Einen strahlenden Erfolg hat das Musical Chicago in Stuttgart bisher nicht gefeiert. Jetzt hat Stage Entertainment eine Premiere für den Herbst angekündigt. Kenner der Szene munkeln, dass Chicago den Ring frei machen muss für Rocky.

Stuttgart - Es wurde viel gemunkelt in der Szene über das Musical Chicago, das erst vor Kurzem in Stuttgart Premiere feierte. Zu wenig Show und Kulisse, zu viel Tanz und Jazz – nicht unbedingt ein Publikumsmagnet für die breite Masse. Das könnte auch Stage Entertainment festgestellt und nur drei Monate nach der Premiere die Reißleine gezogen haben. Wird der Broadway-Klassiker nur noch bis September auf der Bühne zu sehen sein und womöglich durch das Musical über die Filmboxer-Legende Rocky ersetzt?

 

Soviel steht bereits fest: Die nächste Musical-Premiere in Stuttgart wird schon im nächsten Herbst stattfinden. Der Veranstalter Stage Entertainment hat für kommende Woche zu einem Pressetermin geladen, an dem eine neue Produktion vorgestellt werden soll. Für das neue Stück wird eines der beiden aktuell in Stuttgart gespielten Musicals im SI-Centrum weichen müssen: entweder Chicago oder Tarzan (seit November 2013 im Apollo Theater). Auf die Frage, in welches Theater die neue Produktion einziehen wird und welches Musical dafür seine Segel streichen muss, antwortet der Pressesprecher von Stage Entertainment in Stuttgart, Jürgen Langerfeld, nicht. Er verweist auf den offiziellen Pressetermin in der kommenden Woche.

Künstlerisch wertvoll, aber nicht für die breite Masse

Die Anzeichen deuten allerdings darauf hin, dass die traditionelle Broadway-Produktion Chicago die Bühne räumen muss. Kein aufwendiges Bühnenbild, keine pompösen Kostüme, stattdessen Besinnung auf die Grundbausteine des Musicals. Das ist musikalisch und künstlerisch wertvoll, scheint vom Publikum aber nicht angenommen worden zu sein. Angaben zu Verkaufs- und Besucherzahlen – weder zu Chicago noch zu Tarzan – will Pressesprecher Langerfeld nicht machen.

Diverse Reisebüros in der Region, die Tagesausflüge zu den beiden Stuttgarter Musicals anbieten, teilen indes auf Anfrage mit, dass sie im Schnitt für Tarzan doppelt oder gar dreimal so viele Tickets verkaufen wie für Chicago. Man sei gar nicht böse darüber, wenn der Broadway-Klassiker abgesetzt werden würde, ist sogar zu hören. Viele ihrer Kunden würden sich das Musical Tarzan mehrmals anschauen, sagt eine Reisebüromitarbeiterin aus dem Landkreis Biberach, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Wer so viel Geld in einen Musicalbesuch investiere, der erwarte auch was für sein Geld, sagt sie: „Tarzan ist viel spektakulärer – die Bühne, die Kostüme, die Action. Da hat Chicago für einen ähnlichen Preis viel weniger zu bieten.“

Bereits Sister Act wanderte von Hamburg nach Stuttgart

Als potenzieller Nachfolger auf der Stuttgarter Bühne wird das Musical Rocky hoch gehandelt, das zurzeit noch im Operettenhaus in Hamburg aufgeführt wird. Die Pressesprecherin der Stage Entertainment in der Hansestadt will sich dazu nicht äußern. Für einen Rocky-Abgang spricht aber nicht nur, dass es auf der Homepage Karten nur noch bis Mitte August zu kaufen gibt. Auch Kenner der Szene sprechen davon, dass das Box-Musical bald in Stuttgart zu sehen sein könnte. Das wäre kein ungewöhnlicher Weg: Sister Act kam von Hamburg nach Stuttgart und feierte in der Landeshauptstadt einen großen Erfolg.