Einen Konflikt zu lösen, der kaum zu lösen ist, gleicht der Quadratur des Kreises. Während die Stadtverwaltung sich erneut als Schlichterin zwischen den beiden Vereinen versucht, äußern sich die beiden Kontrahenten kompromisslos.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Musberg - Es will keine Ruhe einkehren. Der Streit zwischen dem TSV Musberg und dem Ringerverein KSV hält Musberg seit Monaten in Atem, zum wiederholten Mal hat das Fernsehen in der vergangenen Woche dazu berichtet. Einen Tag nach der Sendung hat sich die Stadt Leinfelden-Echterdingen zu Wort gemeldet. Nach einem Gespräch mit dem Ältestenrat des Gemeinderats versucht sich die Verwaltung erneut als Schlichter.

 

Zur Erinnerung: Bei dem Streit geht es um Finanzen, Feindseligkeiten und die Tatsache, dass sich die Ringer vom TSV abgespalten und einen eigenen Verein gegründet haben. Nachdem die Stadt dem TSV die Schlüsselgewalt für die Hallen übertragen hatte, hat der TSV die Ringer ausgesperrt. Am 29. Juni hatten die TSV-Mitglieder – auf Vorschlag des Oberbürgermeisters Roland Klenk – darüber abgestimmt, ob die Ringer wieder Trainingszeiten in den Musberger Hallen bekommen. Eine Mehrheit hatte dies abgelehnt.

Was passiert, wenn sich der TSV Musberg widersetzt?

In einem Brief an die Vereinsvorsitzenden und einer Mitteilung an die Presse probt die Verwaltungsspitze nun die Quadratur des Kreises. Einerseits erkennt sie den Entscheid der TSV-Mitglieder an, andererseits macht sie „einige klarstellende Anmerkungen“, wie sie es nennt. „Der TSV Musberg soll demnach bis zum 15. Dezember ein Konzept erarbeiten, das die Auslastung des Gymnastik- bzw. Ringerraumes auch mit Ringen in der Verantwortung des TSV Musberg zum Inhalt hat“, steht in der Pressemitteilung. Bis das Konzept vorliege, „hat die Stadtverwaltung einige Regelungen getroffen“, ist weiter zu lesen. Dazu gehöre, dass der Doppel-Weltmeister Frank Stäbler nicht nur vormittags im Ringerraum für die Olympischen Spiele 2020 trainieren dürfe, sondern auch an zwei Abenden. An jenen Tagen, an denen Stäbler abends trainiere, habe der TSV zudem den Schülern und Jugendlichen des KSV Zutritt zu gewähren. „Ich sehe das nicht als Vorschlag der Stadt, das ist eine Auflage“, sagt der Oberbürgermeister auf Nachfrage unserer Zeitung. Was passiert, wenn sich der TSV widersetzt, lässt Klenk offen. Dabei zeichnet sich ab, dass er auf diese Frage schon bald eine Antwort parat haben sollte. Die Eskalation ist zum Greifen nah.

Die Vorsitzenden sind beide gegen den Vorschlag

Beide Seite lehnen den Kompromissvorschlag nach Informationen unserer Zeitung kategorisch ab. „Ich bin von der Stadt maßlos enttäuscht“, sagt Joachim Beckmann, Vorsitzender des TSV Musberg. Der Brief aus dem Rathaus sei unvermittelt hereingeflattert, niemand habe sich die Mühe gemacht, das persönliche Gespräch zu suchen. „Die schriftliche Zusage wird gebrochen und der TSV-Mitgliederentscheid mit neuen Auflagen willkürlich infrage gestellt.“ Ziel des TSV sei es, in den Sommerferien die Ringer-Kinder vom KSV abzuwerben und in den TSV zu integrieren. Wenn sie aber als KSV-Mitglieder Trainingszeiten eingeräumt bekämen, habe der TSV kein Druckmittel mehr. Beckmann kündigt deshalb an: „Der TSV Musberg wird das von ihm geforderte Nutzungskonzept in dieser Woche noch bei der Stadt abgeben und fordert die Umsetzung ab 10. September bedingungslos.“ Es liegt auf der Hand, dass die KSV-Ringer darin nicht vorkommen werden.

Andreas Stäbler, Vorsitzender des KSV, hält indessen nichts von zwei Trainingsabenden für den Weltmeister Stäbler. „Ein Sportler auf Weltklasseniveau kann doch nicht nur zweimal abends trainieren“, sagt er. Die Vormittage seien kein Trost, „da hat er ja keine Trainingspartner“. Und auch für die jungen Ringer seien zwei Einheiten die Woche zu wenig, wenn man sie nach vorne bringen wolle. „Man muss sich entscheiden: Will man das Ringen in Musberg noch?“ Die Option, dass die Ringer Musberg den Rücken kehren, gebe es zwar, sagt Stäbler. Aber das sei keineswegs aktuell. „Wir sind in Musberg geboren, das Ringen ist hier groß geworden, ich habe das Gefühl, dass viele wollen, dass wir hier bleiben.“