Beim Großreinemachen im Waldsee im Nürtinger Stadtteil Roßdorf tauchen Schrott, Altglas und viele Goldfische auf.

Nürtingen - Hechte, Zander, Barsche – darauf haben es die Fischer vom Anglerverein Petri Heil aus Nürtingen-Neckarhausen normalerweise abgesehen. Doch diesmal ließen die Angler ihre Ruten zu Hause und zogen stattdessen mit einem Schlauchboot, einer Motorsäge, Rechen, Seilen und Wurfhaken los, um den See im Kirchertwald im Nürtinger Stadtteil Roßdorf von Unrat zu befreien.

 

Die an die Stadtputzete angegliederte mehrtägige Aktion hat Erstaunliches zutage gefördert. Als größten Fremdkörper im Waldsee hat das rund ein Dutzend ehrenamtlicher Helfer ein Moped aus dem Wasser gefischt. Neben dem Gerippe einer Yamaha haben Unbekannte im Laufe der Zeit allerdings noch allerhand anderen Schrott versenkt: Maurerwannen mit Bauschutt, Autostoßdämpfer, Schlittschuhe, Bleche, Verpackungsmüll und – so berichtet der erste Wasserwart von Petri Heil Neckarhausen, Benjamin Buchelt – „Flaschen, Flaschen, Flaschen“.

Unbekannte setzen Zierfische aus

Dass die Angler auch auf Rotfedern und Rotaugen stießen, klingt nicht weiter verwunderlich. Andere Fische hingegen haben in dem See nichts verloren. Einen 1,20 Meter langen Wels etwa siedelten die Angler ebenso um wie eine Vielzahl von Goldfischen. Die Aquarienbewohner wurden vermutlich in dem Roßdorfer See ausgesetzt, die Zierfische haben nun in Gartenteichen und Parkanlagen ein neues Zuhause gefunden.

Um den Teich säubern zu können, mussten die Helfer zunächst den Wasserstand um zwei Drittel absenken, was gar nicht so einfach war. Ganz abgelassen worden ist der See aber nicht. Im Schlamm überwintern Teich- und Bergmolche. Aus Sorge vor Frost blieb eine Wasserschicht erhalten, so der städtische Umweltbeauftragte Jochen Hildenbrand.

Amphibien dient das Gewässer als Lebensraum

Den in den 1960er Jahren künstlich angelegten, etwa 2000 Quadratmeter großen Roßdorfteich stufte das Landratsamt Esslingen im Jahr 1991 als Naturdenkmal ein. Jochen Hildenbrand zufolge haben sich mit der Zeit „bedeutende Laichvorkommen“ entwickelt. Neben den Molchen dient der See auch anderen Amphibien wie Grasfröschen und Erdkröten als Lebensraum. Im See kommen zudem Muscheln vor, und in dem Bereich brüten auch Graureiher.

Denkbar, dass das Gewässer in Absprache mit dem Landratsamt künftig auch noch von einem Teil des Schlamms befreit wird, sagt Jochen Hildenbrand. In diesem Fall würde freilich darauf geachtet, dass Muscheln und Molche nicht gefährdet werden, betont der Umweltexperte im Nürtinger Rathaus.