Der mutmaßliche Mörder von Villingendorf ist offenbar schon Stunden vor der Bluttat vor Ort gewesen. Vor der Schulturnhalle soll er auf das Ende der offiziellen Einschulungsfeier für seinen Sohn gewartet haben.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Rottweil - In der Schulturnhalle von Villingendorf rutschen die aufgeregten Abc-Schützen mit ihren Schultüten auf ihren Plätzen hin und her und warten darauf, ihren Klassenlehrerinnen zu ihrer ersten Schulstunde zu folgen. Gleichzeitig sitzt draußen auf dem Parkplatz ein Mann in seinem Auto und ist offenbar zum Schlimmsten entschlossen. Wenige Stunden später sind drei Menschen tot, darunter auch der sechsjährige Sohn des Mannes. Er muss sich jetzt wegen dreifachen Mordes vor der Schwurgerichtskammer des Rottweiler Landgerichts verantworten. Er habe seinen Sohn und weitere Menschen getötet, um sich an seiner ehemaligen Lebensgefährtin zu rächen, die ihn verlassen hatte, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

 

An diesem zweiten Prozesstag geht es darum, die Stunden vor der Tat zu rekonstruieren. Gleich mehrfach war der Mann mit seinem grünen Kleinwagen an jenem 14. September in Villingendorf aufgefallen. Sie habe um kurz nach 13 Uhr ihre beiden Töchter von dem neben der Schule gelegenen Kindergarten abgeholt, erklärte eine 34-jährige Mutter im Zeugenstand. Da habe sie neben dem grünen Seat Ibiza mit Konstanzer Kennzeichen und einer bis zum 21. September befristeten Tageszulassung geparkt. „Dort stehen sonst selten Auswärtige“, sagte die Zeugin. Am Steuer habe ein Mann in dunkler Kleidung gesessen. „Er konnte genau auf den Weg schauen“, der Kindergarten und Schulturnhalle verbindet, erklärte die Frau. Dafür hatte er rückwärts eingeparkt.

Später wollen zwei ältere Frauen den Wagen mit dem auffälligen Nummernschild im Nachbarort Herrenzimmern gesehen haben. Allerdings spricht viel dafür, dass der Mann sich mehrere Stunden lang nicht von der Schulturnhalle wegbewegte. Gegen 16.30 Uhr passierte eine weitere Passantin den Parkplatz. Mittlerweile regnete es in Strömen, doch auch ihr fiel der grüne Kleinwagen mit Konstanzer Tageszulassung ins Auge, der dort rückwärts eingeparkt an der Schulturnhalle stand.

Später parkte er an einem Waldweg am Ortsrand. Dort wunderten sich mehrere Jogger über Mann, der in seinem Wagen saß und darauf aus war, Blickkontakte zu vermeiden. Ein anderer Zeuge sah ihn auf der Verbindungsstraße zum Ort. „Er schlenderte umher, als ob er kein richtiges Ziel habe“, sagte ein Mann, der in Villingendorf als Staubsaugervertreter unterwegs gewesen war. Ihm waren zuvor in der Straße, wo die Exfreundin mit dem sechsjährigen Buben wohnte, viele Autos aufgefallen. Sie gehörten offenbar den Besuchern der privaten Einschulungsfeier. Als der mutmaßliche Täter uneingeladen auftauchte und die Schüsse fielen, waren etliche Gäste schon gegangen. Der neue Lebensgefährte der Frau, dessen Cousine und der Bub hatten jedoch keine Chance.