Die Firma Winzki, Hersteller eines nachhaltigen Kinder-MP3-Players, musste 2022 Insolvenz anmelden. Deutlich verschlankt sitzt die Entwicklung nun in Nürtingen.

Rainer Brang muss ständig suchen. „Wie verrückt“, sagt er und lächelt gequält. Mal fehlen Ordner und Unterlagen, mal ist Material unauffindbar. Knapp einen Monat nach dem Umzug in neue Geschäftsräume stehen immer noch Kartons herum. Jede Menge Arbeit. Sie ist aber nichts im Vergleich zu dem, was Rainer Brang in den vergangenen Monaten erledigen musste. Seine Firma Winzki hat 2022 Insolvenz angemeldet. Bekannt geworden ist sie durch ihr Produkt Hörbert, einen Kinder-MP3-Player. Den hatte Winzki 2011 auf den Markt gebracht, nach 14 Monaten Entwicklung. Das Besondere am Hörbert: Das Gehäuse ist aus Holz, gefertigt wird in Deutschland, und nachhaltig ist das kinderleicht bedienbare Gerät auch, weil es sich im Gegensatz zu anderen Elektroartikeln reparieren lässt. Erfunden hat das Ganze Rainer Brang, nachdem das erste von zwei Kindern geboren war. Sein Ziel damals: ein Player ohne Plastik und mit besserer Klangqualität.

 

Die Produktion ist nun im Erzgebirge angesiedelt

Der Hörbert kam bei der Kundschaft an. 2019 kürte die Stiftung Warentest das Gerät zudem zum Testsieger unter Kinder-MP3-Playern. Dennoch musste Winzki Insolvenz anmelden. Ab 2020 brach ein Problem nach dem anderen über das kleine Unternehmen herein: erst Corona, dann die Chipkrise. „Wir haben auch das querstehende Schiff im Suezkanal gemerkt“, sagt der Softwareentwickler. Später war Holz knapp und teuer, und auch der Krieg in der Ukraine belastete die Produktion, denn Sperrholz kommt laut Rainer Bang vor allem aus Russland. „Es war einfach zu lang. Das hat die Reserven verbraucht“, resümiert er.

Glück im Unglück: Denn nach der nervenzehrenden Zeit konnte kurz vor dem Jahreswechsel ein Vertrag mit einem Investor unterschrieben werden. Eingestiegen ist die Firma HMC, kurz für Hightech Media Components. Mit Wirkung zum 1. Januar hat das Unternehmen aus Bremen die Produktion und den Vertrieb des MP3-Players übernommen. Das Unternehmen betreut und vertreibt bereits mehrere Audiomarken. Sprich: Der Hörbert ist gerettet. Aber er musste Federn lassen. Die Produktion in Frickenhausen musste schließen und ist ins Erzgebirge gewandert zu jener Firma, die bislang schon die Gehäuserohlinge hergestellt hatte. Außerdem mussten Mitarbeiter entlassen werden. Von den in Spitzenzeiten 22 Personen sind neben Rainer Brang noch vier übrig. „Bis Corona hatten wir uns ein bestimmtes Wachstum ausgemalt“, sagt der 47-Jährige, dann aber kam der jähe Einbruch.

Der neue Firmensitz ist in Nürtingen. In einem Bürokomplex gegenüber der Hochschule sind seit dem Jahreswechsel der Hörbert-Service und die -Entwicklung beheimatet. Noch haben sich nicht alle Probleme erledigt. In puncto Chiplieferungen ist man nach wie vor in Verzug, und auch intern muss nach Insolvenz und Übernahme erst alles wieder in ruhiges Fahrwasser kommen. Statt der einst erträumten maximal 12 000 Hörberts pro Jahr würden aktuell 6000 hergestellt. „Ich bin traurig über das, was kaputtgegangen ist“, sagt Rainer Brang.

Ein Gerät für Senioren ist in der Planung

Für die Ex-Mitarbeiter tue es ihm leid. Dennoch freut er sich über die Chance, den Hörbert unter dem Dach von HMC nun auf stabilere Beine zu stellen. Und neue Ideen zu entwickeln. Aktuell arbeitet das Team an einem Pendant für Ältere, Arbeitstitel Seniorbert. „Wir haben ihn schon getestet und in Pflegeheimen vorgeführt.“