Aston Martin wird dritter Hersteller in der Deutschen Touren-Wagenmeisterschaft – antselle von Mercedes.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der Name Aston Martin klingt nicht nur nach britischer Sportwagenkultur, also diese Philosophie der feinen Zurückhaltung, ganz gleich, welche Urgewalt unter der Haube nahezu explodiert. Aston Martin steht auch für den Agenten-Ikone James Bond, der unterhalb des Kühlergrills Maschinengewehre ausfahren konnte, bei unliebsamen Mitfahrern einfach mal den Schleudersitz aktivierte und im Verfolgungsrennen mit ausfahrbaren Reifenaufschlitzern den Nebenmann lässig platt zu machen vermochte. Im Prinzip, darüber sind sie sich im englischen Gaydon noch heute einig, konnte dem Nischen-Hersteller nichts besseres passieren als der Marketingeffekt durch den britischen Agentenfilm. Aston Martin ist James Bond. Und James Bond ist Aston Martin.

 

Ein Hauch von 007 zieht nun in die Deutschen Tourenwagenserie DTM ein. Nach dem Rückzug von Mercedes heißen die verbliebenen Autokonzerne BMW und Audi die Marke Aston Martin natürlich herzlichst willkommen. In ihrer Not hätten die deutschen Premiumhersteller auch Opel oder Ford hereingelassen ins Reich des kultivierten Boxautosports. Doch Aston Martin bringt Kraft seines Namens in den Dreikampf ein gewisses Niveau mit, das dem Selbstverständnis der beiden deutschen Marken entspricht. Aston Martin klingt überdies, salopp formuliert, auch ein bisschen sexy.

Berger ist begeistert

Der DTM-Chef Gerhard Berger, der ohne dritten Hersteller schon befürchten musste, dass ihm der Laden nach dem Mercedes-Ausstieg um die Ohren fliegt, ist nach der frohen Kunde natürlich im Glück. „Diese Entscheidung eines Luxus-Sportwagen-Herstellers wie Aston Martin ist ein historisches Ereignis für unsere Serie und ein Meilenstein für die internationale Ausrichtung der DTM“, sagt der Österreicher ein bisserl pathetisch, doch hat das „Ja“ der Briten zur DTM irgendwie auch einen rettenden Charakter. „Mit dem Einstieg in die DTM stellen wir uns mit dem Joint Venture einer großen Herausforderung“, sagt derweil Florian Kamelger, der Teamchef von R-Motorsport, das die Aston-Martin-Autos einsetzt. Joint Venture spielt hier auf die Zusammenarbeit mit dem Mercedes-Tuner HWA in Affalterbach an, der die Briten unterstützt. Insofern steckt im „Bond-Mobil“ auch ein bisschen Mercedes drin.

Zunächst wird mit zwei Aston Martin Vantage gestartet, sie sollen vom aktuellen DTM-Spitzenreiter Paul di Resta sowie dem Österreicher Lucas Auer, dem Neffen des DTM-Chefs Gerhard Berger, pilotiert werden. Zur Saisonmitte will man zwei weitere Autos ins Rennen schicken. Bei jeweils sechs Fahrzeugen von Audi und BMW stünden dann in der Startaufstellung immerhin 16 Tourenwagen – das ist so etwas wie die gefühlte Untergrenze, um so ein Spektakel fürs Publikum noch einigermaßen attraktiv zu halten. Gary Paffett, der am Wochenende beim Saisonfinale in Hockenheim auch noch Meister werden kann, wird keines der beiden weiteren Fahrzeuge steuern. Er hockt in einem Formel-E-Rennwagen – denn anstelle der DTM machen die Schwaben künftig im Rennsport aus der Steckdose mit.

Ehrlicher Teamsport

Das bei St. Gallen in der Schweiz ansässige R-Motor-Team führt das neue DTM-Engagement autark aus, eine Kontrolle aus der britischen Zentrale in Gaydon ist nicht vorgesehen. Die Marke möchte es mit ehrlichem Teamsport versuchen, während BMW und Audi eher Werkssport betreiben. Mag sein, dass Aston Martin in dieser Gemengelage zwischen die Parteien gerät und zerrieben wird – denn wenn die DTM-Hersteller bisher eines immer pflegten, dann war es ihre ausgeprägte Streitkultur.

Wie dem auch sei: Aston Martin soll nur der Anfang sein, Gerhard Berger will die Serie auch für andere Hersteller attraktiv machen. „Je mehr Autos, desto besser“, sagt der DTM-Chef. Alfa Romeo würde auch gut klingen – an Dacia denkt er wohl eher nicht.