Das Mercedes-Museum bleibt der Primus unter den Stuttgarter Museen. Im vergangenen Jahr kamen 819 793 Besucher, mehr als die Hälfte davon aus dem Ausland. Auch das Naturkundemuseum, das Landesmuseum und das Kunstmuseum begrüßten mehr Gäste.

Stuttgart - Stuttgart hat viele Museen – und wie es einer Autostadt würdig ist: Zwei Automuseen, die bei der Besuchergunst an der Spitze stehen.

 

Der Primus

Das Mercedes-Museum feierte 2016 sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Und beging dies an einem Wochenende bei freiem Eintritt. 25 000 Besucher lockte das. Diese Zahl trug mit dazu bei, dass das Museum nach dem Rekordjahr 2007 (860 000 Besucher) das zweitbeste Ergebnis erzielte. Von den 819 793 Gästen kamen 57 Prozent aus dem Ausland, vornehmlich aus China, den USA, Frankreich und der Schweiz. Im August wird Stuttgart dank des Mercedes-Museums zum Urlaubsziel: 71 Prozent aller Besucher kamen in diesem Monat aus dem Ausland.

Der Zweite

Wenig überraschend bleibt die Reihenfolge auf dem Treppchen gleich. Das Porschemuseum begrüßte mit 445 000 Besuchern fast genau so viele Gäste wie im Jahr 2015. Im April durften sich dann Justine und David Boscaglia aus Melbourne, Australien, freuen. Sie waren Besucher Nummer 3 000 000 und 3 000 001 und durften ein Wochenende lang ein Porsche 911 Cabriolet fahren.

Der Dritte

Auch hier hat sich nichts geändert. Die Staatsgalerie liegt mit 354 430 Besuchern auf Rang drei. Allerdings kamen rund 20 000 Besucher weniger als im Vorjahr. Der Grund dafür: Oscar Schlemmer zieht mehr als Francis Bacon. 2015 begeisterte der Bauhaus-Künstler Schlemmer als Lokalmatador die Stuttgarter Museumsbesucher. Der britische Maler Bacon verhalf der Staatsgalerie dennoch zu einem guten Ergebnis. Zum Vergleich: 2014 waren nur 221 580 Menschen in die Staatsgalerie gekommen.

Der Gewinner

Das Landesmuseum Württemberg legte zu. Der Erfolg gründe sich darin, so das Museum, dass man die Schausammlung neu sortiert und präsentiert hat. Und natürlich in der Sonderausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“, die Ende Oktober begonnen hat und noch bis zum 23. April dauert. Dem Naturkundemuseum bescherte die Große Landesausstellung „Die Naturdetektive“ einen Zuwachs an Besuchern.

Das Weltkulturerbe

Es ist ein großer Titel. Die beiden Häuser von Le Corbusier in der Weißenhofsiedlung zählen seit dem vergangenen Jahr zum Kulturerbe der Welt. Und das wird beachtet. „Wir haben seitdem deutlich mehr Besucher als in den Jahren zuvor“, sagt Anja Krämer, Leiterin des Weißenhofmuseums. 30 229 Besucher waren es, darauf will man aufbauen. Krämer rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Zuwachs, vor allem an Gruppenreisen. Das sind dann Geburtstagsgäste, denn die Weißenhofsiedlung wird in diesem Jahr 90 Jahre alt.

Das Besondere

Einig sind sich alle Häuser, Zuwachs beim Publikum erreicht man nur mit Sonderausstellungen. Die Stammkunden haben den Bestand bereits gesehen, die Laufkundschaft will das Besondere, so wie Schlemmer, Schwaben oder Naturdetektive. „Aber wir werden nicht gerne nur an den Zahlen gemessen“, sagt Ines de Castro, Chefin des Linden-Museums. Ständig spektakulärere Ausstellungen zu zeigen dürfe nicht der Königsweg sein. So habe man sich im Völkerkundemuseum bewusst entschieden, mit der „Welt des Schattentheaters“ Teile der vielfältigen Sammlung der Öffentlichkeit zu zeigen, obwohl klar gewesen sei, „das ist kein Besuchermagnet“. Das zeigte sich dann auch in einem Rückgang der Zahlen von 82 690 auf 67 466.

Die Baugeschädigten

Im Haus der Geschichte musste umgebaut werden. Der Brandschutz war nicht mehr auf dem neusten Stand gewesen. Deshalb gab es keinen Platz für eine Sonderausstellung. Prompt kamen 20 000 Besucher weniger als noch im Jahr 2015. Doch nun soll Hollywood-Erfinder Carl Laemmle die Menschen locken. Die Straßenbahnwelt leidet unter Stuttgart 21 und dem Rosensteintunnel. Wegen der Bauarbeiten am Charlottenplatz und am Rosenstein können die historischen Straßenbahnen nur noch eine kurze Runde ums Museum fahren. Das kostet Besucher. Statt 14 000 Menschen kamen 10 500. Doch Besserung ist in Sicht. Im letzten Quartal 2017 können die Bahnen wieder ihre gewohnten Runden drehen. Das Stadtmuseum Bad Cannstatt wurde mehrere Monate umgebaut, die Dauerausstellung neu gestaltet.

Der Neuling

Wenn der Himmel nicht geholfen hat, so doch zumindest der Kalender. Das Bibelmuseum startete 2015 quasi mit dem Kirchentag. Nun hat es das erste volle Jahr geschafft, mit 11 531 Besuchern hat es sich umgehend etabliert. Nun befinden wir uns ja im Lutherjahr, dass das Bibelmuseum bereits mit einer Ausstellung angemessen begrüßt hat. Am 9. März wird man sich mit einer Installation den vier Soli, den Kernaussagen der Reformation, nähern.

Ein Ausblick

Die Schwaben sowie die Herren Martin Luther und Carl Laemmle wurden ja bereits erwähnt. Im Linden-Museum soll das Südsee-Flair von Hawaii helfen, im Kunstmuseum gibt es die Sammlungen der Ehepaare Teufel und Klein zu sehen. Die Staatsgalerie zeigt Werke von Cézanne, Manet und Van Gogh. Im Mercedes-Museum erkundet man die Geschichte des Auto-Tuners AMG. Und veranstaltet vor dem Museum den Konzertsommer.

Außer Konkurrenz

Das beliebteste Ausflugsziel der Stuttgarter wollen wir aber nicht verschweigen. Es bleibt die Wilhelma. 1,3 Millionen Besucher kamen in den zoologisch-botanischen Garten, um Tiere und Pflanzen zu bewundern. Auf den ersten Blick ist dies ein wahnsinniger Rückgang, verkündete man 2015 doch noch eine Zahl von 2,3 Millionen Besuchern. Doch mittlerweile zählt man ehrlich. Bisher haben die Wilhelma-Betreiber unterstellt, jeder Besitzer einer Jahreskarte käme 20-mal. Fast alle Zoos in Europa haben sich nun darauf verständigt, jeden Besucher zu registrieren. Und so kam man auf 1,3 Millionen Besucher. Als neue Attraktionen sollen die größten aller Raubkatzen die Besucher anziehen, damit es auch in der Wilhelma wieder heißt: Gut gebrüllt, Löwe.