Beim 31. ADAC Supercoss in der Schleyerhalle hat der Deutsche Dennis Ullrich seine Erwartungen nicht erfüllt. Die Amerikaner waren dagegen eine Klasse für sich.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der Kuss von Freundin Vanessa vor dem Rennen hat auch nicht richtig weitergeholfen. Dennis Ullrich ist der erhoffte große Wurf beim Supercross in der Schleyerhalle nicht gelungen. Am Freitag kämpfte er sich zwar tapfer über einen Hoffnungslauf ins Finale, wurde dort aber am Ende nur Zehnter. Und am Samstag ließ er sich abermals im Hoffnungslauf vom Amerikaner Cole Siebler auf den letzten 100 Metern überholen und verpasste dadurch die Teilnahme am Endlauf.

 

Am Freitag gewann Sieblers Landsmann Jake Canada, am Samstag dann wieder ein Amerikaner: Teddy Maier. Der Mann mit dem ziemlich schwäbischen Namen sicherte sich beim 31. Supercross in der Schleyerhalle auch den Gesamtsieg – gegen die Männer aus den Staaten war an diesem Wochenende kein Kraut gewachsen. In Gesamtklassement schloss Ullrich als Zwölfter von 36 Piloten ab. Das ist zwar nicht schlecht, aber in Wirklichkeit nicht das, was er sich erhoffte. Er hatte mehr vor – aber er konnte nicht.

Angetreten als Internationaler Deutscher Meister wollte der junge Mann aus Saarlouis seine fabelhafte Freiluft-Saison mit Erfolgen in Stuttgart krönen. Das daraus nichts wurde, hat einen simplen Grund: Ullrich ging in den entscheidenden Rennen gut sichtbar die Kraft aus – er wurde langsamer statt schneller. Es fehlten vier Wochen Training, weil es ihn nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft von seiner Maschine warf, wobei er sich zwei Rippen brach. „Ich habe versucht, den Fitnessrückstand irgendwie aufzuholen und wusste, dass ich mit einem Nachteil starte“, sprach Ullrich, der vor zwei Jahren in der Schleyerhalle noch die Nachwuchsklasse SX 2 gewonnen hatte und sich „Prinz von Stuttgart“ nennen durfte. Nun heißt der König von Stuttgart Teddy Maier – und nicht Dennis Ullrich.

Auf der Maschine ein Tier

Auf die Krönung muss er also noch warten, aber es ist ja auch so: Er hat Zeit, viel Zeit. Ullrich ist 20 Jahre jung und befindet sich auf einem guten Weg, mal einer der besten Motocross-Piloten der Welt zu werden. Anders als seine oft extrovertierten und auch etwas verrückten Kollegen aus der Cross-Szene sieht er brav aus, und wenn er spricht, wird klar: hier ist jemand noch ziemlich schüchtern. Doch wenn sich der „Ulle“, wie sie ihn nennen, auf seine KTM setzt, erkennt ihn keine wieder: Er wird dann zum Tier.

Gut zu beobachten war das im vergangenen Jahr in Stuttgart. Da hatte Ullrich in der Schleyerhalle im Samstagsfinale fast eine halbe Runde Vorsprung, er hätte nur noch gemächlich der Zielflagge entgegenfahren müssen. Doch der damals noch 19-Jährige wollte auch auf den letzten Metern alles und stieg von seiner Maschine ab. „Ich habe den sicher geglaubten Sieg weggeschmissen“, ärgert sich der bei Ulm aufgewachsene Pilot noch heute. „Da kam plötzlich diese Spurrille – und schwups war ich auf dem Strohballen gelandet.“

Den dritten Sieg verpasst

Es wäre sein dritter Sieg in der SX-1-Klasse unter dem Hallendach gewesen – im ersten Jahr seines Dabeiseins. In Dortmund und Chemnitz hatte er jeweils am Samstag gewonnen und schloss als Novize den Supercross-Cup, der überdies noch in Stuttgart und München ausgefahren wird, als Vizemeister ab. Allein das war schon erstaunlich gewesen – wie auch die Tatsache, dass Dennis Ullrich sowohl in der Halle als auch unter freiem Himmel hoch veranlagt zu Werke geht. Das ist selten. Oft sind die Piloten auf eine der beiden Motocross-Varianten spezialisiert – Ullrich kann beide.

Der Neu-Saarländer achtet vor allem auf seine Rennanalysen, er will sich alles erklären können und sich dadurch dann verbessern – ein System, mit dem auch der Formel-1-Pilot Sebastian Vettel arbeitet. Doch anders als der Heppenheimer, der sich auch außerhalb des Cockpits zu präsentieren versteht, steht Ullrich nicht gerne im Rampenlicht. „Ich mag es nicht, wenn ich zu sehr im Mittelpunkt stehe“, sagt der Mann, der sich lieber auf das Wesentliche konzentriert – denn Motocross ist sein Leben. Sagt er, allerdings mit einer winzigen Einschränkung: neben Vanessa natürlich.