Trotz Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald geht es mit den legalen Trails für Mountainbiker nicht so richtig voran. Nun hat der Verein Mountainbike Stuttgart einen hauptamtlichen Geschäftsführer eingestellt: Alexander Lukasch soll es richten.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Als passionierter Mountainbiker, dem Legalität ein Ansinnen ist, sollte man wohl lieber in Fellbach, Backnang, Winnenden oder Waiblingen wohnen als in Stuttgart. Der Rems-Murr-Kreis gilt unter Stuttgarter Mountainbikern nämlich als großes Vorbild, ebenso wie die Stadt Freiburg. Dort wurden in den vergangenen Monaten und Jahren viele Trails, also schmale Pfade, für Radfahrer legalisiert. Unterdessen passiert in der Landeshauptstadt wenig – zumindest aus Sicht der Mountainbiker. Deshalb hat der Verein Mountainbike Stuttgart nun einen hauptamtlichen Geschäftsführer eingestellt. Alexander Lukasch (53) soll es hinbekommen, dass auch im Stuttgarter Wald bald legale Trails existieren.

 

Geschäftsführer ist Radfahrer und Squashspieler

„Ich sehe mich als professionelle Unterstützung für den Vorstand“, sagt Alexander Lukasch. Weil der Vorstand des Mountainbike-Vereins ehrenamtlich arbeite, stoße der an Grenzen – etwa wenn es um Gespräche mit Ämtern gehe, die in der Regel tagsüber seien und nicht abends. Solche Aufgaben kann der Geschäftsführer künftig übernehmen. Und Alexander Lukasch ist dem Radsport verbunden: Als Jugendlicher ist der gebürtige Stuttgarter bereits BMX-Rennen gefahren. Später wechselte er auf Rennrad und Mountainbike.

Seit Dezember 2022 ist Lukasch für den Moutainbike-Verein im Dienst. Die vergangenen 25 Jahre war er bereits im Sportmanagement aktiv, zuletzt als Spielleiter der Deutschen Squashliga und in der Redaktion von squashnet.de. So fand er auch den neuen Job: „Ich war gerade im Zug auf der Rückfahrt von der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Bremen, als ich ein Interview mit dem Zweiten Vorstand von Mountainbike Stuttgart gelesen habe.“ Darin sagte Fabian Scholz, dass der Verein einen Geschäftsführer einstellen wolle. „Ich habe die Stellenanzeige gelesen, mich beworben – und es hat geklappt.“

Der Rems-Murr-Kreis hat bereits 60 legale Trails

Nun hofft Lukasch, dass in Stuttgart bald ähnliche Zustände wie in der Region herrschen. Im Rems-Murr-Kreis gibt es etwa bereits 60 legale Trails, Gesamtlänge mehr als 40 Kilometer. Das ist besonders, weil in Baden-Württemberg eigentlich nur Waldwege für Radfahrer freigegeben sind, die mindestens zwei Meter breit sind. Diese Regel soll bezwecken, dass sich Fußgänger und Radfahrer nicht in die Quere kommen – und dass Tiere und Pflanzen im Wald geschützt werden. Für viele Mountainbiker liegt aber in schmaleren Wegen der Reiz, daher begehen sie im Wald ständig Ordnungswidrigkeiten.

Auch aus diesem Grund haben Vertreter der Stadt von Herbst 2020 an gemeinsam mit Mountainbikern, Wanderern, Jägern und Förstern ein Konzept entworfen, wie jeder im Wald auf seine Kosten kommen kann, ohne dass die Natur darunter leidet. Übergangsweise verständigte man sich auf den sogenannten Bikefrieden, das bedeutet: Die Mountainbiker erschaffen keine neuen Trails, die Stadt macht Vorhandenes nicht kaputt. Zudem läuft für drei Trails in Landschaftsschutzgebieten – zwei in Botnang, einer in Kaltental – derzeit probeweise ein Genehmigungsverfahren. Dies dauert noch an.

Ein großer Teil des Stuttgarter Walds gilt als Schutzgebiet, dort ist es aus Gründen des Naturschutzes nicht so leicht möglich, schmale Pfade für Radfahrer zu erlauben – frustrierend für die Mountainbiker. „Viele fragen sich, ob die Anstrengungen der vergangenen Jahre umsonst waren“, sagt Lukasch. „Die Situation wirkt zerfahren.“

Nach rund drei Jahren mehr als 1400 Mitglieder

Neben dem Engagement für legale Trails fühlt sich der neue Vereinsgeschäftsführer Alexander Lukasch für die interne Koordination verantwortlich, die Kommunikation nach außen sowie mit anderen Mountainbike-Vereinen. Zudem will er weitere Veranstaltungen für Mitglieder anbieten, etwa Schrauber- und Fahrtechnikkurse sowie Ausfahrten. Interesse dürfte vorhanden sein: Der Stuttgarter Mountainbike-Verein wurde vor knapp vier Jahren gegründet und hat mehr als 1400 Mitglieder.