Eine Kiesfirma aus Immenstaad plant in Geisingen bei Tuttlingen den angeblich ersten deutschen Parcours für Motocross-Maschinen und Geländefahrzeuge. Doch das Projekt ist umstritten.

Geisingen - Bürgermeister Walter Hengstler ist sich sicher, was das neue Projekt in seiner Stadt bringen würde: Touristen, Tagesgäste, Übernachtungen, mehr Einnahmen. Geisingen, eine knapp 6000 Einwohner zählende Gemeinde im Kreis Tuttlingen mit Ausfahrt an der A 81 könnte mehr Fremdenverkehr vertragen. Deshalb soll es dort einen Offroad-Park geben – 6,9 Hektar groß in einem Steinbruch der Kiesbaufirma Meichle & Mohr aus Immenstaad (Bodenseekreis). Dann hätte Geisingen eine weitere Attraktion, nachdem vor zwei Jahren in dem früheren Zementwerk eine riesige Inlinerhalle eröffnet wurde. Es war die vierte – weltweit.

 

Nun soll sich der „erste und einzige Offroad-Park in Deutschland“ dazu gesellen, verspricht der 28-jährige Daniel Strecker, einer von zwei Geschäftsführern des Vorhabens. Ein „Ausflugsziel für die ganze Familie“ will Strecker in der Kalkwüste schaffen. Auf dem Gelände sollen Freizeitfahrer abseits der festen Wege ihre Motocross-Motorräder, Quads und bis zu fünf Tonnen schwere allradgetriebenen Geländewagen die Abraumhalden hinauf und hinunterjagen dürfen. Geplant ist außerdem auch eine Blockhütte als Treffpunkt („Meetingroom“) und Verpflegungsstation.

Der Betrieb soll zwei Jahre zur Probe laufen

„Es gibt eine große Resonanz aus der Offroadszene und auch Herstellerfirmen zeigen Interesse“, begeistert sich der Geisinger Bürgermeister. Der Gemeinderat stimmte dem Ansinnen mit großer Mehrheit zu. Der Betrieb sollte probehalber erst einmal zwei Jahre laufen.

Die Eröffnung war für den 6. April geplant. So war es auf der Homepage (www.offroadpark-geisingen.de) zu lesen, bevor das Landratsamt Tuttlingen die Betreiber aufgefordert hat, die forsche Ankündigung wieder zu entfernen. Nun steht da, die Eröffnung sei „abhängig vom behördlichen Genehmigungsverfahren“. Denn noch hat das Landratsamt dem Ansinnen kein grünes Licht gegeben, obwohl es lange so ausgesehen hatte, als ob die Erlaubnis reine Formsache wäre.

Dann aber hatte der Landesnaturschutzverband (LNV) Einspruch erhoben. Die Naturschützer haben erhebliche naturschutzrechtliche Bedenken. Das Areal liegt in einem bisher kaum belasteten Höhenwaldgebiet, das auch EU-Vogelschutzgebiet ist, wo auch der seltene Sperlingskauz und der Neuntöter gesichtet wurden.

Unzureichende Zufahrtswege und Absicherungen

Das Vorhaben sei „ausgesprochen unkonkret beantragt und schon deshalb nicht genehmigungsfähig“, kritisiert Berthold Laufer vom LNV-Arbeitskreis Tuttlingen. Er verweist auf unzureichende Zufahrtswege und Absicherungen, fehlende Toiletten sowie schwache Kapazitäten bei den Parkplätzen und weitere Mängel. Zudem haben die Naturschützer den Eindruck gewonnen, dass dem Antragsteller bereits im Vorfeld informelle Zusagen gemacht worden seien.

Dies weisen die Betroffenen jedoch weit von sich. Doch mit einem Mal sind alle Beteiligten vorsichtig geworden. Geschäftsführer Strecker sagt gegenüber der StZ, man sollte gegenwärtig „am besten gar nicht berichten“. Mitgeschäftsführer Oliver Mohr will die Genehmigung „erst einmal abwarten“.

Es würden „viele Unwahrheiten“ über den Offroad-Park verbreitet, empört er sich und hat den Bürgermeister auf seiner Seite. „Ich verstehe nicht, wie der Landesnaturschutzverband, hier Unwahrheiten verbreitet und falsche Tatsachenbehauptungen aufstellt“, klagt Hengstler. Das Landratsamt kann nicht sagen, ob und wann eine Genehmigung kommt – „dieses oder nächstes Jahr oder auch gar nicht“.