Für Anwohner in Stuttgart-Büsnau sind die Zweiradfahrer, die die S-Kurve der Magstadter Straße lautstark rauf- und runterjagen, mehr als nur ein Ärgernis. Welche Hoffnungen und Erwartungen haben die Leute wegen der angekündigten Lärmdisplays?

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Büsnau - Schlechtes Wetter ist für die Anwohner ein Segen. Denn bei Kälte und Regen sind deutlich weniger Motorradfahrer auf der Magstadter Straße unterwegs. Das bedeutet erheblich weniger Lärm, der bis zu den Häusern dringt. Man könne dann die Fenster öffnen und lüften, sich auch mal auf der Terrasse aufhalten – ohne das Dröhnen in den Ohren, berichten die Anwohner. Für sie ist der Krach, den einige der Krads verursachen, viel mehr als nur ein Ärgernis – sie leiden darunter. In diesem Jahr sei es zwar insgesamt leiser gewesen, resümieren die Anwohner. Dennoch ist der Lärm eine Belastung für sie.

 

„Der normale Verkehr ist nicht das Problem“, sagt Günther Vogel. Motorräder allerdings, die durch teils illegale technische Veränderungen besonders viel Lärm erzeugen, zerren an den Nerven der Anwohner. Schlimm seien zudem die Fahrer, die bewusst ihre Maschinen aufdrehen und die Magstadter Straße rauf- und runterfahren, um gleich mehrfach durch die S-Kurve zu düsen. „Dieses Verhalten ist furchtbar“, sagt Vogel. Im Garten müsse er jedes Mal Gespräche unterbrechen, sobald ein Motorrad durch die Kurven jagt, so laut sei es. Bernd Bareuther kann das bestätigen. Und geht sogar noch weiter: In seinem Schlafzimmer habe er die Fenster mit Pressspanplatten gegen den Lärm abgedichtet, er schlafe nur noch mit lärmunterdrückenden Kopfhörern. „Wir igeln uns ein“, sagt Bareuther.

Ein Appell an die Fahrer für mehr Rücksichtnahme

Die Stadt hat jüngst zugesagt, zwei Lärmdisplays an der Magstadter Straße aufstellen zu wollen. Diese sollen die Fahrer dazu anhalten, leiser zu fahren. Solche Displays gibt es bereits andernorts, etwa im Schwarzwald. Auch Beuren im Kreis Esslingen möchte solche elektronischen Anzeigetafeln anschaffen. Was erhoffen sich die Büsnauer von den Lärmdisplays? Einen Appell an die Motorradfahrer. „Dass sie mehr Rücksicht auf die Anwohner nehmen“, sagt Gerhard Stachorski.

Die Befürchtung, einige Fahrer könnten die Anzeige zum Anlass nehmen, ihre Maschinen erst recht aufheulen zu lassen, ist aber ebenfalls da. „Manchen wird das vermutlich egal sein, egal welches Schild oder welche Anzeige aufgestellt wird“, sagt Thomas Bossmann. Er denkt aber, dass ein solches Verhalten eher provoziert werden würde, wenn die Displays die Geschwindigkeit oder die Dezibel anzeigen würden. Das soll aber wohl nicht der Fall sein. Wie genau die Displays beschaffen sein werden, ist noch nicht bekannt.

Letzte Konsequenz Streckensperrung

Manche Geräte können die Lärmdaten speichern. Damit hätten die Anwohner einen Beleg für die Belastung, der sie ausgesetzt sind. Unter Umständen könnten diese Daten dann auch als Grundlage für Lärmschutzmaßnahmen genutzt werden. Diese könnten beispielsweise Fahrverbote für Motorräder zu bestimmten Zeiten, etwa in den Abendstunden, sein. Oder als letzte Konsequenz eine Teilstreckensperrung vom Schattengrund bis Büsnau – „wenn alle Stränge reißen“, sagt Vogel. In anderen Gemeinden werde das bereits umgesetzt. Haben die Lärmdisplays die gewünschte Wirkung, und zeigen sich die Zweiradfahrer rücksichtsvoller, dann sei das aber nicht nötig.

Bis wann die Anzeigen aufgestellt werden, ist noch unklar. „Gut wäre, wenn sie zum nächsten Sommer da wären“, sagt Bossmann. Und es sei wichtig, dass sie permanent stehen und nicht nach wenigen Wochen wieder abgebaut werden. „Das bringt uns nur etwas, solange die Displays da sind und kontinuierlich laufen.“

Polizeikontrollen haben Wirkung gezeigt

Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Anwohner in Büsnau für mehr Wohnqualität, fordern lärmreduzierende Maßnahmen von der Stadt. Bisher hat sich wenig getan. Allerdings wurden nun Tempo-40-Schilder vor den Kurven aufgestellt. „Viele halten sich dran“, berichtet Stachorski. Manch einem – egal ob Auto- oder Motorradfahrer – sei die neue Geschwindigkeitsregelung allerdings egal. „Das müsste mehr kontrolliert werden“, sagt Bossmann.

Kontrollen sind ohnehin ein gutes Stichwort. Es habe schon eine enorme Wirkung, wenn am Schattengrund ein Streifenwagen der Polizei am Parkplatz stehe, sagt Bareuther. Sinnloses Rauf- und Runterfahren werde damit wirkungsvoll unterbunden. Auch umfassende Kontrollen der Motorräder im Frühsommer hätten Wirkung gezeigt. „Solche Aktionen sind wünschenswert und effektiv“, sagt Bareuther. Bei diesen Kontrollen wurden Fahrzeuge, die illegale technische Veränderungen aufwiesen, aus dem Verkehr gezogen. Das scheint sich herumgesprochen zu haben, die Zahl der Motorradposer, wie die Büsnauer sie gerne nennen, habe in der darauffolgenden Zeit abgenommen. „Die Motorradfahrer sind untereinander hervorragend vernetzt“, sagt Vogel.