Im Jahr 2016 musste die Museumswerkstatt für Telekommunikation schließen. Seitdem wurden die Exponate eingelagert, doch nun muss das Lager geräumt werden. Dank des Engagements von Wolfgang Kuebart konnte nun eine neue Heimat gefunden werden.

Zuffenhausen - Bis Mitte 2016 gab es an der Lorenzstraße 10 in Zuffenhausen die Museumswerkstatt für Telekommunikation. Auf 240 Quadratmetern wurden dort Exponate der Firmen Lorenz, Mix & Genest, SEL und Alcatel-Lucent ausgestellt, die die Geschichte des Fernmeldewesens illustrierten. Die Palette reichte von historischen Telefonen über Mikrofone, Telegrafen und Funkgeräte. Sogar eine große Vermittlungsanlage aus den 1930er Jahren konnte von den Besuchern bestaunt werden. Viele der teilweise bis zu 150 Jahre alten Sachen durften sogar ausprobiert werden.

 

Spender werden gesucht

Im Juni 2016 war damit Schluss: Damals übernahm die Firma Nokia den Standort, außerdem mietete die Firma Porsche Räume in dem Gebäudekomplex an. Seitdem wurden die Exponate dort zwar noch gelagert, konnten aber nicht mehr besichtigt werden. Doch auch das ist jetzt nicht mehr möglich: Nokia zieht nach Feuerbach, und die Sammlung muss aus der Lorenzstraße verschwinden. „Am neuen Standort ist kein Lager dafür vorgesehen“, sagt Wolfgang Kuebart. Er war bis 2016 Kurator der Museumswerkstatt und hat sich danach um die eingelagerten Gegenstände gekümmert. Zunächst wusste er nicht, wie es weiter geht. Seit einigen Tagen gibt es nun eine Lösung: Der Diplom-Physiker, der 32 Jahre für Alcatel gearbeitet hat und seit 2016 im Ruhestand ist, mietete zwei Kellerräume an der Tübinger Straße in der Innenstadt an. Fast 1000 Euro kostet das im Monat. Geld, das Kuebart zunächst vorstreckt. Allerdings hat er eine Mail an rund 250 Freunde der Museumswerkstatt geschrieben, in der er um Unterstützung bittet. Immerhin 40 Spender hat Kuebart bislang gefunden.

Die rund 250 Quadratmeter große Fläche in der Innenstadt reicht aus, um fast alle Exponate dort einzulagern. Lediglich die 4,50 Meter lange und 2,60 Meter hohe Vermittlungsanlage aus den 1930er Jahren hat dort keinen Platz. „Wahrscheinlich kommt sie in ein Münchner Computermuseum“, sagt Kuebart. Lieber wäre es ihm aber, wenn sich ein Platz irgendwo in Stuttgart dafür fände. Momentan läuft der Umzug auf Hochtouren. „Ich kämpfe mit den Bedingungen“, sagt der engagierte Ruheständler. Mal fehle hier eine Schraube, mal dort irgendein anderes Teil. Neben den Exponaten ziehen nämlich auch Regale und Vitrinen mit an die Tübinger Straße.

Ziel ist es, die Exponate wieder auszustellen

Zunächst sollen die Exponate nur eingelagert werden. „Ziel ist es aber, sie irgendwann wieder ausstellen zu können“, sagt Kuebart, der im Westen wohnt. Zuletzt war das – mit coronabedingten Unterbrechungen – zumindest für einige Monate möglich: Im Stadtpalais gab es von Oktober 2020 bis April 2021 die Ausstellung „Firmen. Geschichten. Stuttgart“, in deren Rahmen Gegenstände aus der Museumswerkstatt zu sehen waren. Vor diesem Hintergrund hofft Kuebart, dass die Stadt Stuttgart Interesse an diesem Teil ihrer Industriegeschichte zeigt.

Wenn der Umzug erst einmal über die Bühne ist, dann möchte Kuebart einen gemeinnützigen Verein gründen. Aus dessen Fundus heraus sollen dann auch die Mietkosten finanziert werden: „Jeder, der mitmachen möchte, ist hochwillkommen.“ Schließlich soll die Erinnerung an längst vergangene Kommunikationsmittel nicht verloren gehen. Noch zu Öffnungszeiten des Museums, so erinnert sich Kuebart, habe er dort beispielsweise junge Besucher gehabt, die in natura noch nie ein Telefon mit Wählscheibe gesehen hatten.