Der Superstar Fabian Hambüchen ist weg, aber der Start gelingt trotzdem. Auch Stuttgarts Neuzugang Steve Woitalla zeigt in der Deutschen Turnliga beim 41:31-Erfolg gegen die KTV Obere Lahn eine solide Leistung.

Stuttgart - Vergangenen Samstag hätte sich zum Saisonstart in der Bundesliga beinahe ein Kreis geschlossen: Olympiasieger Fabian Hambüchen, der in der vergangenen Runde noch für den MTV Stuttgart turnte, wechselte zur aktuellen Saison zu seinem Heimatclub KTV Obere Lahn. Eben diese empfingen die Turner vom Kräherwald zum Auftaktwettkampf in der heimischen Scharrena. Hambüchen hätte folglich an alter Wirkungsstätte seinem alten Team empfindlich zusetzen und wichtige Scorerpunkte für seine neue Mannschaft erturnen können. Doch bereits zwei Wochen vor dem Wettkampf zeichnete sich ab: Es wird beim Konjunktiv bleiben. Der Ausnahmeathlet weilt momentan für Dreharbeiten im fernen Spanien – und zum jetzigen Zeitpunkt ist auch noch nicht absehbar, wann er überhaupt für die KTV an die Geräte geht.

 

Einen adäquaten Ersatz für Hambüchen haben die Verantwortlichen des MTV nicht verpflichtet. Zwar befinde man sich in Gesprächen – aber erst für die nächste Saison. Für die aktuelle Punktrunde vertraue man voll und ganz auf den momentanen Kader, erklärte die Präsidentin Ulrike Zeitler. Eben jener Kader weist in dieser Saison nur einen einzigen Neuzugang auf: Steve Woitalla. Der 28-jährige trug 14 Jahre lang das Trikot des Bundesligakonkurrenten SC Cottbus, mit dem er insgesamt viermal Deutscher Mannschaftsmeister wurde (2006, 2007, 2008, 2010). Vor vier Jahren beendete der Boden- und Sprungspezialist aufgrund mehrerer Verletzungen jedoch seine Karriere.

Woitalla passt perfekt in das Stuttgarter Konzept

Nach Stuttgart verschlagen hat es den ehemaligen Junioren-Europameister nun aus beruflichen Gründen: Gemeinsam mit dem früheren Turnkollegen Philipp Boy ist Woitalla als Finanzdienstleister tätig. Eine Büroneugründung machte einen Umzug nach Baden-Baden unausweichlich. „Stuttgart ist da ja nicht so weit entfernt. Und weil ich in den letzten vier Jahren gemerkt habe, wie sehr es in meinen Fingern kribbelt und dazu der MTV – was die Philosophie und die Professionalität angeht – einfach perfekte Voraussetzungen bietet, habe ich mich letztendlich zu diesem Wechsel entschlossen.“ Einen nicht ganz unerheblichen Anteil daran hat jedoch auch Sebastian Krimmer, der Kapitän der Stuttgarter Mannschaft, erklärt Woitalla mit einem Augenzwinkern: „Ich habe ihn gefragt, ob Hambüchen tatsächlich nicht mehr für den MTV turnt. Da meinte er zu mir: ‚Ja, aber dann komm doch einfach du zu uns!’ Dass ich der Aufforderung tatsächlich folge, hätte er wohl nicht gedacht.“

Dass Woitalla nicht nur ein guter Turner ist, sondern ebenso perfekt in das Konzept des MTV passt, zeigte er gegen die KTV Obere Lahn: Nach einer noch nervösen Übung am Boden erkämpfte er drei Scorerpunkte am Sprung und trug somit, wenn auch nicht entscheidend, zum Auftaktsieg in der neuen Bundesligasaison bei. Noch wichtiger allerdings war sein Verhalten in den Pausen zwischen den Übungen: Mehrmals sah man ihn im Gespräch mit den Nachwuchsturnern Alexander Maier und Felix Pohl. Woitalla motivierte, gab Tipps und Ratschläge: „Ich möchte, dass sie so viel wie möglich von meiner Erfahrung profitieren. So lange ich hier in Stuttgart bin, werde ich immer für die jüngeren da sein.“