Ein 32-jähriger Mundelsheimer soll auf der Flucht nach einem Drogengeschäft einen Polizisten angefahren haben. Er bestreitet jegliche Absicht.

Es sind dramatische Szenen, die sich im August 2020 in der Tiefgarage des Marstallcenters in Ludwigsburg ereignet haben. Nach einem von der Polizei eingefädelten und überwachten Drogengeschäft konnten die Beamten zwei Täter in der Tiefgarage des Marstallcenters auf frischer Tat festnehmen. Ein 32-Jähriger aus Mundelsheim, der 500 Gramm Kokain aus Pleidelsheim nach Ludwigsburg gebracht hatte, floh jedoch aus der Tiefgarage und verletzte dabei einen Polizisten eines mobilen Einsatzkommandos mit seinem Auto. Was genau sich dabei abgespielt hat, wird derzeit am Landgericht Stuttgart untersucht.

 

„Er hat das Auto als Waffe benutzt“, sagt der Staatsanwalt

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 32-Jährigen versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor. Laut Anklage habe der Mundelsheimer durch die lautstarke Kommunikation in der Tiefgarage mitbekommen, dass seine Komplizen festgenommen wurden und wollte fliehen. An der Ausfahrt habe er seine Parkkarte ins Terminal gesteckt und sah dann einen Polizisten in Zivil, der sich mit einem E-Scooter näherte. „Er sah ihm in die Augen und hat dann sein Auto als Waffe benutzt“, trug der Erste Staatsanwalt Johannes Kienle vor.

Er habe auf kurzer Distanz auf 25 Stundenkilometer beschleunigt und den Polizisten seitlich getroffen, sodass dieser zu Boden gegangen sei. „Es war ihm klar, dass sich der Beamte nicht in Sicherheit bringen konnte, er nahm eine tödliche Verletzung in Kauf“, führte Kienle weiter aus. Die Polizei gab sechs Schüsse auf das flüchtende Fahrzeug ab. Dennoch konnte der Angeklagte entkommen und wurde erst einige Wochen später in Belgien festgenommen. Der Polizist erlitt eine Beckenprellung und -verstauchung, ein Schleudertrauma und Schürfwunden.

Angeklagter ist bereits wegen des Drogendelikts verurteilt worden

Den Vorwurf des versuchten Mordes wies der 32-Jährige, der wegen dieser Tat vom Amtsgericht Ludwigsburg wegen Beihilfe zum Drogenhandel bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, von sich. Über seinen Verteidiger, den renommierten Stuttgarter Strafverteidiger Markus Bessler, ließ er erklären, er habe den Polizisten nicht verletzen wollen. Er habe gemerkt, dass es einen Polizeieinsatz in der Tiefgarage gebe und ihm sei auch klar gewesen, dass es ein Polizist sei, der sich demonstrativ mit seinem E-Scooter vor die Ausfahrt gestellt habe.

Er habe diesem jedoch ausweichen wollen und sei der Meinung gewesen, er habe das auch geschafft. Als auf ihn geschossen wurde, habe er Todesangst bekommen und sei Hals über Kopf geflüchtet. Die Polizisten hätten nicht auf die Reifen, sondern auf ihn geschossen. Er habe deswegen immer noch Albträume und wache schweißgebadet auf.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt, das Urteil wird für den 20. Juli erwartet.