Das Kindermädchen fliegt weiter nach Hamburg: Im Januar 2018 verlässt das Musical „Mary Poppins“ Stuttgart – trotz guter Auslastung, die laut Stage Entertainment momentan bei 80 Prozent liegt. Folgt „Aladdin“ oder der „Glöckner von Notre Dame“? Über vier Optionen denkt der Marktführer nach.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Supercali-was? Kaum, dass man in Stuttgart das Zauberwort gelernt hat, schwebt das berühmteste Kindermädchen aller Zeiten mit seinem Regenschirm davon. Supercali – und was kommt danach? Na, klar: Fragilistic! Expiali! Getisch!

 

Künftig wird der Zungenbrecher „Supercalifragilisticexpialigetisch“ in Hamburg erklingen. Von Anfang 2018 an kann das Disney-Mackintosh-Musical im hohen Norden mit dem Teelöffel Zucker, mit viel Witz und mit poesievollen Spaziergängen durch ein knallbuntes Bilderbuch-Bühnenbild das Bittere des Lebens versüßen.

Castingabteilung sucht Darsteller für Hamburg

Am Dienstag hat die Stage Entertainment die Recherche unserer Zeitung bestätigt. Demnach bleibt „Mary Poppins“ doch keine zwei Jahre im Apollo-Theater im Möhringer SI-Centrum, was zunächst geplant war. Nach 15 Monaten fällt im Januar 2018 der letzte Vorhang. In der Pressestelle der Musicalmacher herrscht neue Offenheit. Bei der Show „Bodyguard“, die im kommenden Herbst von Köln nach Stuttgart zieht, hatte man selbst dann noch ein Geheimnis aus dem Spielplanwechsel gemacht, als die Ticketbüros längst den Vorverkaufsstart für die Show mit den Whitney-Houston-Hits bekannt geben hatten.

„Wir bedauern, dass ,Mary Poppins’, ein herausragendes und beim Publikum sehr beliebtes Musical, Stuttgart verlässt“, sagte Stage-Sprecher Jürgen Langerfeld. Aber das Entertainment-Unternehmen wolle den Erfolg in Hamburg fortsetzen, um die Menschen dort mit dieser Show zu erfreuen.

Mangelnde Nachfrage ist nach seinen Worten nicht der Grund für den vorzeitigen Wechsel, der in der Branche für Überraschung sorgt. „Noch immer liegt die Auslastung von ,Mary Poppins’ bei 80 Prozent wie in der Anfangszeit“, versicherte Langerfeld. Anders als bei Shows, die schwächeln, führt das Unternehmen in diesem Fall den Dienstag als Spieltag fort. Beim Boxer-Musical „Rocky“, das in Stuttgart gefloppt ist, hatte es früh zwei Ruhetage gegeben. Außer dem Montag war auch der Dienstag hier spielfrei.

Die Castingabteilung der Stage Entertainment sucht bereits Darsteller für „Mary Poppins“ in Hamburg. In der Ausschreibung heißt es, dass die neuen Ensemblemitglieder erst in Stuttgart und dann für sieben Monate in Hamburg spielen sollen. „Die angegebenen sieben Monate bedeuten aber nicht, dass die Show nur so lange an der Alster bleibt“, erklärte Langerfeld.

„Anastasia“ und „Amelie“ sind noch im Rennen

Kommt im Frühjahr des kommenden Jahres die Disney-Show „Aladdin“ nach Stuttgart, wie häufig zu hören ist? Nach den Worten des Stage-Sprechers ist noch keine Entscheidung darüber gefallen. Diese erwartet er für Juni. Über die Alternativen von „Aladdin“ hat er ohne Geheimniskrämerei gesprochen. Möglich für Stuttgart seien außerdem „Der Glöckner von Notre Dame“ (derzeit in Berlin) sowie „Anastasia“ und „Amelie“ (beide Shows sind Hits am Broadway).

Dagegen soll die Musicalversion des deutschen Kinohits „Fack ju Göhte“, an der gerade Simon Triebel, der Gitarrist der Band Juli, mit weiteren Kollegen im Auftrag der Stage Entertainment arbeitet, im Frühjahr 2018 in München Premiere feiern.