Anfang September trägt der Motor-Yacht-Club Esslingen die Deutsche Meisterschaft im Match Race MS 11 aus. Der Wassersport-Verein ist auf der Halbinsel Hechtkopf auf dem Neckar zuhause, doch nur wenigen bekannt. Ein Besuch vor Ort.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Traumhafte Strände, prominente Gäste, Champagner und Kaviar – das alles gibt es beim Motor-Yacht-Club Esslingen nicht. Der Verein hat mit dem Schick mancher Yacht-Häfen so wenig zu tun, wie der Neckar mit dem Mittelmeer. Aushalten lässt es sich auf dem Gelände auf der Halbinsel am Hechtkopf trotzdem, oder genau deswegen ziemlich gut. Vor allem an heißen Sommertagen. „Yachten haben wir hier keine“, lacht der Hafenmeister Roland Krietsch. „Bei uns gibt es Dosenwurst und Bier, statt Kaviar und Schampus.“ Seit dem Ende seiner Berufslaufbahn als Polizeibeamter schaut der Rentner auf dem Vereinsgelände nach Recht und Ordnung, betreut die Gäste, hilft beim Einslippen und wo er sonst noch gebraucht wird.

 

Wasserski auf dem Neckar

Das Gelände auf dem Hechtkopf, wie die künstlich angelegte Halbinsel auf dem Neckar heißt, hat der Verein 1972 bezogen und mit einem Vereinsheim, Steg, Terrassen, Slipanlagen und Schiffskran zu einem Idyll am Wasser gestaltet. Zudem gibt es eine der beiden einzigen Wasserski-Strecken auf dem Neckar. Sonntags steht sie Besuchern zur Verfügung, das Equipment muss selbst mitgebracht werden.

„Unsere Boote dürfen nicht länger als acht Meter sein. Die Liegeplätze sind dafür nicht geeignet. Ehrlich gesagt, da kann man nicht von Yachten, sondern nur von Motorbooten sprechen“, sagt der 68-Jährige und springt auf. „Da muss ich schnell hin“, und läuft in Richtung Steg. Zwei Wasserwanderer wollen anlegen. Krietsch nimmt sie in Empfang. Die Besitzer der Yacht, bei ihnen trifft der Begriff tatsächlich zu, legen beim Esslinger Verein für ein, zwei Nächte an, ehe sie weiterfahren. „Für Gäste haben wir eine Handvoll größerer Liegeplätze reserviert“, sagt der Vereinsvorsitzende Robert Kreidenweiß. Bei der Namensfindung des Vereins 1967 seien wohl die Richtigen beisammen gesessen, scherzt er. „Auch damals ging es nicht um Yachten. Es war schon immer sehr locker bei uns.“

Der Yacht-Club feierte 2017 sein 50-jähriges Bestehen. Derzeit sind 86 Erwachsene und 18 Jugendliche Mitglied im Club. Darüber hinaus kennen nur wenige den Verein auf der Halbinsel gegenüber des Tierparks Nymphaea bei der Sirnauer Brücke. „Wir sind für Interessierte offen. An den Wochenenden haben wir auch für den Publikumsverkehr geöffnet“, sagt Krietsch.

Wer Mitglied werden möchte, sollte allerdings ein Boot besitzen und sich nicht von der einjährigen Probe-Mitgliedschaft abschrecken lassen. „Wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben. Und uns ist ein gemeinsames Vereinsleben sehr wichtig“, betont Kreidenweiß. Kinder und Jugendliche können allerdings auch Mitglied werden, wenn die Eltern nicht dem Verein angehören.

Ansturm zum Match Race MS 11 erwartet

„Wir sind zwar ein Sportverein, aber der Freizeitcharakter ist groß. Schließlich liegen die Boote hier die meiste Zeit und werden für den Urlaub oder danach gepflegt. Wobei auch ein Urlaub auf dem Neckar schön sein kann“, meint Kreidenweiß. Ruhig und beschaulich geht es also auf der Insel zu. Wasser wird ohnehin eine beruhigende Wirkung zugesprochen.

Nur am Wochenende vom 31. August bis zum 2. September könnte es turbulent werden auf dem Hechtkopf. Da trägt der Motor-Yacht-Club Esslingen zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft im Match Race MS 11 aus. Mit dem Rennen sollen Jugendliche von 14 Jahren an an den Wassersport herangeführt werden. Mit Dreikantfeilen, die den Eindruck eines Rennbootes vermitteln, werden Parcous auf dem Wasser in möglichst kurzer Zeit gefahren. Krietsch und Kreidenweiß erwarten dafür rund 40 jugendliche Teilnehmer aus ganz Deutschland, plus Anhang und Zuschauer.