Mensch oder Maschine? Wer Schuld ist am Absturz zweier Piloten am Mittwoch ist noch unklar. Sie waren auf einem Trainingsflug, einer der beiden war Fluglehrer.

Mühlacker/Kornwestheim - Eigentlich kann so ein Unglück gar nicht passieren. Die beiden Piloten, die am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Mühlacker (Enzkreis) ums Leben kamen, hatten schon viele Flugstunden auf dem Buckel, einer von ihnen war sogar Fluglehrer: „Die wussten, wie man fliegt“, sagt Klaus Schmädeke, der Vorsitzende des Luftsportverbands Hohenasperg. Eines der Opfer, ein 82-jähriger Bietigheimer, war Mitglied seines Vereins, der zweite Verunglückte, ein 71-Jähriger, kam aus Kornwestheim. Um 12.20 Uhr waren sie in Pattonville gestartet. Ein Pilotenfehler sei angesichts der großen Erfahrung der beiden Männer ziemlich unwahrscheinlich, vermutet Schmädeke.

 

Allerdings: in fast 80 Prozent der Abstürze sei „der menschliche Faktor“ die Ursache, berichtet Frank Stahlkopf, ein Experte von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig. Denn die Überprüfungen der Maschinen seien sehr penibel und würden streng überwacht, man könne davon ausgehen, dass sie gemacht würden und die Flugzeuge in Ordnung seien, sagt sein Kollege Klaus Fuchs, der die Untersuchung des Falls leitet.

Mensch oder Maschine? Wer Schuld ist, ist unklar

Stahlkopf berichtet, er und seine Kollegen machten die Erfahrung, dass sich immer wieder Piloten überschätzten, dass sie Flugfiguren ausprobierten, die sie nicht beherrschten oder für die die Maschinen nicht gebaut seien. Oder dass Flieger bei einem Wetter starteten, für das sie nicht ausgebildet seien oder die Maschinen nicht die nötigen Instrumente hätten.

Mensch oder Maschine, wo der Grund für den Absturz am Mittwoch lag, weiß man erst in zwei Monaten genauer, wenn die Ermittler ihr Ergebnis vorlegen. Doch sie haben es schwer, denn das Flugzeug bestand weitgehend aus Holz und ist beim Absturz verbrannt. Von der vom Luftfahrtbundesamt genehmigten Maschine, einem einmotorigen, zweisitzigen Modell zum selbst Zusammenbauen im Wert von 60 000 Euro, haben die Sachverständigen laut der Polizei nur noch das Heckleitwerk gefunden. Zeugen berichteten, der Motor habe ausgesetzt, dann habe sich das Flugzeug gesenkt und sei mit der Nase voran abgestürzt. Aber es sei nicht, wie ursprünglich angenommen, auf das Dach einer Scheune, sondern schräg gegen die Scheunenwand geprallt, sagt Frank Otruba, Sprecher der Pforzheimer Polizei.

Keine natürliche Todesursache

Mit den Fluglizenzen der Piloten ist offenbar alles in Ordnung. Und eine Absturzursache kann man wohl jetzt schon ausschließen: dass etwa einer der Piloten einen Herzinfarkt erlitten hat. Ihre Leichen wurden am Donnerstag obduziert, dabei seien keine Hinweise auf eine natürliche Todesursache gefunden worden, berichtet Otruba.

Die beiden Männer hatten sich auf einem Übungsflug befunden. Die Vorschrift verlange das von jedem Piloten alle zwei Jahre, erläutert Klaus Schmädeke. Sein Club fordere diesen sogenannten Checkflug sogar jährlich. Dabei müssten die Piloten einen etwa einstündigen Flug mit einem Fluglehrer absolvieren. Dieser beobachtet dabei, ob der Prüfling noch alles beherrscht und ob er Fehler macht. Das ist etwa so, wie wenn man als Autofahrer jährlich eine Fahrstunde machen müsste, wobei der Fahrlehrer überwacht, ob man immer blinkt und beim Spurwechsel stets in den Spiegel schaut.

Bei Bedarf halbjährlich zum Arzt

Doch das ist nicht alles: Piloten müssen auch regelmäßig zum Fliegerarzt und ihre Flugtauglichkeit überprüfen lassen – je älter desto öfter. Bei Leuten höheren Alters bittet der Arzt jährlich, bei Bedarf sogar halbjährlich in die Sprechstunde. „Die Anforderungen sind hoch, wenn körperlich etwas nicht stimmt, stoppt der Arzt die Fliegerei sofort“, versichert Schmädeke.

Wie kommt es dann aber, dass an den ungewöhnlich häufigen Flugzeugabstürzen in der Region in jüngster Zeit auffällig viele ältere Piloten beteiligt waren? Naheliegend erscheint ein rein statistischer Grund: Unter den Fliegern sind einfach zahlreiche ältere Männer: „Viele fangen mit dem Fliegen erst an, wenn sie richtig im Leben stehen. Dann können sie sich den Traum vom Fliegen erfüllen“, erklärt Schmädeke, warum das Durchschnittsalter der Hobbypiloten relativ hoch ist. Das Fliegen ist nicht ganz billig, man muss es sich leisten können.

Häufung auffällig, aber zufällig

Und die zweite Häufung? In diesem Jahr sind in der Region schon sechs Flugzeuge abgestürzt. Das sei zwar auffällig, aber zufällig, versichern die Flugunfallexperten. Jedenfalls gebe es keine Lockerung der Sicherheitsbestimmungen, auf die man solch eine Serie zurückführen könnte.