Illegal abgestellter Sperrmüll wie jüngst in Stuttgart-Dürrlewang verschandelt ganze Straßenzüge. Die Abfallwirtschaft Stuttgart wird dem Problem kaum Herr, CDU-Stadträte fordern nun eine grundsätzliche Lösung.

Dürrlewang - Seit geraumer Zeit sind immer mehr Berge von illegalem Sperrmüll in der Stadt zu sehen. Ein Beispiel ist in Dürrlewang zu finden. Eine Leserin aus dem Stadtteil sieht sich und andere Anwohner mit diesem Problem konfrontiert. „Es ist traurig, dass in Dürrlewang die anständigen Menschen dafür bezahlen sollen, was Leute an der Straße abstellen. Seit rund drei Wochen stapelt sich hier der Sperrmüll, und es kommt täglich neuer Müll hinzu“, schreibt sie.

 

Mit ihrem Ärger rennt die Frau beim für Vaihingen zuständigen Betreuungsstadtrat Jürgen Sauer offene Türen ein. In einem von ihm und seinen Fraktionskollegen Markus Reiners, Philipp Hill und Beate Bulle-Schmid verfassten Antrag fordert die CDU-Gemeinderatsfraktion von der Verwaltung Aufklärung darüber, was gegen illegale Ablageplätze für Müll und Sperrmüll in der Stadt getan werden kann. „Die Verantwortung für den öffentlichen Raum scheint fortlaufend und in immer höherer Geschwindigkeit abzunehmen. Überall in der Landeshauptstadt entstehen nach und nach illegale Ablageplätze für Müll oder Sperrmüll, der teils tagelang nicht entsorgt wird“, heißt es im Antrag. Vermutlich könne dem Problem nur durch repressive Maßnahmen wie Bußgeld beizukommen sein. In anderen Städten gebe es eine Müllpolizei, in der Landeshauptstadt jedoch übernehme der städtische Vollzugsdienst diesen Part neben seinen sonstigen Aufgaben und deshalb nicht im erforderlichen Ausmaß.

Stadträte plädieren für eine gesonderte Müllpolizei

„Fraglich ist für uns, ob und wie die Stadt Stuttgart derartigen Problemen entgegentritt, wie die Landeshauptstadt diesbezüglich unterstützt werden kann, derartige Probleme künftig besser lösen zu können, mit welchem Personalkonzept sowie inhaltlichen und strukturellen Konzept man dem Problem künftig wirkungsvoll begegnen möchte und ob nicht auch die Überlegung einer gesonderten ,Müllpolizei‘ sinnvoll wäre, die ausschließlich für derartige Aufgaben zuständig ist“, heißt es in dem Antrag.

Der Anlass für den Antrag, sagt Jürgen Sauers Parteifreund Markus Reiners, sei die Beschwerde eines Bürgers gewesen. „Er hat sich bei der Stadt mit einer Gelben Karte beschwert und sich, weil er keine Antwort erhielt, an unsere Fraktion gewandt.“ Die Müllproblematik nehme „augenscheinlich“ zu, die Stadtgesellschaft verhalte sich immer verantwortungsloser. Er selbst, sagt Reiners, habe einmal Sperrmüll vors Haus gestellt und dann feststellen müssen, dass andere einfach Müll dazugestellt hätten: „Wenn das Farbeimer, Autoreifen oder lackiertes Holz gewesen wären, dann hätte dies die Abfallwirtschaft Stuttgart nicht mitgenommen. Das hätte ich dann selbst entsorgen müssen.“

Die Abfallwirtschaft Stuttgart bestätigt die Häufung von Klagen über illegalen Müll

Auf Anfrage unserer Zeitung antwortet die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), dass es immer mehr Klagen gibt, „dass Leute einfach ihren Müll auf bereits bereitgestellten Häufen entsorgen“. Einen direkten Zusammenhang mit Corona und der Möglichkeit, dass Leute mehr Zeit zu Hause verbringen und die Wohnungen entrümpeln, lasse sich nicht herstellen, „denn dieser Zustand dauert schon länger an“. Die Probleme mit unrechtmäßig abgestelltem Müll, so die AWS, „verteilen sich mittlerweile über die ganze Stadt“.

Laut der AWS gilt generell: Ein zur Abfuhr angelegter Sperrabfallauftrag eines Bürgers per Karte, Anruf oder Internet umfasst circa drei Kubikmeter im regulären Auftrag. Dieser wird zu einem zugewiesenen Termin abgeholt. Unerlaubte Aufträge sind Sperrabfallbereitstellungen ohne Anmeldung oder ohne Abholdatum oder Bereitstellungen, die deutlich größer sind als drei Kubikmeter. An einer Adresse in Dürrlewang sei bereits Sperrmüll unerlaubt mit sechsfacher Menge angelegt worden: „An diesem Ort war die AWS allerdings schon vergangene Woche und hat mehr als sechs Kubikmeter geladen. In diesem Zusammenhang daher nochmals der Hinweis, dass weder zu früh noch zu viel rausgestellt werden darf.“