In der Voggenbergmühle mahlt Familie Meyer Korn zu Mehl. Die einzige noch gewerblich arbeitende Mühle am Mühlenwanderweg im Schwäbischen Wald hat zum 24. Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag ihre Tore geöffnet.

Die Voggenbergmühle liegt abseits großer Straßen einsam und idyllisch zwischen Wiesen und Wäldern. Doch am Pfingstmontag ist wenig von der sonst herrschenden Ruhe zu spüren gewesen. Am 24. Deutschen Mühlentag sind viele Besucher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto zur traditionsreichen Mühle in der Nähe von Alfdorf gekommen, um einen neugierigen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

 

Für gewöhnlich beginnt die Hochsaison für die Müllerfamilie Meyer erst Mitte Juli, mit Beginn der großen Ernte. Dann fahren im Minutentakt Traktoren mit vollen Anhängern vor, es werden auch schon mal Nachtschichten geschoben. Viele der Landwirte bringen ihr Getreide seit Jahrzehnten in die Voggenbergmühle. Das Korn komme ausschließlich aus dem Welzheimer Wald und zwar aus einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern, erzählt Müller Andreas Meyer. „Wir sind von den Mühlen, die noch im Betrieb sind, sicher eine der kleinsten.“

Eine Mühle mit langer Tradition

Die Leistung einer Mühle wird daran gemessen, wie viele Tonnen Getreide sie in 24 Stunden mahlen kann, erzählt Meyer. „Wir schaffen maximal sechs Tonnen.“ Große Industriemühlen könnten bis zu 1000 Tonnen am Tag bearbeiten und seien meist in Gewerbegebieten angesiedelt. „Das Getreide kommt aus allen Himmelsrichtungen, denn sie produzieren für Großbäckereien. Wir hingegen machen Direktvermarktung. Wer also wissen will, woher das Mehl kommt, der ist bei uns richtig.“

Die Voggenbergmühle ist zudem eine traditionsreiche Mühle. Möglicherweise stammt sie schon aus dem 13. Jahrhundert, denn schon 1251 wird in diesem Gebiet eine „Ysenmuln“ erwähnt. Anfang des 16. Jahrhunderts jedenfalls gehörten die Mühle und der Weiler Voggenberg zum Kloster Adelberg, was durch schriftliche Lehensforderungen des Klosters belegt ist. 1574 kaufte Ulrich Winter aus Mittelweiler die Voggenbergmühle, die kurz zuvor um eine Mahlmühle erweitert worden war. Die Wasser der Rot trieben nun ein Säg- und eine Mahlmühle an. Noch immer wird in der Voggenbergmühle der uralte Mühlkanal genutzt, mit einer Durchströmturbine aus dem Jahr 1944 – zur Stromerzeugung und zum Betrieb der modernen vollautomatischen Getreidemühle mit Pneumatikförderung.

Das Wohngebäude wurde um 1850 errichtet, der Mühlenbau 1948. Für ihn war schon Familie Meyer verantwortlich. Denn Andreas Meyer ist Müller in vierter Generation. Anno 1883 erwarb sein Vorfahre Matthäus Meyer die Mühle, die er später seinem Sohn Gotthilf Meyer übergab. 1985 übernahm Andreas Meyers Vater Gerhard, seit 2020 hat nun der Junior die Chefrolle inne.

Am Mühlentag stehen die Walzen still. „Bei so vielen Besuchern wäre es zu gefährlich“, sagt Andreas Meyer, der nach der Realschule eine „klassische Ausbildung“ als Mechatroniker machte, bevor er doch das Müllerhandwerk erlernte wie sein Vater. Am Mühlentag hat er sich – zusammen mit seiner älteren Schwester Andrea, die ebenfalls Müllerin ist – um die Gäste bei der Hof-Hocketse gekümmert. Unterstützt von vielen Helfer, wie dem Kindergarten Pusteblume oder der Dorfgemeinschaft Adelstetten. Es gab Schweinehals, Wildspezialitäten und Bauernhof-Eis, die Stimmung war bestens. „Wir machen schon seit dem ersten Mühlentag 1994 mit“, sagt Andreas Meyer, „und wenn das Wetter gut ist, dann ist bei uns was los.“ So viel Betrieb wünschte sich der 38-Jährige auch an anderen Tagen. „Zwar sind die Leute bewusster geworden und kaufen gerne regional ein, aber sie achten mittlerweile eben auch wieder sehr aufs Geld. Diese Klagen hört man ja auch aus der ganzen Bio-Branche.“

Das beste Mehl für Spätzle

Gerhard Meyer, der Seniorchef in der Voggenbergmühle, hat derweil viele neugierige Fragen der kleinen und großen Besucher beantwortet. Er hat die Technik der rund 70 Jahre alten Walzenstühle erläutert, mit denen das angelieferte Getreide zerkleinert wird. Fünfmal werde das Korn gemahlen. „Erst dann ist die Kleie weg.“ Der sogenannte Mehlgrieß werde dann elfmal gemahlen. „Insgesamt sind es also 16 Durchgänge, der Fachbegriff ist Passagen, bis zum Endprodukt.“ Und der 64-Jährige hat auch verraten, dass „Weizendunst“, der in der Feinheit zwischen Mehl und Grieß liegt, die beste Wahl für gute schwäbische Spätzle sei.