Am Samstag überwanden 7.000 Teilnehmerinnen beim Muddy Angel Run Pfützen, Schaum und Hindernisse. Gemeinsam statt gegeneinander.

Stuttgart - Zwölf Uhr mittags. Die Frisur sitzt. „Das sieht fast aus wie Dreadlocks“, amüsiert sich Tine und bittet ihre Freundin, ein Foto zu machen. Das Geheimnis ihres Stylings ist eine ordentliche Portion Schlamm, den die Vierzigjährige beim Schauinsland Muddy Angel Run am Gazi-Stadion abbekommen hat. „Das ist kein Dreck. Das ist eine Erinnerung an den Spaß, den ich hier hatte“, erklärt sie.

 

Auch Raphaela (29) sieht nicht mehr ganz frisch, aber sehr vergnügt aus. „Die Shirts waren heute Morgen blütenweiß“, bemerkt sie lachend und deutet auf die Mitstreiterinnen ihrer Teams „Die fliegenden Einhörner“. Inzwischen sind die Textilien durchgehend ockerfarben. „Es war total cool!“ schwärmt Laufkollegin Silvana (34).

Der sportliche Ehrgeiz spielt eine untergeordnete Rolle

Sportlicher Ehrgeiz spiele bei der Überwindung der fünf Kilometer langen Strecke mit Hindernissen wie Wasserlöchern und Matsch eine untergeordnete Rolle. „Wir sind aus Pforzheim angereist, um einen schönen Tag zu erleben. An einer Stelle musste man eine Wand hochkommen. Da war dann nur wichtig, dass wir uns gegenseitig geholfen haben.“

Die Stimmung auf dem Gelände ist ansteckend gut. Viele der 7.000 gemeldeten Schlammsportlerinnen tragen kreative Mannschaftsnamen. So lichten sich „Die Laufmaschen“ vor einem Muddy-Angel-Transparent mit Engelsflügeln ab, während die „Scheppacher Schlammspurschnäggä“ noch einmal die Tücken der Strecke auf einem Plan durchgehen. Auch die „Laufmaschen“ und „Schlamm drüber“ bereiten sich auf das Rennen vor. Letztere mit einem kühlen Bier und lautem Gesang.

Der Gesang ist passend zum Event ein bisschen schmutzig

Das Liedgut stammt direkt vom Ballermann und ist – passend zum Event – ein bisschen schmutzig. „Bei diesem Wetter ist es wichtig, genug isotonische Aufbaustoffe zu sich zu nehmen“, scherzt Melli (52) und nippt an ihrer Flasche. Gefragt, ob die Damen aus Bietigheim neben dem Gesang auch das Laufen trainiert hätten, verrät sie, man habe sich regelmäßig getroffen. „Auch zum Laufen“, fügt „Schlamm drüber“-Kameradin Simone (38) rasch ein. Etwas zusammengesessen habe man hin und wieder allerdings auch.

„Jungs! Wir sind im Paradies!“, ruft ein vollbärtiger Besucher der Matschengel-Veranstaltung freudig aus. Männer sind auf dem Gelände kaum zu sehen. Wenn doch, so unterstützen sie meist ihre Frauen, wie der Vater, der mit dem Sohn auf den Schultern am Rande des Schaumbads ausharrt, das den Laufparcours beendet. Mama müsste demnächst eigentlich auftauchen.

Gewaschen wird im Schaumbad

Genüsslich reiben sich Sportlerinnen mit der weißen Pracht ein, die aus einer Düse blubbert oder werfen sich der Länge nach hinein. „Das ist das Waschprogramm“, erklärt eine Läuferin der „Schlammbienen“. Apropos Biene: Auch die Kopfbedeckungen vieler Muddy Angels sind kreativ. Fühler, Hörner, Mauseohren oder Kronen sind ebenso zu sehen wie große Froschaugen.

Auf dem Platz vor dem Startpunkt haben sich die nächsten Läuferinnen versammelt. „Just vor Schlamm“ prangt es auf den Trikots einer Gruppe. „Another One Bites The Schlamm“ glitzert es daneben. Die Sprecherin, die die kollektive Aufwärmgymnastik kommentiert, begrüßt auch einige Einzelgängerinnen. „Ihr gehört dazu“, schallt es aus den Lautsprechern. „Wir sind alle ein Team!“ Ganz im Ernst: Mehr Sportsgeist geht im Grunde kaum.