhandlungen um das Grundstück müssten positiv verlaufen. Noch gehört es der Neuapostolischen Kirche Stuttgart. Diese möchte das Gelände samt Kirchengebäude bereits seit Anfang 2011 verkaufen. Die Gemeinde nutzt den Standort nach eigenen Angaben nicht mehr. Zunächst hatte sich die Stadt Stuttgart für das Grundstück interessiert – ebenfalls, um einen Kindergarten zu bauen. Die Verwaltung wäre jedoch nicht abgeneigt, wenn sich ein anderer Träger finden würde, hat eine Mitarbeiterin des Liegenschaftsamts mitgeteilt.

Der Amtsleiter hofft auf Klarheit

Die Neuapostolische Kirche geht derweil davon aus, dass ihr Verhandlungspartner immer noch Stadt Stuttgart heißt. So ist eine Erklärung vom vergangenen Donnerstag zu verstehen. „Die Stadt ist grundsätzlich am Erwerb unseres Kirchengrundstücks interessiert“, teilt die Sprecherin Susanne Raible mit. Das kann Thomas Zügel, der Leiter des Liegenschaftsamts, nicht bestätigen. Es habe Interesse bestanden, „aber dann kam die Privatinitiative“, sagt er, „und wir wollen ihr nicht im Wege stehen“. Aufgrund des abweichenden Kenntnisstandes befindet Zügel den CDU-Antrag für gut. „Jetzt wird es bald Klarheit geben.“