Anna Netrebko widmet sich Opernarien des musikalischen Naturalismus und glänzt mit fülligen Farben – gibt aber ihrem zweiten Ehemann, dem Tenor Yusif Eyvazov, zu viel Raum.

Stuttgart - Auch wenn das Cover von Anna Netrebkos neuer CD deren Inhalt – Opernarien des musikalischen Naturalismus (Verismo) – auf ziemlich peinliche Weise konterkariert: Diese Aufnahme zeigt die 44-jährige russische Sopranistin auf der Höhe ihrer Kunst. Vor allem die (nochmals hörbar schwerer, dramatischer gewordene) Mittellage der Sängerin glänzt mit fülligen Farben – eine Qualität, die vom Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappanos Leitung befördert wird und die gelegentliche Mühen der Sängerin in höchster Höhe wie auch gelegentliche nervige Sänger-Marotten (angeschliffene Töne) an den Rand drängt. Manchen der Frauengestalten Puccinis (Tosca!), Cileas, Giordanos, Catalanis, Boitos und Leoncavallos kommt Anna Netrebko außerdem nahe. Dass sie zurzeit offenbar nur im Doppelpack mit ihrem zweiten Ehemann zu haben ist, dem stimmlich und gestalterisch blässlichen Tenor Yusif Eyvazov (die CD beschließt der komplette Wüsten-Akt von „Manon Lescaut“): Diese Kröte schluckt man allerdings mit Unbehagen.