Der neue Verein Regionalentwicklung Schwäbischer Wald bezieht seine Räume im Murrhardter Rathaus. Noch bis Mitte Dezember können Privatpersonen, Kommunen, Vereine und Unternehmen in einer ersten Runde Anträge auf finanzielle Förderung stellen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Murrhardt - Die Büroräume des neuen Vereins Regionalentwicklung Schwäbischer Wald im zweiten Stock des Murrhardter Rathauses sind bis dato nur spärlich bestückt. Die Wände sind weitgehend leer. Kein Wunder, die Geschäftsstelle wurde ja eben erst bezogen. Manch einem Besucher springt bei der Eröffnung in kleiner Runde am Dienstagmittag das wohl imposanteste Möbelstück ins Auge. In einer Ecke des Büros der neuen Regionalmanagerin Sandra Öchslen steht ein bleischwerer Tresor.

 

Ob darin wohl die vier Millionen Euro lagern, die der Verein im Rahmen des sogenannten Leader-Förderprogramms der Europäischen Union (EU) und des Landes Baden-Württemberg verteilen darf? Diese nicht erst gemeinte Frage eines Besuchers beantwortet der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner grinsend mit einem klaren Nein. Der Tresor gehöre allerdings der Stadtkasse. Bisher habe sich leider niemand gefunden, der das gewichtige Teil wegschaffen könne.

Privatpersonen, Kommunen, Vereine und Unternehmen

Die Zahl vier Millionen indes stimmt. Die Regionalmanagerin kann in den Jahren bis 2020 im Zusammenspiel mit dem Vereinsvorstand und dem Beirat sowie in Absprache mit dem Ministerium für Ländlichen Raum in Stuttgart diese stattliche Summe für Modellprojekte im Schwäbischen Wald springen lassen. Anträge stellen dürfen Privatpersonen, Kommunen, Vereine, Unternehmen – quasi jedermann.

Dem Verein sind sieben Bereiche besonders wichtig: Wohnen und Leben, demografischer Wandel, attraktive Familienregion, Mobilität, natürliche Ressourcen, nachhaltiger Tourismus sowie Wirtschaft. In der ersten Förderrunde stehen laut Auskunft des Europabeauftragten des Rems-Murr-Kreises Frieder Oesterle 400 000 Euro von der EU zur Verfügung sowie zusätzlich bis zu 250 000 Euro Landesgeld. Bis zum 15. Dezember könnten die Interessenten ihre Anträge abgeben. Bis dato seien beim Landratsamt in Waiblingen knapp ein Dutzend Ideen eingespeist worden. Details könne er leider nicht verraten, sagt Oesterle, nur so viel: es seien mehr Projektanträge von Privatleuten als von Kommunen. „Das zeigt: das Programm wird von den Bürgern angenommen.“

Ökologische, soziale und innovative Ideen gesucht

Beim kürzlich beendeten ersten sogenannten Leader-Programm sind beispielsweise der barrierefreie Umbau des Waldsees in Murrhardt-Fornsbach, das Projekt virtuelle Limeswelten, die Weidenkathedrale des Erfahrungsfelds der Sinne bei Welzheim sowie mehrere Projekte zum Ausbau von innerörtlichem Wohnraum in einigen Dörfern gefördert worden. Der Kreiswirtschaftsförderer Markus Beier erklärt am Rande der Veranstaltung, dass die Leader-Bezuschussung künftig auch mit anderen Programmen kombiniert werden dürfe, etwa mit der Städtebauförderung.

Die neue Projektmanagerin berichtet, dass sie bis dato in ganz ähnlicher Funktion im Augsburger Land gearbeitet habe. Die 34-Jährige ist Diplom-Geografin. Die zweite Mitarbeiterin des Büros ist Beate Grimm (51). Sie war bislang bei der Dualen Hochschule in Stuttgart beschäftigt. Alle Projektanträge gehen zunächst über den Tisch der beiden Damen. Sandra Öchslen sagt, wer ökologische, soziale beziehungsweise innovative Ideen präsentiere, der dürfte ganz gute Karten haben. Landkreisübergreifende Projekte – beispielsweise die Beschilderung von Wanderwegen – kämen sicherlich auch in die engere Wahl.

Beim Smalltalk mit einem Gläschen Sekt lüftet der Murrhardter Bürgermeister dann auch noch das Geheimnis des Tresors in der Büroecke: Darin befänden sich ganz bestimmt keine Geldscheine, sondern nur Papiere der Stadtkasse, die allerdings nicht jeder sehen dürfe.

Vier Landkreise, ein Gebiet

Programm
Leader ist eine französische Abkürzung und steht für Liaison Entre Actions de Dévelopement de l’Économie Rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Zum Leader-Gebiet Schwäbischer Wald gehören der Rems-Murr-Kreis mit den Gemeinden Althütte, Großerlach, Kaisersbach, Murrhardt, Rudersberg, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr, Welzheim sowie den Ortsteilen Pfahlbronn und Vordersteinenberg der Gemeinde Alfdorf sowie weitere Kommunen in den Landkreisen Schwäbisch Hall und Heilbronn sowie im Ostalbkreis.

Büro
Die Geschäftsstelle im Murrhardter Rathaus hat die Telefonnummer 0 71 92/21 32 70 und die Mail-Adresse schwaebischerwald.leader@murrhardt.de.