Der Stuttgarter Autohersteller Porsche erweitert sein Rennprogramm und erhöht die Zahl der Werksfahrer. Das große Ziel ist es, die Konzernschwester Audi in Le Mans zu besiegen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Weissach - Als Wolfgang Porsche bei der „Night of Champions“ im Casino des Porsche-Entwicklungszentrums in Weissach sagte, dass künftig gelte, einen großen Fehler nicht mehr zu machen, war es im Saal plötzlich still geworden. Da liegen sich traditionell einmal im Jahr bei der Saisonabschlussfeier der Motorsportabteilung alle in den Armen, während die Porsche-Rennfahrer ausgezeichnet und gelobt werden – und dann ergreift auf der Bühne der Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche Automobil Holding SE ernsten Blickes das Wort und spricht von einem Fehler.

 

Durch die Pause, die Wolfgang Porsche setzte, hielt er den Spannungsbogen aufrecht und bewies sein schauspielerisches Talent. Er werde nicht mehr den Fehler machen, bei den 24 Stunden von Le Mans erst am Samstag anzureisen, um am Sonntag wieder abzureisen, sagte der 70-Jährige – und alle atmeten auf. Er werde im nächsten Jahr also schon am Mittwoch nach Le Mans fliegen, um die ersten Trainingsfahrten zu verfolgen, und dann erst am Montag wieder zurückreisen – so wie es sich für einen echten Rennsport-Enthusiasten gehört. Und: „Ich nehme dann auch meine Söhne mit“, sprach eine der letzten noch lebenden Porsche-Legenden in freundlichem Ton und bei bester Laune.

Porsches Bekenntnis zum Motorsport

Wolfgang Porsches Bekenntnis zum Motorsport passte in den rundum gelungenen Abend in Weissach, bei dem die Motorsportabteilung bei feiner Garderobe und noch feinerem Dinner eine Menge zu verkünden hatte. So geht Porsche mit dem umfangreichsten Motorsportprogramm aller Zeiten in die Saison 2014. Zusätzlich zu seinem neuen LMP1-Programm für die 24 Stunden von Le Mans schickt der Hersteller zwei GT-Werksteams auf die Rennstrecken in aller Welt. Das Porsche Team Manthey, bei dem die Zuffenhausener 51 Prozent der Anteile übernommen haben, tritt erneut mit zwei Porsche 911 RSR in der Sportwagen-Weltmeisterschaft sowie in Le Mans an. Überdies fährt Porsche North America in der neuen Tudor United Sportscar Championship mit, die am 25. Januar mit dem 24-Stunden-Rennen von Daytona in die Saison startet. Und: das Werksfahrer-Kontingent wurde von 15 Piloten auf die Rekordgröße von 20 Fahrern erhöht.

Das Ziel ist der Gesamtsieg in Le Mans

Der Hersteller gibt also mächtig Gas. „Porsche und Motorsport sind untrennbar miteinander verbunden, das ist heute so und es wird auch so bleiben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller – auch er ist ein Freund des Motorsports. Als Höhepunkt wurde dann das neue Schmuckstück in Tarnlackierung präsentiert, der Porsche 919 Hybrid, mit dem die Schwaben nach 16 Jahren Abstinenz in der Königsklasse LMP1 beim Klassiker in Le Mans um den Gesamtsieg fahren wollen – Wolfgang Porsches Pflichttermin am 15. Juni.

Mit 16 Gesamtsiegen in Le Mans halten die Stuttgarter immer noch den Rekord. Für Erfolg Nummer 17 wurden Brendon Hartley und der Ludwigsburger Marc Lieb als Fahrer nachnominiert, Timo Bernhard, Romain Dumas, Neel Jani und Sebastian Vettels Ex-Kollege Mark Webber standen als Piloten schon fest. In Frankreich geht es vor allem gegen Audi – da kommt es also innerhalb des Gesamtkonzerns zu einem echten Rennkrieg. Porsche gegen Audi – Wolfgang Porsche kann es kaum erwarten. Ganz dumm liefe es nur, wenn am Ende ein Toyota gewinnt.