Es ist die Woche der Waldenser und Hugenotten auf der Landesgartenschau in Mühlacker. Und so ist das lange, grüne Band entlang der Enz, das allerhand Attraktionen bietet, nun geschmückt mit den Aktivitäten aus Perouse und Heimsheim.

Mühlacker - Ja, sind sie es wirklich? Unverkennbar die Tracht: die Damen mit dunklem Rock und weißem Fransentuch, das mit einer Brosche zusammengehalten wird, die Herren mit schwarzem Hut und Weste. Walter Drodofsky aus Heimsheim und seine Frau Christa haben sich in Schale geworfen und lassen die alte Kluft der Waldenser wieder aufleben.

 

„Ich bin eine geborene Vinçon“, sagt Christa Drodofsky und ist ein wenig stolz auf den waldensischen Namen. Sie gehört zu einer Gruppe, die auf der Gartenschau in Mühlacker Broschüren verteilt, um auf die Kultur und die Geschichte der Glaubensflüchtlinge im Heckengäu aufmerksam zu machen und sie lebendig zu halten.

Es ist die Woche der Waldenser und Hugenotten auf der Landesgartenschau. Und so ist das lange, grüne Band entlang der Enz, das allerhand Attraktionen bietet, nun geschmückt mit den Aktivitäten aus Perouse und Heimsheim. Das wird im Enzkreis-Pavillon deutlich. Hier sind Christa Pfisterer aus Heimsheim, Horst Schradi sowie das Ehepaar Schort aus Perouse eifrig ins Gespräch vertieft.

Sie haben zwei Stände aufgebaut, um auf die Geschichte der Waldenser in Perouse seit der Ankunft 1699 aufmerksam zu machen. Und auf den Waldenserpfad, der seit 2013 quer durch das Heckengäu verläuft. Dafür hat sich zum Beispiel Christa Pfisterer besonders eingesetzt. „Ursprünglich sollte der Weg gar nicht an Heimheim vorbeiführen“, erzählt sie. Doch schließlich waren die Ankömmlinge erst auf der Gemarkung der Schleglerstadt, bevor ihre Siedlung 1839 an Perouse verkauft wurde. Spätestens seit den Schlosshofspielen in Heimsheim im vergangenen Jahr ziehen die beiden Orte in Sachen Waldenser an einem Strang. So auch hier, in den „Enzgärten“, wie die Gartenschau sich gerne nennt.

Ihr Anliegen ist klar: Sie wollen den Wanderweg von der alten Autobahnmeisterei an Heimsheim vorbei bis nach Perouse noch mehr publik machen. „Wir hoffen, dass nach dieser Präsentation mehr Besucher kommen“, sagt der Perouser Horst Schradi. Daher haben sie druckfrische Flyer in der Hand, die die Route genau auflisten, mit vielen spannenden Informationen zu den beiden Orten. Im Hintergrund der Stände sind Bilder, etwa vom Freudenfeuer in Perouse, von den Schlosshofspielen mit dem historischen Spektakel „Die Stadt, der Graf und die Waldenser“ und alte Fotos aus Perouse.

Viele Besucher sind sehr interessiert. „Ich habe selbst waldensische Verwandtschaft“ , erklärt eine Frau aus Nordhausen in Thüringen und fragt die vier Engagierten am Stand Löcher in den Bauch. Aber auch internationale Gäste sind da. Schließlich wird der gesamte Waldenser- und Hugenottenweg in Europa auf der Schau präsentiert.

Es ist längst ein europaweites Projekt. „Wir bekommen regelmäßig Besuch aus Perosa Argentina in Italien“, erzählen Carmen und Henry Schort. Der Austausch zu einem der Ursprungsorte der Glaubensflüchtlinge ist rege, in beide Richtungen. „Viele Italiener haben sich jetzt erst wieder mit ihrer Geschichte befasst“, erzählt Carmen Schort. Erst als sie auf Anregung der Perouser alte Gedichte und Lieder in der alten Sprache angeschaut haben, hätten sie erkannt: „Dort wird ja unsere Heimat beschrieben!“

Das Engagement verbessert aber auch das Nachbarschaftsverhältnis im Altkreis. „Warum ist Perouse 1973 eigentlich nicht zu Heimsheim eingemeindet worden?“, fragt jemand gar. Schließlich wäre das eine Rückkehr zu den historischen Wurzeln gewesen. Doch es kam bei der großen Gemeindereform bekanntlich anders.

Darum soll es heute jedoch nicht gehen. Es wird kräftig Werbung für den Tourismus gemacht, vor allem für Perouse. Schradi und die Schorts sind als Vertreter des 1200 Einwohner großen Teilorts im Rutesheimer Geschichtsverein wichtige Ansprechpartner. „Es kommen immer mehr Anfragen“, berichtet Carmen Schort. Wandergruppen, Betriebsausflüge, sogar der CDU-Kreisverband, alle wollen kommen und mehr erfahren. Für sie haben die Perouser eine Extra-Broschüre über ihren Ort und dessen Geschichte.